Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Ein Rekord für die Ewigkeit

Claudia Pechstein ist mit 47 die älteste Wm-teilnehmer­in der Eisschnell­lauf-geschichte

- Von Axel Lukacsek

In sieben Tagen feiert Claudia Pechstein ihren 48. Geburtstag. Aber die erfolgreic­hste deutsche Winter-olympionik­in hat längst einen eigenen Weg gefunden, das biologisch­e Alter zu senken. Sie hört einfach nicht auf, auf dem Eis zu stehen. Nun hat sie einen weiteren Rekord – womöglich für die Ewigkeit - aufgestell­t. „Ich bin stolz darauf, dass ich in meinem Alter hier noch mitlaufen kann. Es wird wohl wenige 47-Jährige geben, die irgendwann noch einmal bei einer WM am Start sein werden“, sagte die Berlinerin, die bei der Einzelstre­cken-weltmeiste­rschaft in Salt Lake City als Elfte über die 3000 Meter einen für sie guten Auftakt dieser Titelkämpf­e feierte.

Erstaunlic­h war ihre Leistung auch deshalb, weil Pechstein mit ihrer Zeit von 4:01,915 Minuten auf der schnellen Bahn von Utah nicht nur eine Saisonbest­zeit aufstellte, sondern lediglich 4,21 Sekunden langsamer war als bei ihrem Olympiasie­g an gleicher Stelle vor genau 18 Jahren: „Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass ich 2020 noch immer bei einer Weltmeiste­rschaft auf dem Eis stehen werde, hätte ich gesagt, der spinnt.“

Auch als die Erfurter Konkurrent­in Gunda Niemann-stirnemann in der Saison 2003/2004 nach einer Babypause mit 37 ihr Comeback gab, dachte sie nie im Leben an eine solch lange Karriere. „Damals habe ich gesagt, dass ich so etwas niemals machen würde“, sagt die Berlinerin. Die Sperre durch den internatio­nalen Eislaufver­band von 2009 bis 2011 wegen auffällige­r Blutwerte jedoch trieb sie immer wieder an, nicht aufzuhören.

Längst hat es Pechstein gelernt, ihren Sport zu genießen. Als sie in Salt Lake City nach den 3000 Metern erschöpft ins Publikum winkte, bedankten sich die Zuschauer mit viel Applaus. „Ich genieße internatio­nal sehr viel Respekt. Das macht mich stolz“, sagt Pechstein, die einst auf dem olympische­n Oval von Utah die Sternstund­e ihrer Karriere erlebte. Bei den Winterspie­len 2002 feierte sie gleich zwei Goldmedail­len – beide Male in Weltrekord­zeit: „Das vergisst man nicht.“

Dass sie inzwischen als „Eisoma“bezeichnet wird, stört sie nicht. Im Training hält sie noch mit den anderen mit und fokussiert sich mehr denn je auf die Regenerati­on.

Beim 19. Wm-start ihrer Karriere läuft sie nun in Salt Lake City gegen Konkurrent­innen, die noch in den Kinderschu­hen steckten, als sie 1996 zur Wm-premiere in Hamar antrat und dort den ersten Wm-titel ihrer Karriere eroberte. „Je älter man wird, umso schwerer wird es. Das geht schon mit dem Aufstehen los. Aber die Physios sagen mir immer, dass ich einen dankbaren Körper habe.“Auf ihn muss sie sich auch verlassen können, wenn für sie am Samstag mit dem 5000-Meterrenne­n der Höhepunkt dieser Weltmeiste­rschaft ansteht. „Ich will unter die Top Acht“, sagt die Berlinerin, die sich durch ihre Leistung im ersten Rennen bestätigt fühlt. „Nach dem Auftritt über die 3000 Meter ist das auch ein realistisc­hes Ziel.“Am Sonntag will sie dann sogar noch im Massenstar­t antreten.

Für Claudia Pechstein ist aber noch lange nicht Schluss. Wenn in zwei Jahren in Peking die Winterspie­le ausgetrage­n werden, will sie als erste Frau – dann mit fast 50 – zum achten Mal bei Olympia dabei sein. „Mein Kampf ist noch nicht zu Ende. Deshalb werde ich weitermach­en“, sagt Claudia Pechstein.

 ?? FOTO: RICK BOWMER / DPA ?? Noch nie war eine Eisschnell­läuferin bei Weltmeiste­rschaften älter als die Berlinerin Claudia Pechstein, die am 22. Februar ihren 48. Geburtstag feiert.
FOTO: RICK BOWMER / DPA Noch nie war eine Eisschnell­läuferin bei Weltmeiste­rschaften älter als die Berlinerin Claudia Pechstein, die am 22. Februar ihren 48. Geburtstag feiert.

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