Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Einkommensausfall für Selbstständige besonders hart
Corona-pause braucht Peggy Müller-dörfels Ersparnisse auf
Selbstständige hat die Coronakrise besonders hart getroffen. Von heute auf morgen war für Peggy Müller-dörfel das Einkommen weggebrochen. Sie betreibt in Bad Tennstedt das Nagelstudio „Nagelträume“. Jetzt versucht sie, den Verdienstausfall wieder reinzuholen.
Als im März alle Läden plötzlich wegen des Virus schließen mussten, war Peggy Müllerdörfel geschockt. „Ich hatte vorher einen Lehrgang für 1000 Euro in Dresden absolviert“, sagt sie. Sie wusste nicht, wie sie die Miete bezahlen sollte. Die 46-Jährige ist Alleinverdienerin und hat zwei Töchter, die Zwillinge sind 17 Jahre alt. Sie haben sie unterstützt. Auch ihrer 86-jährigen Mutter verdankt sie, dass sie über die Runden kam. Diese kochte jeden Tag für sie mit. „Trotzdem musste ich alles, was wir gespart hatten, in unserer Leben stecken“, berichtet Peggy Müller-dörfel.
Der Vermieter des Hauses am Markt, in dem ihr Nagelstudio ist, erließ ihr zwar für einen Monat die Miete. Aber sie musste mit dem Lohn für ihre Angestellte Diana Richter in Vorschuss gehen. Außer den von der Förderbank in Aussicht gestellten Kredit, hatte sie keinen Anspruch auf Förderung. „Doch ich wollte keine Schulden anhäufen“, sagt sie.
Als sie nach sechs Wochen Zwangspause das Geschäft im Mai wieder öffnen konnte, war vieles für die Branche ungeklärt. „Für Friseure gab es klare Regeln, aber für uns gab es keine konkreten Vorschriften“, sagt sie. Sie musste improvisieren. Der Lebensgefährte ihrer Angestellten fertigte Schutzwände an und stellte sie auf. Die Verwendung von Desinfektionsmittel war schon vorher im Nagelstudio Usus, jetzt müssen die Kunden Mundschutzmasken tragen. „Ich kann nur hoffen, dass das richtig ist“, so Müller-dörfel.
Seit der Wiedereröffnung gibt es viel zu tun. „Viele Kunden haben versucht, sich selbst bei den Fingernägeln zu helfen, wir haben da einige Katastrophen erlebt, die wir wieder richten mussten“, erzählt Müller-dörfel. Auch kamen nach der Zwangspause viele mit eingewachsenen Fußnägeln und eingerissener Hornhaut, die den Betroffenen enorme Schmerzen verursachten. „Viele denken, Nagelpflege ist Luxus, doch meiner Meinung nach gehört das zur Körperpflege dazu“, sagt Peggy Müller-dörfel.
Noch einmal würde sie den Schritt in die Selbstständigkeit nicht gehen. „Schon vor Urlauben habe ich bis zu 14 Stunden am Tag geschrubbt, um den Verdienstausfall reinzuholen“, sagt sie. Jetzt steht sie vor der Herausforderung, sechs Wochen ohne Einkommen zu kompensieren.