Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Über den Wert der Wahrheit
Freitag war Valentinstag, ein Tag, an dem sich Menschen als Ausdruck der Verehrung und Liebe Blumen schenken. Sie sagen Ja zueinander und versprechen sich gegenseitige Liebe und Treue.
Wir wissen, wie wichtig für unser Leben ein verlässliches Ja oder auch Nein ist. Wir wissen aber auch, wie oft diese Worte leichtfertig gesprochen und zurückgenommen werden. Nicht selten bestimmen falsche Versprechungen, Halbwahrheiten oder Lügen unser menschliches Miteinander.
Im Evangelium zum morgigen Sonntag fordert Jesus seine Jünger auf, die Gebote nicht dem Buchstaben
getreu zu erfüllen, sondern ihren Sinn auch mit dem Herzen zu verstehen und entsprechend zu handeln. Jesus kommt dabei auch auf die Wahrhaftigkeit zu sprechen. Im Mt 5,37 lesen wir: „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein, alles andere stammt vom Bösen.“
Wahrhaftigkeit meint nicht nur das Reden sondern auch das Handeln. Und Jesus bringt es auf den Punkt, wenn er sagt: „Alles andere stammt vom Bösen.“
Kürzlich sagte jemand treffend: Jeder möchte die Wahrheit hören, aber keiner kann sie vertragen. Aber letztlich schätzen wir Wahrheit und Wahrhaftigkeit sehr hoch.
Wer hat nicht schon die Erfahrung gemacht, dass die Wahrheit befreien und einen Anfang ermöglichen kann? Nicht selten ändern sich schwierige Verhältnisse und Gespräche, wenn sie ehrlich geführt werden.
Da habe ich Folgendes erlebt: Um etwas zu erledigen, parkte ich das Auto im Parkverbot. Als ich zurückkam, war ein Polizist dabei, einen Strafzettel zu schreiben. Er machte mich auf mein Fehlverhalten aufmerksam. Ich wollte gerade zur Verteidigungsrede ansetzen, entschied mich aber, ihm recht zu geben und meine Schuld beim Namen zu nennen. Seine Reaktion hatte ich nicht erwartet. Er zerriss den Strafzettel und verabschiedete sich freundlich.
Warum nicht Fehler zugeben, anstatt ihn schön zu reden? Warum nicht Schuld eingestehen, anstatt sie anderen in die Schuhe zu schieben? Ich möchte den oben genannten Satz aufgreifen und ihn einmal anders formulieren. Jeder möchte die Wahrheit hören, aber keiner sagt sie ihnen. Warum sagen wir unseren Mitmenschen nicht auch einmal, was wir gut an ihnen finden? Wir sollten anfangen, diese Wahrheiten zu sagen. Ein Lob, Dank, Lächeln, eine Aufmerksamkeit, ein freundliches Gesicht.