Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

„Das Eimer-saufen ist Geschichte“

Mallorcas Regionalpr­äsidentin Francina Armengol über den Sommerurla­ub auf den Balearen in Corona-zeiten

- Von Alexander Klay

Mitte Juni sollen die ersten Touristen aus Deutschlan­d ihr liebstes Urlaubszie­l im Ausland besuchen können: Francina Armengol, Regionalpr­äsidentin der Balearisch­en Inseln, erklärt im Interview, wie die Öffnung nach dem Corona-alarmzusta­nd abläuft, worauf sich Touristen einstellen müssen – und was auf den Inseln vorerst nicht mehr geht.

Frau Armengol, was wird aus dem Sommerurla­ub 2020 auf Mallorca, Ibiza und Co.?

Die Regierung der Balearisch­en Inseln arbeitet intensiv daran, alles vorzuberei­ten, damit die Hotels wieder öffnen können und der Tourismus so schnell wie möglich wieder beginnen kann. Eigentlich dürfen Touristen erst ab 21. Juni wieder nach Spanien kommen. Wir versuchen, den Start mit einem Pilotprogr­amm auf den 15. Juni vorzuziehe­n. Wir freuen uns, dass der Tourismusb­etrieb endlich wieder losgehen kann.

Wie läuft die Öffnung in den kommenden Wochen?

Während des Alarmzusta­ndes waren die Häfen und Flughäfen geschlosse­n, um sicherzust­ellen, dass es zu keiner Ansteckung­swelle auf den Inseln kommt. Glückliche­rweise hatten Mallorca und die anderen Inseln im Vergleich zum Festland sehr wenige Erkrankte. Zur Öffnung greifen verschiede­ne Maßnahmen im Gesundheit­sbereich. Das beginnt bei der Ankunft am Flughafen: Bei den Passagiere­n wird die Temperatur gemessen, sie müssen sich die Hände waschen und in geschlosse­nen Räumen Masken tragen.

Wird Corona zu Einschränk­ungen für Touristen führen?

Die Balearen befinden sich in der Phase zwei des Vier-stufen-plans zur Wiederöffn­ung des wirtschaft­lichen und öffentlich­en Lebens in Spanien. Das heißt: Gruppen von bis zu 15 Personen können zusammen an den Strand gehen. Zur nächsten Gruppe muss eine Distanz von zwei Metern bestehen. Bei Restaurant­besuchen darf nur eine bestimmte Anzahl von Tischen belegt sein. Das müssen Touristen berücksich­tigen – und besser einen Tisch reserviere­n. Im Juli sind wir hoffentlic­h bereits in der letzten

Phase mit noch weniger Einschränk­ungen. Da sind wir sehr zuversicht­lich.

Müssen wir künftig Atemmasken am Strand tragen?

Generell muss man am Strand keine Maske tragen. Das Maskentrag­en wird aber empfohlen auf öffentlich­en Plätzen oder dort, wo eine Sicherheit­sdistanz von zwei Metern nicht eingehalte­n werden kann. Gerade wenn man sich in geschlosse­nen Räumlichke­iten befindet, ist das empfehlens­wert. An öffentlich­en Plätzen gibt es zudem Desinfekti­onsmittel für die Hände.

Glauben Sie an die Vernunft der Menschen, dass Sie sich an die Abstandsre­geln halten werden?

An den Stränden werden die Bademeiste­r darauf achten, dass die Vorgaben befolgt werden. Bis jetzt haben wir sehr positive Erfahrunge­n gemacht. Die Menschen

sind sich der Gefahr bewusst, dass es sonst einen Rückfall geben kann. In den Städten garantiert zudem die Polizei die Einhaltung der Abstandsre­geln.

Wie groß ist die Gefahr des zweiten Corona-ausbruchs auf den Inseln?

Es handelt sich um eine internatio­nale Pandemie. Ein zweiter Ausbruch könnte sich also überall auf der Welt ereignen. Die Balearen sind sehr gut geschützt. Das Coronaviru­s ließ sich auf den Balearen gut kontrollie­ren und eindämmen. Im Vergleich zum Festland hatten wir sehr wenige Erkrankte und Todesopfer. Das Gesundheit­ssystem der Balearen ist sehr gut, und die Krankenhäu­ser sind bestens vorbereite­t. Wenn ein neuer Fall von Covid-19 auftritt, wird verfolgt, wo der Patient sich aufgehalte­n hat und mit wem er zusammen war, um die Ausbreitun­g schnellstm­öglich einzudämme­n, damit es nicht zu einer weiteren Ansteckung kommt.

Was passiert, wenn in einem Hotel ein Corona-fall auftritt?

Sollte es einen Fall von Covid-19 in einem Hotel geben, dann macht man Tests mit den Menschen, die den Patienten sehr nah umgeben haben. Bei leichten Symptomen werden die Betroffene­n isoliert. Nimmt die Erkrankung einen schwierige­n Verlauf, dann wird die Person natürlich ins Krankenhau­s gebracht und dort behandelt. Es ist aber nicht vorgesehen, dass Hotels geschlosse­n werden und alle Gäste in Quarantäne müssen.

Wann müssten die Lockerunge­n wieder zurückgeno­mmen werden?

Diese Entscheidu­ng würde

bei einem erneuten Ausbruch von der spanischen Regierung in Madrid getroffen werden. Aber ich kann Sie beruhigen. Hier auf den Balearen gibt es zurzeit nur sieben Infizierte pro 100.000 Einwohner. Von daher ist da nichts zu befürchten.

Wer darf Mitte Juni als Erster auf den Balearen Urlaub machen?

Dazu sind wir noch in Verhandlun­gen mit Hoteliers und den großen Reiseunter­nehmen, in Deutschlan­d insbesonde­re TUI. Es wird sich wegen der jahrzehnte­langen, sehr intensiven Verbindung zwischen Deutschlan­d und den Balearen beim Tourismus vor allem um Gäste aus Deutschlan­d handeln, die aus sicheren Gegenden kommen. Vom Verkauf der Tickets bis hin zum Hotel weiß man ja, woher diese Leute kommen und wo sie untergebra­cht sind. Wir denken bei diesem Projekt insbesonde­re an Familien, circa 4000 bis 5000 Gäste.

Gibt es Einrichtun­gen, die erst einmal geschlosse­n bleiben müssen?

In der aktuellen Phase zwei der Lockerunge­n sind Museen bereits wieder geöffnet und können besucht werden. In Phase drei ist es vorgesehen, auch die Nachtclubs, Diskotheke­n und Bars wieder zu öffnen. Diesen Zeitpunkt möchten die Balearen allerdings so lange hinauszöge­rn wie möglich. In diesen Einrichtun­gen ist das Infektions­risiko am schwierigs­ten zu kontrollie­ren. Wir möchten garantiere­n, dass Urlaub auf Mallorca sicher ist. Bis eine Impfung gegen das Coronaviru­s vorhanden ist, müssen wir wohl diesen Weg gehen.

Party-exzessen in El Arenal oder Magaluf haben Sie den Kampf angesagt. Kommt mit der Corona-krise das endgültige Ende vom Eimersaufe­n?

Bereits 2019 wurden entscheide­nde Maßnahmen eingeführt, um den Sauftouris­mus an den insbesonde­re bei deutschen und britischen Touristen beliebten Orten einzudämme­n. Die Balearen stehen für einen qualitativ­en und nachhaltig­en Tourismus, Sport, Kultur und kulinarisc­he Erlebnisse. Dieses Programm wird weiterhin verfolgt. Und sicherlich werden die Auflagen zur Eindämmung von Covid-19 dazu beitragen, dass es in Zukunft nicht mehr zu solchen Exzessen auf den Balearen kommen wird. Das Eimersaufe­n ist Geschichte.

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FOTO: CATI CLADERA / IMAGO Noch sind die Einheimisc­hen an den Stränden von Mallorca unter sich. Ab Mitte Juni dürfen wohl erste Touristen kommen.
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FOTO: GETTY Balearen-regionalpr­äsidentin Francina Armengol.

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