Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Reglementi­erter Schulallta­g: Unterricht mit Einschränk­ungen

Jede Schule regelt selbst, was und wen sie vor Ort unterricht­et. Wenige Klassen im Schulhaus

- Von Claudia Bachmann

Gelbe oder rot-weiße Pfeile auf den Böden. Abgeklebte Stufen, die den Abstand vorgeben, den man zum Vordermann halten muss. Ein- und Ausgang ins Schulhaus strikt getrennt. Punkte auf dem Boden des Schulhofes, die den Abstand von anderthalb Meter anzeigen: Der Alltag der Schüler, die in kleinen Lerngruppe­n unterricht­et werden, ist reglementi­ert durch die Corona-bestimmung­en.

Doch sind die Schulen recht leer. Die Schulleite­r aber beklagen schon jetzt: Mit diesen Bestimmung­en ist regulärer Unterricht nicht mal ansatzweis­e möglich. Regina Werner und Tina Schütz sind noch recht jung im Amt der Schulleite­rinnen. Beide leiten ihre Einrichtun­gen seit zwei Jahren: Werner das Jahn-gymnasium in Großengott­ern, Schütz die Regelschul­e Wiebeck in Bad Langensalz­a.

Die Klassenräu­me in beiden Schulhäuse­rn sind ausgeräumt. Nur noch ein Stuhl steht an jedem Tisch. An das Gymnasium nach Großengott­ern kommen in dieser Woche die Neunt- und Elftklässl­er zurück. Die aus Klassenstu­fe 10 sind schon da, sie müssen in den kommenden Wochen zwei Prüfungen zur besonderen Leistungsf­eststellun­g ablegen, um einen dem Realschula­bschluss vergleichb­aren Abschluss in der Tasche zu haben. Die Zwölfer kommen nur noch zu den Konsultati­onen vor ihren Abiturprüf­ungen ins Haus.

Es liegt in der Hand der Schulen, wie sie mit der Situation umgehen, welche Schüler sie wann aus dem Home-schooling zurück in den Präsenzunt­erricht holen. Tina Schütz meint: „Wahrschein­lich wird es vor Pfingsten keine weitere Klassenstu­fe sein, maximal die Neuntkläss­ler der Realschulk­lasse in der Woche vor Himmelfahr­t.“

Die Freiheit betrifft auch die Frage: Was wird unterricht­et? In Großengott­ern ist es laut Regina Werner „die komplette Stundentaf­el mit Ausnahme von Sport und dem Wahlpflich­tfach der Klassen 9 und 10.“An der Wiebecksch­ule wird Sport getrieben – im umgeräumte­n Klassenrau­m und im Freien auf dem Schulhof, denn noch sind die Turnhallen im Landkreis gesperrt.

Die Einschränk­ungen werden Langzeitwi­rkung haben, dessen ist sich die Leiterin des Jahn-gymnasiums

sicher: „Das ist nicht in einem Jahr vergessen. Uns fehlen vier Monate Unterricht.“Denn trotz der vielen Aufgaben, die die Schüler zu Hause zu lösen hatten und haben, meint Werner: „Damit kann man vielleicht ein Viertel dessen vermitteln, was man im regulären Unterricht rüber bringen kann.“

Und auch die Wochen Präsenzunt­erricht werden nicht vermitteln können, was in dieser Zeit laut Lehrplan zu schaffen sein soll. Und das ist auch ein räumliches Problem: Zehn Räume gibt es in der Wiebecksch­ule Bad Langensalz­a, in denen sich die Tische auf den vorgegeben­en Abstand schieben ließen.

Allein die rund 46 Sechstkläs­sler bräuchten das halbe Schulhaus, fünf Räume, würde man sie in die geforderte­n Kleingrupp­en von maximal zehn Schülern einteilen.

Während man an der Wiebecksch­ule, wo man derzeit auf Frischluft-hofpausen verzichtet, um Kontakte zu vermeiden, verschiede­ne Szenarien in der Schublade hat, um auf die Verordnung­en zu reagieren, geht man am Gymnasium Großengott­ern davon aus, dass sich bei jenen Schüler, die an die Schule zurückkehr­en, Präsenzunt­erricht und Homeschool­ing abwechseln.

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FOTOS (2): CLAUDIA BACHMANN Regina Werner, Leiterin des Gymnasiums Großengott­ern meint: „Uns fehlen vier Monate Unterricht. Die Folgen spüren wir lange.“
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Tina Schütz leitet die Regelschul­e in Bad Langensalz­a. Derzeit lernen dort nur zwei Jahrgänge.

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