Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Waffenfunde bei mutmaßlicher Neonazi-terrorzelle
Einer der Tatverdächtigen besaß eine selbstgebaute Schusswaffe. Ein Polizeibeamter soll die Gruppe unterstützt haben
In den Dienststellen des Polizeipräsidiums Hamm ist ein Büro jetzt versiegelt, der Computer des Beamten beschlagnahmt. Der Verwaltungsbeamte sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Der Vorwurf: Unterstützung einer rechtsterroristischen Vereinigung.
Der Fall ist brisant: Richter in Karlsruhe haben Haftbefehle gegen mehrere Mitglieder einer mutmaßlichen rechten Terrorzelle erlassen. Zwölf Verdächtige wurden festgenommen, vier mutmaßliche Mitglieder und acht Unterstützer. Allein
die Größe der Gruppe ist auffällig. Ihre Ziele laut Bundesanwaltschaft: Anschläge auf Politiker, Asylbewerber und Muslime. Durch terroristische Taten habe die Gruppe Neonazis „Chaos“auslösen wollen und „die Gesellschaftsordnung der Bundesrepublik ins Wanken“bringen wollen, so die Ermittler.
Dass unter den mutmaßlichen Unterstützern nun ein Beamte im Polizeiapparat ist, hat besondere Bedeutung: Die Ermittler müssen prüfen, ob der Mann für die Rechtsextremisten in Datenbanken der Sicherheitsbehörden spioniert hat und möglicherweise nach Adressen von potenziellen Opfern für Terroranschläge gesucht hat. Hinweise darauf gibt es bisher nicht, zumal der Mann seit vielen Jahren nicht mehr selbst als Polizist im Einsatz war, sondern in der Verwaltung saß.
Laut der Zeitung „Die Welt“nannte sich die Gruppe „Der harte Kern“. Die Zeitung berichtet ebenso wie Internetblogs der Antifa von Verbindungen einzelner Festgenommener zum global agierenden Neonazi-netzwerk „Soldiers of Odin“– einer Gruppe, die in Finnland gegründet wurde. Sie hat heute auch Anhänger in Deutschland.
Anführer war der 53-jährige Deutsche Werner S. aus Bayern. Er soll konspirative Treffen organisiert haben. Hilfe bekam er mutmaßlich durch Tony E., ein Rechtsextremist aus der Nähe von Lüneburg. Die Gruppe hatte sich in Chats im Internet kennengelernt und über Messengerdienste ausgetauscht.
Mehrfach traf sich die Gruppe auch in der analogen Welt – so kürzlich in Minden. Die Polizei war ihnen zu diesem Zeitpunkt bereits auf der Spur, beschattete die Gruppe.
Konkrete Anschlagsziele soll die Clique noch nicht gehabt haben. Dennoch wurde den Ermittlern nach dem Treffen in Minden die Lage zu brisant. Sie schlugen zu, durchsuchten Wohnungen in mehreren Bundesländern – und entdeckten dabei offenbar Waffen.