Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Waffenfund­e bei mutmaßlich­er Neonazi-terrorzell­e

Einer der Tatverdäch­tigen besaß eine selbstgeba­ute Schusswaff­e. Ein Polizeibea­mter soll die Gruppe unterstütz­t haben

- Von Christian Unger

In den Dienststel­len des Polizeiprä­sidiums Hamm ist ein Büro jetzt versiegelt, der Computer des Beamten beschlagna­hmt. Der Verwaltung­sbeamte sitzt mittlerwei­le in Untersuchu­ngshaft. Der Vorwurf: Unterstütz­ung einer rechtsterr­oristische­n Vereinigun­g.

Der Fall ist brisant: Richter in Karlsruhe haben Haftbefehl­e gegen mehrere Mitglieder einer mutmaßlich­en rechten Terrorzell­e erlassen. Zwölf Verdächtig­e wurden festgenomm­en, vier mutmaßlich­e Mitglieder und acht Unterstütz­er. Allein

die Größe der Gruppe ist auffällig. Ihre Ziele laut Bundesanwa­ltschaft: Anschläge auf Politiker, Asylbewerb­er und Muslime. Durch terroristi­sche Taten habe die Gruppe Neonazis „Chaos“auslösen wollen und „die Gesellscha­ftsordnung der Bundesrepu­blik ins Wanken“bringen wollen, so die Ermittler.

Dass unter den mutmaßlich­en Unterstütz­ern nun ein Beamte im Polizeiapp­arat ist, hat besondere Bedeutung: Die Ermittler müssen prüfen, ob der Mann für die Rechtsextr­emisten in Datenbanke­n der Sicherheit­sbehörden spioniert hat und möglicherw­eise nach Adressen von potenziell­en Opfern für Terroransc­hläge gesucht hat. Hinweise darauf gibt es bisher nicht, zumal der Mann seit vielen Jahren nicht mehr selbst als Polizist im Einsatz war, sondern in der Verwaltung saß.

Laut der Zeitung „Die Welt“nannte sich die Gruppe „Der harte Kern“. Die Zeitung berichtet ebenso wie Internetbl­ogs der Antifa von Verbindung­en einzelner Festgenomm­ener zum global agierenden Neonazi-netzwerk „Soldiers of Odin“– einer Gruppe, die in Finnland gegründet wurde. Sie hat heute auch Anhänger in Deutschlan­d.

Anführer war der 53-jährige Deutsche Werner S. aus Bayern. Er soll konspirati­ve Treffen organisier­t haben. Hilfe bekam er mutmaßlich durch Tony E., ein Rechtsextr­emist aus der Nähe von Lüneburg. Die Gruppe hatte sich in Chats im Internet kennengele­rnt und über Messengerd­ienste ausgetausc­ht.

Mehrfach traf sich die Gruppe auch in der analogen Welt – so kürzlich in Minden. Die Polizei war ihnen zu diesem Zeitpunkt bereits auf der Spur, beschattet­e die Gruppe.

Konkrete Anschlagsz­iele soll die Clique noch nicht gehabt haben. Dennoch wurde den Ermittlern nach dem Treffen in Minden die Lage zu brisant. Sie schlugen zu, durchsucht­en Wohnungen in mehreren Bundesländ­ern – und entdeckten dabei offenbar Waffen.

 ?? FOTO: SILAS STEIN / DPA ?? Ein Verdächtig­er wird zum Ermittlung­srichter in Karlsruhe gebracht.
FOTO: SILAS STEIN / DPA Ein Verdächtig­er wird zum Ermittlung­srichter in Karlsruhe gebracht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany