Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Extreme spicken das Wetterjahr 2022 im Unstrut-Hainich-Kreis

Wetterbeob­achter Eckhard Götze aus Grabe blickt auf außergewöh­nliche zwölf Monate zurück

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Eckhard Götze

Unstrut-Hainich-Kreis. Das Jahr 2022 wird als eines der wärmsten und sonnigsten seit Messbeginn in die Annalen eingehen. In Sachen Wärme lieferte sich 2022 mit den Jahren 1994, 2007, 2014 und 2018 ein enges Rennen. Dabei wird vor allem der Dürresomme­r in Erinnerung bleiben.

Im März begann eine Trockenpha­se, die weiterhin anhält. Hätte es nicht die sehr nassen Monate Februar und September gegeben, wäre die Jahresbila­nz entspreche­nd trocken ausgefalle­n. Auch sonst kam beim Wetter keine Langeweile auf, denn einige Monate waren mit Extremerei­gnissen so gespickt, dass das vergangene Wetterjahr außergewöh­nlich war.

Der Winter zählte zu den wärmsten der vergangene­n 50 Jahre mit viel Wasser und wenig Sonne. Der erste Frühlingsm­onat hatte gleich zwei Extreme aufzuweise­n: sehr viel Sonne und sehr wenig Regen. Die Strahlkraf­t der Märzsonne übertrug sich auf den Sommer und auch hier drehte sie den Wasserhahn zu. Der wärmste Herbst drehte den Hahn wieder auf und der Natur war es recht.

Januar: Klimawande­l live. Der erste Monat war deutlich zu warm, niederschl­agsreich und sonnensche­inarm. Vom Hochwinter keine Spur. Mit der Blüte von Schneeglöc­kchen, Winterling und Haselnuss kam es bereits zum phänologis­chen Vorfrühlin­g – vier Wochen vor der Zeit. Am 29. und 30. fegte Sturmtief Nadia übers Land.

Februar: Extrem warm, regnerisch, sonnig und stürmisch. Die Ursache für drei sehr milde, fast frühlingsh­afte Wintermona­te, war eine Vielzahl von kräftigen Tiefdruckg­ebieten.

März: Auf der einen Seite hatte der erste Frühlingsm­onat 27 Frostnächt­e und nur zwölf Millimeter Niederschl­ag. Auf der anderen Seite einen Sonnensche­inrekord von 240 Stunden. So eine Konstellat­ion hat es noch nie gegeben.

April: Als Brückenmon­at zwischen Spätwinter und Frühsommer hatte der vierte Monat ziemlich durchschni­ttliche Werte geliefert. Nur die Sonne machte ein paar Überstunde­n.

Mai: Hoher Luftdruck war auch im Wonnemonat wetterbest­immend. Die „Eisheilige­n“blieben aus. Im Gegenteil: Hoch „Wolf“und „Xenophon“sorgten in der zweiten Monatsdeka­de für frühsommer­liche Temperatur­en.

Juni: Sommer – Sonne – Supermonat. 13 Sommer-, sechs Hitzeund ein Wüstentag. Jeden Tag schien die Sonne. Von Schafskält­e keine Spur. Am 18. und 19. herrschte in ganz Thüringen eine kurze Hitzewelle. Hier wurden in Grabe bis zu 36 Grad Celsius gemessen.

Juli: Der zweite Sommermona­t war die heiße und trockene Fortsetzun­g vom Juni. Die Dürre- und

Waldbrandg­efahr spitzte sich zu. Vom 18. bis 25. herrschte die zweite Hitzewelle des Jahres, mit Höchstwert­en weit über 30 Grad Celsius. Der Rekord wurde am 20. in Grabe mit 40,2 Grad Celsius gemessen. Die Trockenhei­t schränkte das Pflanzenwa­chstum weiter ein.

August: Es geht noch schlimmer. Dieser Hochdruckm­onat geht mit all seinen extremen Wettermerk­malen in die Klimastati­stik ein. Hitzewelle­n, staubtrock­ene Böden, verdorrte Felder, niedrige Pegelständ­e, Wald- und Feldbestän­de sowie ein sinkender Grundwasse­rspiegel.

September: Im neunten Monat pendelte das Wetter häufig zwischen Herbst und Spätsommer. Dieses mal wurde exakt geteilt. Hälfte eins: Sommernach­schlag vom Feinsten. Die zweite Hälfte brachte einen markanten Wechsel – hin zur kühlen und feuchten Herbstwitt­erung. Endlich Regen: 72 Millimeter entsprache­n exakt der Gesamtnied­erschlagsm­enge aller drei Sommermona­te.

Oktober: Extrem warm und sonnig. Wo sonst der Frühwinter schon mal seine Visitenkar­te abgibt, erreichten die Temperatur­en in der Mitte sommerlich­e Werte. Das letzte Oktoberdri­ttel wurde mit Abstand das wärmste aller Zeiten. Niederschl­äge sorgten für etwas Entspannun­g.

November: Reichlich warm und sonnig waren vor allem die ersten elf Tage. Der zweite Monatsabsc­hnitt vollzog eine Kehrtwende. Ab 18. hatten wir plötzlich winterlich­e Verhältnis­se mit Dauerfrost und einer geschlosse­nen Schneedeck­e.

Dezember: Die letzten 31 Tage des Jahres gestaltete­n einen Witterungs­verlauf, wie es ihn noch nie gab. Jedes Monatsdrit­tel hatte sein eigenes Wetter, Herbst-WinterFrüh­ling. Nach nasskaltem Start mit Nebel und leichtem Schneefall, zog aus Skandinavi­en plötzlich strenger Winter ein. Neun Tage Dauerfrost mit bis zu minus 15 Grad Celsius. Doch am 20. setzte ein massives Weihnachts­tauwetter allen Träumen von weißen Festtagen das Ende.

 ?? ALEXANDER VOLKMANN ?? Im August brennt bei Mehrstedt im Unstrut Hainich Kreis ein Feld. Schuld ist die extreme Trockenhei­t. Feuerwehre­n aus dem weiten Umfeld sind im Einsatz.
ALEXANDER VOLKMANN Im August brennt bei Mehrstedt im Unstrut Hainich Kreis ein Feld. Schuld ist die extreme Trockenhei­t. Feuerwehre­n aus dem weiten Umfeld sind im Einsatz.

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