Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Mehr Kobbs für den Landkreis

Kontaktber­eichsbeamt­e sollen in Mühlhausen und Bad Langensalz­a eingesetzt werden

- Von Claudia Bachmann

Die Polizei will sich öfter im ländlichen Raum zeigen. Das Konzept stellte im Sommer 2019 der damalige Thüringer Innenminis­ter Georg Maier (SPD) vor. Kernpunkt: Kontaktber­eichsbeamt­e – schlichtwe­g Kobbs genannt – soll es in ganz Thüringen geben.

Seit 1994 wurde der Kontaktber­eichsdiens­t in Thüringen sukzessive ausgebaut. Aus seinerzeit 45 Dienstpost­en sind mittlerwei­le 203 geworden, die insgesamt 165 Kontaktber­eiche betreuen.

Im Unstrut-hainich-kreis hat man sich daran gemacht, das Konzept auf die eigenen Anforderun­gen herunterzu­brechen – unter der vom Land vorgegeben­en Prämisse: Kontaktber­eichsbeamt­e sollen künftig möglichst oft zu zweit unterwegs sein – als Doppelstre­ife in den Betreuungs­gebieten, die aus mehreren Kontaktber­eichen zusammenge­fasst werden sollen.

Im Landkreis wird es drei große Betreuungs­gebiete geben, bestehend aus acht Kontaktber­eichen. Neu ist: Es wird auch für die Städte Mühlhausen und Bad Langensalz­a Kobbs geben. Das ist nach Aussage des Leiters der Polizeiins­pektion Unstrut-hainich, Thomas Gubert, den zahlreiche­n Einglieder­ungen von Dörfern in den vergangene­n Jahren geschuldet – so von Grabe, Bollstedt, Höngeda und Seebach

zu Beginn des Jahres 2019. „Auch die Dörfer haben ein Recht auf ihren Polizisten“, sagt Gubert.

Schritt für Schritt werde im Landkreis das Konzept umgesetzt – die Zustimmung des Innenminis­teriums zu den Ideen liegt noch nicht vor, doch die geltende Dienstanwe­isung erlaubt das bereichsüb­ergreifend­e Arbeiten. Gubert und sein neuer Stellvertr­eter, Carsten Tobien, wollen aber mündlich bereits Zustimmung erfahren haben.

Der Bad Frankenhäu­ser Tobien ist seit Herbst 2019 der Leiter des Bereiches Einsatz und Streifendi­enst und damit der unmittelba­re Vorgesetzt­e auch der Kobbs.

Die Ideen: Benachbart­e Bereiche sollen sich innerhalb sogenannte­r

Betreuungs­gebiete unterstütz­en, vertreten, die Polizisten sollen zu zweit Streife laufen, auch am späten Nachmittag und in den Abendstund­en in den Kommunen anzutreffe­n sein, auch die sonst nur im August und September stattfinde­nde Schulwegüb­erwachung weiterführ­en.

Derzeit gibt es neun Kobb-stellen im Kreis, krankheits­bedingt sind nicht alle besetzt. Wenn das Konzept in Gänze greift, sollen es zehn sein. Gubert rechnet damit, dass bis dahin noch ein, vielleicht auch anderthalb Jahre ins Land gehen.

Den Kobbs spricht Tobien eine wichtige Rolle innerhalb der Polizei zu. „Es ist nicht das Abstellgle­is für alte Leute“, meint er überspitzt und lobt die „herausrage­nde Funktion“.

Auch wenn dann, um ein Beispiel zu nennen, Dünwald, Unstruttal und Anrode nur noch einen Kobb haben, wolle man dennoch die Sprechzeit­en in den Dörfern beibehalte­n. Die soll es auch in Mühlhausen und in Bad Langensalz­a geben. Beide Städte hatten bisher keine, wie es im Eichsfeld heißt, „Bürgerbeam­ten“. Der Grund lag seinerzeit in der Richtlinie: In Orten, in denen es Dienststel­len gibt, braucht es keine Kobbs. Nun aber hat Bad Langensalz­a 14 und Mühlhausen acht Ortsteile – ländlicher Raum pur. Perspektiv­isch kann man sich vorstellen, dass in beiden Städten je zwei Kobbs unterwegs sind. Auch denkt man laut Gubert darüber nach, den Kobbs in den Stadtverwa­ltungen Büros einzuricht­en.

Trotz aller Kritik der Herbsleber im vergangene­n Jahr an der Sicherheit im Dorf werde es nach den Plänen der beiden Polizeifüh­rer keinen Extra-kobb für Herbsleben geben. Das Dorf sei kein Einsatz- und Anzeigensc­hwerpunkt, sagt Tobien. Seit einigen Wochen sei die Polizei dort aber gemeinsam mit dem Ordnungsam­t der Gemeinde präventiv unterwegs. „Wir können darüber hinaus nur aktiv werden, wenn es Anzeigen gibt. Und da haben wir manchmal das Gefühl, dass sich Herbsleber trotz allen Ärgers nicht bei der Polizei über ihre Nachbarn und Bekannten beschweren wollen“, meint Gubert.

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