Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Reglementierter Schulalltag: Unterricht mit Einschränkungen
Jede Schule regelt selbst, was und wen sie vor Ort unterrichtet. Wenige Klassen im Schulhaus
Gelbe oder rot-weiße Pfeile auf den Böden. Abgeklebte Stufen, die den Abstand vorgeben, den man zum Vordermann halten muss. Ein- und Ausgang ins Schulhaus strikt getrennt. Punkte auf dem Boden des Schulhofes, die den Abstand von anderthalb Meter anzeigen: Der Alltag der Schüler, die in kleinen Lerngruppen unterrichtet werden, ist reglementiert durch die Corona-bestimmungen.
Doch sind die Schulen recht leer. Die Schulleiter aber beklagen schon jetzt: Mit diesen Bestimmungen ist regulärer Unterricht nicht mal ansatzweise möglich. Regina Werner und Tina Schütz sind noch recht jung im Amt der Schulleiterinnen. Beide leiten ihre Einrichtungen seit zwei Jahren: Werner das Jahn-gymnasium in Großengottern, Schütz die Regelschule Wiebeck in Bad Langensalza.
Die Klassenräume in beiden Schulhäusern sind ausgeräumt. Nur noch ein Stuhl steht an jedem Tisch. An das Gymnasium nach Großengottern kommen in dieser Woche die Neunt- und Elftklässler zurück. Die aus Klassenstufe 10 sind schon da, sie müssen in den kommenden Wochen zwei Prüfungen zur besonderen Leistungsfeststellung ablegen, um einen dem Realschulabschluss vergleichbaren Abschluss in der Tasche zu haben. Die Zwölfer kommen nur noch zu den Konsultationen vor ihren Abiturprüfungen ins Haus.
Es liegt in der Hand der Schulen, wie sie mit der Situation umgehen, welche Schüler sie wann aus dem Home-schooling zurück in den Präsenzunterricht holen. Tina Schütz meint: „Wahrscheinlich wird es vor Pfingsten keine weitere Klassenstufe sein, maximal die Neuntklässler der Realschulklasse in der Woche vor Himmelfahrt.“
Die Freiheit betrifft auch die Frage: Was wird unterrichtet? In Großengottern ist es laut Regina Werner „die komplette Stundentafel mit Ausnahme von Sport und dem Wahlpflichtfach der Klassen 9 und 10.“An der Wiebeckschule wird Sport getrieben – im umgeräumten Klassenraum und im Freien auf dem Schulhof, denn noch sind die Turnhallen im Landkreis gesperrt.
Die Einschränkungen werden Langzeitwirkung haben, dessen ist sich die Leiterin des Jahn-gymnasiums
sicher: „Das ist nicht in einem Jahr vergessen. Uns fehlen vier Monate Unterricht.“Denn trotz der vielen Aufgaben, die die Schüler zu Hause zu lösen hatten und haben, meint Werner: „Damit kann man vielleicht ein Viertel dessen vermitteln, was man im regulären Unterricht rüber bringen kann.“
Und auch die Wochen Präsenzunterricht werden nicht vermitteln können, was in dieser Zeit laut Lehrplan zu schaffen sein soll. Und das ist auch ein räumliches Problem: Zehn Räume gibt es in der Wiebeckschule Bad Langensalza, in denen sich die Tische auf den vorgegebenen Abstand schieben ließen.
Allein die rund 46 Sechstklässler bräuchten das halbe Schulhaus, fünf Räume, würde man sie in die geforderten Kleingruppen von maximal zehn Schülern einteilen.
Während man an der Wiebeckschule, wo man derzeit auf Frischluft-hofpausen verzichtet, um Kontakte zu vermeiden, verschiedene Szenarien in der Schublade hat, um auf die Verordnungen zu reagieren, geht man am Gymnasium Großengottern davon aus, dass sich bei jenen Schüler, die an die Schule zurückkehren, Präsenzunterricht und Homeschooling abwechseln.