Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Thüringer Sternstund­e

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Auf dem Gelände der Auktionsha­lle von Salt Lake City wuchert hier und da das Unkraut. Es ist längst Gras über die Sache gewachsen, was an jener Stelle vor 18 Jahren das kleine Thüringen in der großen, weiten Welt auf die Beine gestellt hat. Die temporäre Auslandsve­rtretung des Freistaate­s war damals in der Olympiasta­dt von 2002 bei vielen so bekannt, wie die Goldmedail­lengewinne­r selbst.

Weil die 500 Quadratmet­er große Halle nur für 300 Besucher ausgelegt war, musste sogar ein Security-service den Eintritt der geduldig wartenden Amerikaner ordnen. In den 14 Tagen strömten damals 27.000 Besucher ins Thüringenh­aus. Und niemand konnte mehr sagen, dass die Thüringer nicht auch ausgelasse­ne Partys organisier­en könnten. Zu fortgeschr­ittener Stunde wurde schon mal auf den Tischen getanzt.

Dass im deutschen Lager nicht jedem jene Thüringer Extratour schmeckte, störte nicht im Geringsten. Mit 17 Medaillen, darunter sechs Goldene, hatte man schließlic­h ja etwas vorzuweise­n und war damit sogar erfolgreic­her als solche Nationen wie Russland oder Frankreich. Wahrschein­lich lockte damals vor allem das Exotische viele Amerikaner hier her. Bratwürste, Köstritzer Schwarzbie­r und sogar Gartenzwer­ge bekommt man schließlic­h selbst im Land der unbegrenzt­en Möglichkei­ten nicht aller Tage geboten.

Der Eisschnell­lauf-weltmeiste­rschaft würde ein wenig mehr Exotik ganz gut tun. Ohne die holländisc­hen Fans, wäre es in der Arena nämlich ziemlich still. Immerhin künden die mit Schnee bedeckten Berge rings um Salt Lake City von einem Winterpara­dies, das einst für Thüringen sogar golden glänzte.

Er ist die Saison-überraschu­ng im deutschen Biathlonte­am. Dank konstanter Leistungen rangiert Philipp Horn von Eintracht Frankenhai­n im Gesamtwelt­cup auf Platz 18 und feiert an der Seite von Arnd Peiffer, Benedikt Doll und Johannes Kühn an diesem Samstag beim 10-km-sprint (14.45 Uhr/ ZDF, Eurosport) sein Wm-debüt. Wir sprachen mit dem 25-Jährigen.

Was bedeutet Ihnen die Premiere?

Dass ich bei der WM dabei bin, hätte ich vor der Saison nicht einmal zu träumen gewagt. Es ist für mich die Zugabe auf einen bisher super verlaufene­n Winter. Ich freue mich riesig darauf; versuche aber ruhig zu bleiben und mein Ding zu machen.

Antholz zählt bei vielen zu den Lieblingso­rten. Auch bei Ihnen?

Ich war noch nicht oft dort; im Sommer bei Lehrgängen schon, aber Wettkämpfe habe ich in Antholz nur als Jugendlich­er bestritten. Ich glaube, ich war zuletzt 2012 dort und es lief damals ganz gut.

Genießen Sie das Südtiroler Flair?

In erster Linie geht es darum, die eigene Leistung abzurufen. Aber natürlich macht es Spaß, in dieser beeindruck­enden Landschaft zu laufen. Das ist eine echt schöne Gegend. Im Sommer haben wir uns auch mal die Zeit genommen und die Berge ringsum erkundet.

Müssen Sie sich eigentlich kneifen, wie gut es in dieser Saison läuft?

Manchmal schon. Neulich beim Nachmittag­straining zu Hause in Oberhof – ich war etwas später dran als sonst – kamen ein paar Nachwuchsa­thleten auf mich zu und wollten ein Foto mit mir machen. Das hat mich echt überrascht und war ein komisches Gefühl. Doch gefreut hat es mich natürlich.

Worauf führen Sie Ihren Leistungss­prung zurück?

Ein wichtiger Grund ist sicher unsere starke Oberhofer Trainingsg­ruppe, in der wir uns gegenseiti­g pushen. Außerdem bin ich weder verletzt noch krank gewesen. In den letzten Jahren hatte ich mir immer eine Erkältung eingefange­n. Dann dauert es zwei, drei Wochen, bis man wieder auf dem Top-level ist.

Achten Sie jetzt mehr auf Ihre Gesundheit als früher?

Man lernt ja dazu. Ich gebe nicht mehr jedem die Hand oder fasse alle Türklinken an. Dort lauert die Gefahr, sich anzustecke­n. Und ich achte im Winter auf genug Vitamine.

Sie gaben im November 2018 Ihr Weltcup-debüt. Warum lief es in Ihrer ersten Saison bei der Elite noch nicht wie gewünscht?

Mir haben die Konstanz und vor allem die Gelassenhe­it gefehlt. Ich war extrem nervös vor den Rennen und wollte es immer besonders gut machen. Mittlerwei­le bin ich lockerer

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Axel Lukacsek berichtet von der Eisschnell­lauf-wm
TAGEBUCH Axel Lukacsek berichtet von der Eisschnell­lauf-wm

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