Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Digitale Ausleihen immer beliebter in Bibliothek­en des Kreises

Einrichtun­gen sind im Wandel. Veranstalt­ungen mittlerwei­le wichtiger Teil des Geschäfts

- Von Sabine Spitzer

Immer mehr Menschen leihen sich Bücher digital aus den Bibliothek­en aus. In Mühlhausen, Bad Langensalz­a und Bad Tennstedt steigen die Zahlen der sogenannte­n Onleihen.

Die Stadtbibli­othek in Bad Langensalz­a war 2016 dem Zusammensc­hluss der Thüringer Bibliothek­en (www.thuebibnet.de) beigetrete­n und damit als erste Bibliothek im Unstrut-hainich-kreis bei der Digital-ausleihe dabei. „Es zeigt sich, dass sich die Onleihe über die Jahre entwickeln muss“, sagt die Bibliothek­sleiterin Martina Möschl. Denn damals nahmen die Bad Langensalz­aer die Onleihe nur zögerlich an. 2019 gab es schon 3439 Onleihen, im Jahr davor lag sie noch bei 2668. Möschl nennt den Anstieg „ordentlich“. Sie geht davon aus, dass die Zahlen weiter steigen.

Bei der Onleihe kommt der Lesestoff auf den Computer, das Tablet, den E-book-reader oder das Handy. Auch Zeitungen, Zeitschrif­ten, Hörbücher, Musik und Filme können per Mausklick ausgeliehe­n werden. Während bei den klassische­n Ausleihen der Bibliothek die Hauptzeit in den Wintermona­ten war, steigen die Onleihen im Sommer. Allein 400 digitale Ausleihen wurden laut Martina Möschl im August registrier­t, also in der Urlaubszei­t. Vorteil der digitalen Ausleihen ist, dass die Online-bibliothek Tag und Nacht erreichbar ist.

Aber auch die Schriftgrö­ße, die man individuel­l einstellen kann, sei für viele ein Argument. Daher lesen Ältere gern elektronis­ch. Die Stadtbibli­othek bietet E-reader zum Ausleihen an und Sprechstun­den für den Umgang damit. Einige lassen sich sogar in der Bibliothek die Onleihen herunterla­den. „Wenn wir das nicht machen würden, würde uns die Kundschaft fehlen“, sagt

Möschl. Durch die Onleihe sind 2019 in Bad Langensalz­a sogar 45 Leser dazugekomm­en.

Auch in der Stadtbibli­othek Mühlhausen haben die Onleihen im vergangene­n Jahr einen Sprung gemacht, die Zahl liegt bei 3400 und ist damit im Vergleich zum Vorjahr um 1100 gestiegen. Vor allem nach Weihnachte­n gab es mehr Onleihen, informiere­n Bibliothek­sleiter Peter Rink und Dagmar Klein, die für den Kinderbere­ich zuständig ist. Was darauf hinweise, dass E-reader oftmals verschenkt werden.

Bestände orientiere­n sich am Nutzer

Nicht nur die Onleihen sind Beleg, dass sich die Bibliothek­en derzeit wandeln. „In den 1960er-jahren war die Fachlitera­tur unser Geschäft“, sagt Rink. Doch Kochbücher werden inzwischen in Mühlhausen im Gegensatz zu Bad Langensalz­a gar nicht mehr ausgeliehe­n. Auch die Reiseliter­atur und Sachbücher sind die Zahlen in der Kreisstadt enorm zurückgega­ngen. „Die Lexika sind komplett gestorben, Wikipedia hat sie abgelöst“, verweist Rink auf die Enzyklopäd­ie im Internet.

Die Stadtbibli­othek Mühlhausen hat die Sparten, die kaum einer mehr will, zwar noch im Bestand, aber der verringert sich stetig. „Wir müssen nutzerorie­ntiert schauen“, informiert Rink. Hörbücher werden derzeit noch gern ausgeliehe­n, aber auch da prophezeit der Bibliothek­sleiter einen Wandel, weil die Steaming-anbieter auf dem Vormarsch sind, wo man Abos auch für Musik und Filme abschließe­n kann.

Rink ist sicher, dass es trotz aller Veränderun­gen immer Bücher geben wird in den Bibliothek­en. „Das Buch hat als Datenspeic­her eine Haltbarkei­t des Wissens, die neue Medien nicht erreichen können“, sagt er. Dennoch fehlen überall die jungen Erwachsene­n in den Bibliothek­en. Weshalb die Einrichtun­gen im Landkreis immer versuchen, mit Kindergärt­en und Schulen zu kooperiere­n. Zudem sind Veranstalt­ungen wie Lesungen oder Multivisio­nsvorträge ein Teil des Geschäfts geworden.

Auch die Stadtbibli­otheken Bad Langensalz­a und Bad Tennstedt versuchen sich mit Veranstalt­ungen wieder in Erinnerung zu bringen. „Man merkt, dass danach einige Anmeldunge­n kommen“, sagt Sandra Seidl, die Bibliothek­sleiterin in Bad Tennstedt ist. Auch dort steigt die Zahl der Onleihen. „Das ist die Zukunft“, sagt sie.

Martina Möschl ist überzeugt: „Bibliothek­en müssen sich jedes Jahr etwas Neues einfallen lassen, um wieder in aller Munde zu sein.“

 ??  ?? Rund 10.000 Bücher und andere Medien hat die Stadtbibli­othek Bad Tennstedt im Bestand. Wie Leiterin Sandra Seidl informiert, wurde in der Sparte der Gegenwarts­literatur Peter Pranges Buch „Eine Familie in Deutschlan­d“bisher am meisten ausgeliehe­n.
Rund 10.000 Bücher und andere Medien hat die Stadtbibli­othek Bad Tennstedt im Bestand. Wie Leiterin Sandra Seidl informiert, wurde in der Sparte der Gegenwarts­literatur Peter Pranges Buch „Eine Familie in Deutschlan­d“bisher am meisten ausgeliehe­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany