Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Verstummte Hesse-orgel erklingt wieder
Nach der 100.000 Euro teuren Sanierung wird das Instrument in Mittelsömmern eingeweiht
Mittelsömmern. Für Mittelsömmern ist es ein Meilenstein: Die Hesse-orgel in der evangelischen Kirche Cyriaks und Laurenti ist saniert. Am heutigen Samstag wird sie feierlich eingeweiht.
„Der Klang ist hervorragend“, ist Peter John, Vorsitzender des Gemeindekirchenrats, fasziniert. Fast 50 Jahre war das 1841 von Ernst Siegfried Hesse aus Dachwig erbaute Instrument stumm. Denn zu Ddr-zeiten verwahrloste die Orgel, weil sich niemand um sie gekümmert hat. Zudem fügten ihr Wasser und Marder schwere Schäden zu. Bei einer Dachsanierung wurde dann noch das gesamte Pfeifenwerk beschädigt.
„Es gab auch Skeptiker“, blickt John auf die Zeit zurück, wo die Kirchengemeinde und der Kultur- und Traditionsverein die Sanierung auf den Weg gebracht haben. Denn die Kirche selbst ist noch nicht fertig restauriert.
Orgel als Kulturgut und geschichtliches Erbe
Doch letztlich entschied sich der Gemeindekirchenrat dafür, das Instrument wieder aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken. Der Grund: Die Orgel ist ein wertvolles Kulturgut – und Teil des geschichtlichen Erbes. Repariert wurde sie dann von der Firma Orgelbau Waltershausen.
Die Gesamtkosten der Sanierung beliefen sich auf rund 100.000 Euro.
„Das war eine Herausforderung“, sagt John mit Blick auf den Eigenanteil, den die Kirchengemeinde aufbringen musste. Geld dazu gab unter anderem das Kreiskirchenamt, das Landesamt für Denkmalpflege und die Sparkassen-kulturstiftung.
John streicht hier das Engagement Ina Döring und Silvia Rückbeil heraus, welche die Beantragung der Fördergelder federführend übernahmen.
„Auch viele Spenden kamen zusammen“, ist der Vorsitzende des
Gemeindekirchenrats dankbar. Zuletzt noch einmal extra rund 3500 Euro, mit denen das Instrument unter anderem mit Blattgold verziert werden konnte. Denn die Gestaltung sollte sich an der früheren orientieren, berichtet John. Auch erhielt das Instrument den für Hesse-orgeln typischen graustichigen weißen Anstrich, der laut Experten auf den Klang einen positiven Einfluss hat.
Festveranstaltung findet jetzt nur im Kleinen statt
Die Einweihung von Mittelsömmerns Königin der Instrumente findet wegen der Corona-situation nur im Kleinen statt. Um 14 Uhr beginnt der Gottesdienst, den Pfarrer Friedrich Berger hält. Der Orgelsachverständige Andreas Fauß, der die Sanierung begleitet hat, bringt die Hesse-orgel zum Klingen.
Danach gibt es im Umfeld des angrenzenden Edelhofs Kaffee und Kuchen. Laut John wird auch der Frauenchor aus Mittelsömmern bei dem Fest singen.
John freut sich schon jetzt, dass die Orgel dann bei jedem Gottesdienst wieder erklingt. Das Instrument soll gleichzeitig mehr Leben in die Kirche bringen – und mehr Kultur in den Ort. Denn künftig sind Konzerte auf der Hesse-orgel geplant. Gespräche mit regionalen Musikern gab es schon. Aber auch Veranstaltungen mit Künstlern von anderswo sind anvisiert.
Zudem sollen die Konzerte dazu beitragen, dass die Sanierung der Kirche weitergehen kann. Die Wände und Decken müssen restauriert werden, wobei auch Nachbesserungen der Arbeiten von 2011 nötig sind. Wichtiger ist laut John aber zunächst der alte Glockenstuhl, der marode ist.