Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Museum zeigt Historie der Fahrradproduktion
Automobile Welt in Eisenach erreicht gute Besucherzahl, aber seine Finanzlage bleibt angespannt
Norman Meißner
Eisenach. „Es war ein interessantes Jahr, es lief relativ gut – ich bin zufrieden, dass wir viele Besucher hatten“, spricht Matthias Doht, Leiter des Museums „Automobile Welt Eisenach“, über insgesamt 38.000 Besucher im Jahr 2022. Damit sei fast das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 mit knapp 40.000 Besuchern erreicht worden.
Im ersten Quartal bestand noch Maskenpflicht, da kamen im Januar und Februar jeweils nur rund 700 Besucher, statt der sonst üblichen 2500 in diesen Monaten. „Es ist nicht einzuschätzen, ob sich die Zahlen auch in Zukunft stabilisieren“, sagt der Stiftungsgeschäftsführer. „Wir müssen kämpfen, diese Zahl zu halten.“Als auffällig bezeichnet er, dass „so gut wie keine Ausländer, nur wenige der sonst stark vertretenen Holländer“kamen. Der Bustourismus fehle überdies fast vollständig.
Mit dem Fahrrad begann die Mobilität
Trotz der recht guten Besucherzahl bleibe die finanzielle Situation des Museums, das sich fast ausschließlich durch Eintrittsgelder finanziert, angespannt. Gestiegene Betriebskosten und die Erhöhung des Mindestlohnes, der darüberliegende Lohngruppen mitzieht, belasten den Museumsetat. Die Werbung solle daher forciert werden. Gelingen soll dies mit Messeauftritten, beispielsweise mit gemeinsamen Ständen anderer Museen, aber auch mit der Eisenach-Wartburgregion Touristik GmbH und der Welterberegion Wartburg-Hainich. Ein wichtiger Partner habe in der Corona-Zeit die Segel gestrichen. „Der Verband für Auto- und Technikmuseen hat sich leider aufgelöst, er hatte immer für uns Faltblätter verteilt“, schildert Doht.
Während das Vorjahr aufgrund von Material- und Handwerkermangel nur wenige Investitionen in der Ausstellung zuließ, möchte die Stiftung 2023 verstärkt investieren.
„Ein neues Ausstellungsmodul ist in Vorbereitung“, sagt Doht.
Noch im ersten Quartal feiere das Modul „Die Geschichte des Eisender acher Fahrradbaus bis 1928“Einweihung, das aktuell zwischen der DDR-Schrauber-Garage und der Dixi-Werkstatt entsteht. „Mit dem Fahrrad begann die Mobilität – aus den hartgelöteten Rohren der Fahrräder entstanden die ersten Rahmen der Dixis“, berichtet der Museumsleiter über diesen Teil der Eisenacher Mobilitätsgeschichte.
Nach sechs langen Jahren biegen die Vorbereitungen für den Ausstellungsteil zur Historie der Fahrzeugelektrik in der Region auf die Zielgerade. Ein Baugerüst versperrt derzeit das Treppenhaus, damit Handwerker mehrere Ausstellungsvitrinen übereinander schwebend anbringen können. Mit der Eröffnung
Treppenhaus-Ausstellung im Beisein von Vertretern heutiger Fahrzeugelektrik-Produzenten der Region rechnet Matthias Doht ebenfalls im ersten Quartal.
Neben der Museumsarbeit leisten viele Unterstützer – meist sogar ehrenamtlich – wertvolle Arbeit für die Stiftung. Archivleiterin Jessica Lindner-Elsner treibt mit einem Unterstützer im Bundesfreiwilligendienst die digitale Aufarbeitung des Archivs voran. Eberhard Spee betreut zwei Studenten der Dualen Hochschule bei ihren Bachelorarbeiten. Das Mechaniker-Team restaurierte 2022 einen BMW DA4 3/15 sowie einen Wartburg 311 komplett.