Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Beckerts bronzene Bestzeit

Erfurter Eisschnell­läufer holt mit deutschem Rekord seine dritte Wm-medaille

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da an wusste ich, dass ich fit bin.“Ihm war allerdings klar, nur wenn er seinen eigenen deutschen Rekord brechen würde, kann er überhaupt auf eine Medaille hoffen. Aber es galt zusätzlich die Hürde zu nehmen, nur 24 Stunden nach dem schweren 5000-m-rennen und Rang sechs noch einmal eine unglaublic­he Energielei­stung zu vollbringe­n. „Ich habe das noch in den Beinen gespürt. Aber ich hatte trotzdem das Gefühl, dass eine Medaille möglich ist“, sagte Beckert, der schon im zweiten Paar nach 12:47,93 Minuten über die Ziellinie schoss. Mit dieser Zeit schob er sich auf Position sieben der ewigen 10.000-Meter-rangliste.

Dass er seine Bestmarke deutlich nach unten korrigiert hatte, konnte er sogar körperlich spüren. „Die Lunge hat gebrannt, der Magen tat weh, der Mund war trocken“, sagte der Thüringer, der nun allerdings erst einmal zu einem quälenden

Warten verdammt war. Als wenig später der niederländ­ische Olympia-zweite Jorrit Bergsma seine Zeit um 0,52 Sekunden verpasste, da dämmerte Beckert, dass es zum dritten Mal nach 2015 und 2017 zu Bronze reichen könnte.

In jenem Moment dachte er aber nicht an die WM vor einem Jahr in Inzell, als er um die Winzigkeit von zwei Tausendste­lsekunden am Podest vorbeischl­itterte. Im Innenraum verfolgte er lieber die anderen Rennen und sah, wie erst Graeme Fish in Weltrekord­zeit von 12:33,86 Minuten und später auch dessen kanadische­r Teamkolleg­e Ted-jan Bloemen (12:45,01) vorbeizoge­n.

Aber auf der Bahn von Salt Lake City ging so manchem Favoriten die Puste aus. Wie zuvor Bergsma brach auch dessen Landsmann Patrick Roest – zugleich Vizeweltme­ister und einer der großen Favoriten auf dieser Strecke – regelrecht ein und wurde nur Achter. Drei Starter erreichten erst gar nicht das Ziel.

„Patrick hat für das deutsche Team eine Riesenleis­tung erbracht. Wir sind stolz auf das, was ihm hier gelungen ist“, sagte Desg-sportdirek­tor Matthias Kulik. Auch Bundestrai­ner Erik Bouwman lobte: „Er hatte die meiste Luft von allen.“

In der Stunde des Erfolges neigen manche Athleten dazu, gleich von Höherem zu träumen. Olympia 2022 in Peking? Weltcup-finale in Heerenveen in drei Wochen? Das war Patrick Beckert im ersten Augenblick egal. „Ich bin im Moment einfach nur glücklich – und völlig platt. Aber mit der Medaille spüre ich das gar nicht.“

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