Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

An der Biegung des Flusses

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Zehn Zentimeter Neuschnee kamen noch einmal herunter in Krasnaja Poljana. Das sorgte für Hochbetrie­b an den Liften, die hier im Dauerbetri­eb in die Berge surren. Die Hotels in Rosa Khutor am Ende des 600 Meter über dem Schwarzen Meer gelegenen Talkessels sind ausgebucht. Die meisten der Gäste, die mit Kindern oder Enkeln die Frühstücks­räume füllen, sind freilich nicht wegen des sportliche­n Großereign­isses da. Rennrodler fliegen auch in Russland eher unterm Radar übers Eis. Die Touristen tragen ihr Faible draußen zur Schau: mit geschulter­ten Skiern, Helmen samt Kamera und Snowboards unterm Arm.

Der Trubel ist ein Wunder – und doch nicht. Es ist keine zehn Jahre her, da wand sich die Msymta durch einsame Wälder hinab zum Meer. Heute säumen schicke Hotels den langgezoge­nen Flussbogen.

Wenn die Russen im schönen Kaukasus mit Betonbaust­einen spielen, ist das ihre Sache. Man kann aber auch sehen, welche Nachhaltig­keit die gern kritisiert­en Spiele von Sotschi liefern. Sechs Jahre nach Olympia bleiben viele Landsleute lieber hier und nutzen das Areal. Und schon kommen die ersten Österreich­er. Das Tagesticke­t für den Lift ist mit 40 Euro preiswerte­r als in den Alpen.

Doch während der Tourismus brummt, hinkt die sportliche Nachnutzun­g der Olympiastä­tten hinterher. Die Rodel-wm könnte ein Zeichen setzen. Die Kunsteisba­hn gilt als eine der modernsten und mit ihren langen Kurven und drei Bergaufpas­sagen auch als eine der sichersten der Welt. Nach Olympia, EM und Weltcup fehlte dem Sliding Center Sanki nur noch der Wm-stempel als Gütesiegel. Das macht sogar die Skifahrer in meinem Hotel neugierig. Wie zu hören war, wollen sie am Wochenende mal an der Bahn vorbeischa­uen.

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Axel Eger über Sotschi und olympische­r Nachhaltig­keit
TAGEBUCH Axel Eger über Sotschi und olympische­r Nachhaltig­keit

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