Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Deepfake-Video von Scholz sorgt für Empörung
Brisanter Kanzler-Appell auf gefälschtem Video. Bundesregierung ist sauer
Screenshot aus dem umstrittenen Fake-Video mit Scholz.
Jan Dörner
Berlin. „Ich habe als Bundeskanzler geschworen, Schaden von diesem Land abzuwenden“, sagt die Stimme von Olaf Scholz. Deswegen werde die Bundesregierung ein Verbot der AfD beantragen. „Ich bin sicher: Rückwirkend wird es unglaublich erscheinen, dass wir diese Partei so lange im Bundestag sitzen ließen. Aber diesen Fehler werden wir jetzt korrigieren.“Die in einem Video im Internet verbreitete Ankündigung wäre eine politische Sensation – wenn sie denn auch wahr wäre.
„Das Video ist nicht echt“, stellte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Montag klar. Bei dem in sozialen Medien kursierenden Clip handele es sich um ein „DeepfakeVideo“. Als „Deepfake“gelten realistisch wirkende Fotos, Videos oder Audioinhalte, die mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) am Computer hergestellt worden sind. Der vermeintliche Kanzler wirkt in dem Video sowohl in Sprache als auch in Bild zumindest auf den ersten Blick täuschend echt.
Experten warnten in der Vergangenheit bereits vor den Folgen von KI-Fälschungen für die Stabilität von Politik und Demokratie. „Mittels KI können absolut echt wirkende Bilder, Audios und Videos erstellt werden, die aber reine Fälschungen sind“, sagte die SPD-Vorsitzende Saskia Esken im April in einem Interview mit unserer Redaktion. „So könnten zum Beispiel authentisch wirkende Aussagen von Politikern verbreitet werden, die diese nie getätigt haben. Durch so etwas könnten Kriege entstehen.“
Auch der Sprecher des Kanzlers warnte vor den Folgen. „Solche Deepfakes sind kein Spaß“, erklärte Hebestreit. „Sie schüren Verunsicherung und sind manipulativ.“Verbreitet wurde das Scholz-Video von dem Künstlerkollektiv „Zentrum für Politische Schönheit“.