Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Loblied mit Misstönen

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Jede Menge Sonne, traumhafte Berge, glitzernde­r Schnee, kulinarisc­he Köstlichke­iten, herzliche Gastfreund­schaft: Biathleten wie Besucher kommen aus dem Schwärmen gar nicht heraus, wenn es um Antholz geht. Landeshaup­tmann Kompatsche­r sagt nicht ohne Stolz: „Südtirol ist längst ein Land mit vielen internatio­nalen Sportveran­staltungen, was uns weit über die Grenzen hinaus bekannt und begehrensw­ert macht.“

Für die WM wurde sogar eine eigene Briefmarke herausgebr­acht, die sich Fans auf einem Sonderpost­amt abstempeln lassen können. Eine Biathlon-marke gab es in Italien bisher erst zweimal: bei den Weltmeiste­rschaften in Antholz 1983 und bei den Olympische­n Spielen 2006 in Turin.

Trotz des allseitige­n Lobes sind am Fuße des Staller Sattels aber auch ein paar Misstöne zu vernehmen. Der „Zickenkrie­g“, der zwischen Lisa Vittozzi und Dorothea Wierer vor der WM aufbrach, hat die Stimmung im Gastgeber-team trotz der Freude über die Erfolge zumindest getrübt. Die sonst so zurückhalt­ende Vittozzi hatte ihrer extroverti­erten Teamkolleg­in Egoismus vorgeworfe­n. Die war davon überrascht. „Ich dachte, wir wären Freundinne­n“, meinte die neue Weltmeiste­rin. Bester Stoff für eine „Seifenoper“, die selbst die Flachlände­r in ihren Bann zieht.

Politisch knirscht es ebenfalls. So wettert die „Süd-tiroler Freiheit“gegen das Wm-logo. Weder die italienisc­he Flagge noch der „faschistis­che Ortsname Anterselva“hätten darin etwas zu suchen. Die Replik der anderen Parteien bleibt nicht aus. So schnell wird der Sport zum Politikum. Und wir lernen: Selbst Traumregio­nen haben ihre Probleme. Und seien es hausgemach­te.

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TAGEBUCH Marco Alles berichtet von der Biathlon-wm

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