Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Holzernte und Baumsterben
Im Mühlhäuser Stadtwald pausieren Arbeiten wegen Dauerregens. Dennoch drängt die Zeit
Im Mühlhäuser Stadtwald ruht die Holzernte. Seit zwei Wochen kommen weder Forstmaschinen noch Rückepferde zum Einsatz. „Durch den dauerhaften Regen und den Sturm in der vergangenen Woche müssen wir mit der Holzernte erstmal pausieren“, sagte Jörg Willner, Leiter des Bereiches Forst und Landschaftspflege im Rathaus. Nur der Einschlag der Bäume laufe weiter und werde von den Waldarbeitern mit der Hand verrichtet. Die Böden seien so weich, dass die Spuren durch Holzerntemaschinen einfach zu tief würden.
Als die Wetterbedingungen vor zwei Wochen besser waren, wurden jeweils zu je einem Drittel absterbende Buchen und Fichten geerntet. Aber auch Eschen, denn das Triebsterben nehme zu. Zur Waldbewirtschaftung hat der Stadtwald laut Jörg Willner ein besonders bodenschonendes Rückegassensystem. Das sei etwas teurer und aufwendiger, aber näher an der Natur. Während im hiesigen Stadtwald die Arbeiten gerade pausieren, hofft man im gesamten Forstamt Hainich-werratal nicht mehr – wie in den vergangenen milden Wintern – auf Frost, sondern ist froh über jeglichen Niederschlag. Die Trockenheit der vergangenen zwei Jahre hat zu erheblichen Schäden im Wald geführt. Vor allem seit dem Spätsommer 2019 ist auch die Buche schwer betroffen, stark geschädigte Bäume mussten gefällt werden.
Die Waldflächen des Forstamtes liegen im Wartburg- und Unstruthainich-kreis. Sie erstrecken sich im Osten bis Bad Langensalza, im
Westen bis zur hessischen Grenze, im Norden bis Menteroda und im Süden bis zu den Hörselbergen. Ein Gebiet von rund 20 000 Hektar. Elf Forstreviere gibt es. Größter kommunaler Waldbesitzer ist die Stadt Mühlhausen.
Erntemenge beim Buchenholz doppelt so hoch
In allen Betrieben des Forstamtes müssten in diesem Winterhalbjahr etwa siebzigtausend Festmeter Buchenholz zwangsweise geerntet werden, so Forstamtsleiter Dirk Fritzlar. Das sei eine Erntemenge, die etwa doppelt so hoch ist, wie in normalen Jahren und etwa 2800 Lkw-ladungen entspräche. Laut seinen Angaben bleiben trotzdem immer noch dreißigtausend Festmeter Holz in den Buchenbeständen als liegendes Totholz zurück.
Die Schädigung der Bäume durch Zersetzung schreitet schnell voran. Damit kann das Begehen der Wälder lebensgefährlich werden. Aus diesem Grund wird die Ernte trotz der matschigen und feuchten Böden fortgesetzt. Auf Forstmaschinen könne auch bei fehlendem Frost nicht verzichtet werden, da die Holzernte sonst nicht geleistet werden könne.
Die schweren Geräte hinterlassen auf den Forstwegen bei weichem Boden Schäden. Diese müsse man in Kauf nehmen und zu gegebener Zeit in Ordnung bringen, sagt Dirk Fritzlar. Mit der raschen Ernte soll auch einem wirtschaftlichen Schaden entgegengewirkt werden. Da sich das Buchenholz sonst schlechter verkaufen lässt.
Insgesamt ist Dirk Fritzlar mit den Fortschritten bei der Holzernte zufrieden. „Der Absatz beim Buchenholz ist unproblematisch und geht gut. Katastrophal ist es bei der Fichte. Seit 2018 entnehmen wir da ausschließlich nur noch Schadholz.“Dabei handle es sich anfänglich um Sturmholz, später um Holz, das vom Borkenkäfer befallen sei. Aufgrund der großen Mengen hätten die Sägewerke auch kein Interesse mehr am Fichtenholz.
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