Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Eine Personalen­tscheidung rückt erneut in den Fokus

Früher Polizist, jetzt Afd-abgeordnet­er: Ringo Mühlmann stellt „Kleine Anfrage“in eigener Sache

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Und doch beschäftig­t das Thema auch in Thüringen die politische­n Verantwort­ungsträger schon einige Jahre länger.

Das Beispiel Ringo Mühlmann lässt sich gut als Beleg dafür anführen. Dessen Afd-geschichte beginnt im Oktober 2016. Damals, in Arnstadt, hat die junge Partei zu ihren Landesvors­tandswahle­n gerufen. Die AFD befindet sich zwischen solchen, die später Extremist genannt werden dürfen, und solchen, die einfach nur aus dem Euro raus wollen oder finden, dass im Staat einiges schiefläuf­t. Mühlmann hat sich der Partei angeschlos­sen und lässt sich auf jenem Landespart­eitag als einer von sechs Beisitzern in den Vorstand wählen.

Mühlmann rückt in den Fokus und droht, für den damaligen Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD) zu einem Problem zu werden. Die Personalie wird politisch heiß diskutiert. Einerseits dürfen sich Polizeibea­mte privat politisch engagieren. Anderersei­ts: Mühlmann vertritt damals als Mitarbeite­r der Pressestel­le das Landeskrim­inalamt nach außen. Kann er diese herausgeho­bene Funktion weiter ausüben, wenn er in der Partei ebenfalls einen Posten hat, der nach außen hin ausstrahlt? Immerhin sitzt er nicht irgendwo, sondern im Landesvors­tand. Auf Anfragen zu dem Fall reagierte das Innenminis­terium damals nicht – aber Mühlmann, damals auf den Ministeriu­msfluren eine heiß diskutiert­e Personalie, wird versetzt, taucht einige Monate später nicht mehr als Mitarbeite­r der Lka-pressestel­le auf.

Fast drei Jahre danach gehört Mühlmann für die AFD dem Thüringer Landtag an und hat als dessen Mitglied eine „Kleine Anfrage“zur

Pressestel­le des LKA gestellt. Darin begehrt er Antwort darauf, welche Aufgabenve­ränderung in der Pressestel­le es dem LKA-CHEF im Frühjahr 2017 ermöglicht­e, „einen der beiden dort tätigen Beamten“zur Geschäftsa­ushilfe zu versetzen.

Mühlmann selbst ist damit gemeint. Das Innenminis­terium begründet das mit einem „seinerzeit bestehende­n akuten Personalbe­darf im hochpriori­sierten bundesweit­en Projekt PIAV“, das die Schaffung eines „Polizeilic­hen Informatio­nsund Analysever­bundes“beschreibt – also die Behörden besser vernetzen soll. Der Beamte sei dorthin versetzt worden, um das „Erreichen der Teilprojek­tziele in Thüringen“nicht in Gefahr zu bringen.

Dass kurz zuvor Mühlmanns Afdengagem­ent bekannt geworden war, stehe in keinem zeitlichen Zusammenha­ng.

Mühlmann hält seine Versetzung bis heute für falsch. Es sei, sagt er auf Anfrage, die funktionie­rende Einheit „Pressestel­le“auseinande­rgerissen worden. Aktuell ist diese, trotz dem vom Ministeriu­m erkannten Personalbe­darf von zwei Stellen, mit nur einer Stelle unterbeset­zt. Den „akuten Bedarf“, mit der Begründung wurde Mühlmann seinerzeit zu „PIAV“verschoben, „habe ich in den zwei Jahren meiner Tätigkeit dort nicht bestätigt bekommen“, sagt der einstige Lka-vizepresse­sprecher und heutige Landtagsab­geordnete.

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FOTO: MARCO SCHMIDT Ringo Mühlmann

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