Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Sport frei – streng nach Vorschrift
Im Unstrut-hainich-kreis öffnen die Sportanlagen wieder. Doch es gelten strikte Vorgaben
Auf den Sportanlagen der Region zieht wieder Leben ein. Doch die Auflagen sind groß. Der Landkreis, die Städte und die Vereine legen je eigene Infektionsschutzkonzepte vor, an die sich alle Nutzer halten müssen.
Wegen der damit einhergehenden Einschränkungen sieht mancher Verein vom Training junger Kinder noch ab. Kinder sammeln Bewegungserfahrungen vielfach im Spiel – das ist verboten. Anderthalb Meter Abstand und kontaktloser Sport, ohne Wettkampf, sind gefordert. Auch manche Seniorensportgruppe verzichtet vorerst. Denn ältere Menschen zählen zur Risikogruppe für das Virus.
Die starken Eingriffe und die Verpflichtung, ein Infektionsschutzkonzept vorzulegen, sieht Landrat Harald Zanker (SPD) auch als Ursache dafür, dass die Nachfragen der Sportvereine zum Trainingsbeginn überschaubar blieben.
19 Sporthallen bleiben für Prüfungen und Unterricht reserviert
14 Hallen, die dem Unstrut-hainich-kreis gehören, sind seit Dienstag für den Trainingsbetrieb geöffnet. Mehr werden es laut Zanker bis zu den Sommerferien nicht. Weitere 19 bleiben damit bis zum Beginn des neuen Schuljahres geschlossen. „Sie werden von den Schulen benötigt – ob als Klassenraum oder für Prüfungen. Eine Mehrfachnutzung ist organisatorisch nicht leistbar“, sagt Zanker und verweist auf das ständige Ein- und Ausräumen sowie Desinfizieren.
Über die Nutzung von kommunalen Sportstätten entscheiden die jeweiligen Gemeinden selbst. Dazu zählen unter anderem die Georgiihalle in Mühlhausen, die Oostkamphalle und das Stadion in Bad Langensalza oder die Gotternhalle in Großengottern. Die Georgiihalle steht für den Sport bereit. Nach den von der Stadt festgelegten Bedingungen dürfen sich maximal 36 Personen in der Halle aufhalten. Auf den Spielflächen im Stadion an der Aue sind es jeweils 30, 25 Aktive sind auf der Leichtathletikanlage erlaubt. Gäste sind nicht gestattet. Die Trainingszeiten werden verkürzt um je fünf Minuten zu Beginn und am Ende, um die Sportstätte kontaktlos betreten und verlassen zu können.
Ähnliche Vorgaben gelten in Bad Langensalza. Hier sind auch parallele Trainingszeiten möglich, etwa in der Oostkamphalle. „Wir appellieren an die Eigenverantwortung der Menschen. Jeder sollte Rücksicht auf andere nehmen, die Abstände einhalten, sich mit anderen Sportlern abstimmen“, sagt Andreas
Siebert von der Stadtverwaltung. Grundsätzlich müsse jeder Verein, jede Sportgruppe ein eigenes Hygienekonzept vorweisen können und eine Anwesenheitsliste führen. Der jeweilige Übungsleiter sei verantwortlich, dass die Vorgaben eingehalten werden und sei zugleich Ansprechpartner für die Stadt. Es soll Kontrollen geben.
Post SV Mühlhausen markiert Tischtennisbälle
In den Vorgaben des Landkreises wird weiter ins Detail gegangen. Wird gelaufen, braucht es zehn Meter Abstand zwischen den Sportlern, wird schnell gelaufen 20. Zwei Meter Abstand braucht es bei „ruhenden Sportarten“wie Yoga. Überall gilt: Duschen und Umkleiden
bleiben geschlossen. Vor dem Training müssen die Hände desinfiziert werden. Aus dem Rathaus in Mühlhausen heißt es: „Für die Bereitstellung von Hand- und Flächendesinfektionsmittel ist der jeweilige Verein verantwortlich. Unterstützungen können durch die Stadtverwaltung optional je nach vorhandenen Möglichkeiten erfolgen und sind nicht verpflichtend.“Vom Landrat heißt es: „Der Landkreis stellt Desinfektionsmittel, Seife und Papierhandtücher in ausreichender Menge bereit.“
In Bad Langensalza übernimmt die Stadt die Reinigung und Desinfektion der Sportstätten. Viele Vereine hätten sich bereits selbst mit Hilfsmitteln eingedeckt, weiß Andreas Siebert. Denn die Sportverbände
gehen für die einzelnen Sportarten mit ihren Vorgaben weiter ins Detail.
Da findet sich bei den Leichtathleten wie bei den Tischtennisspielern, dass Sportgeräte wie Bälle zu desinfizieren sind und jeder Sportler nur mit „seinen“Bällen werfen und spielen darf. Beim Post SV Mühlhausen, um ein Beispiel zu nennen, wurden deshalb in den vergangenen Wochen die kleinen weißen Bälle alle gekennzeichnet.
Dass die nun geltenden Regeln umständlich sind, wird auch im Konzept der Stadt Bad Langensalza eingeräumt. Der letzte Satz des sechs Seiten langen Dokuments lautet: Ein Training mit Einschränkungen ist immer noch besser als gar keines.