Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Feuer unterm Dach beim Kegelsportverein
Rot-Weiß Grabe hat eine gesalzene Rechnung vom Energieversorger geschickt bekommen
Thomas Kügler
Mühlhausen. Erst war „Land unter“, nun ist Feuer unterm Dach. Der KSV Rot-Weiß steht wieder im Fokus der Öffentlichkeit und zum wiederholten Male geht es um Finanzen, die die Möglichkeiten des Vereins übersteigen. Der Energieversorger TEAG verlangt vom KSV eine Nachzahlung im hohen vierstelligen Bereich. Die Kegler sollen im letzten Jahr weitaus mehr Gas verbraucht haben, als sie bezahlt haben. Nach den Berechnungen der TEAG beläuft sich der Fehlbetrag auf 9800 Euro.
Das ist eine Menge Geld für einen Verein, der nicht einmal 30 Mitglieder hat. Wie es zu diesem enormen Verbrauch gekommen ist, dazu macht der KSV-Vorsitzende Michael Nixdorf keine konkreten Angaben. Immerhin beträgt die Nachforderungen dem fünffachen Jahresverbrauch eines Vier-PersonenHaushalts. Da fallen die Abschlagszahlungen, die der KSV regulär geleistet hat, kaum ins Gewicht.
Angeblich hat die TEAG mittlerweile ein Angebot gemacht, dass der KSV abgelehnt hat. Der Energieversorger will aus Kulanz auf 1000 Euro verzichten. Die Restsumme würde immer noch die Möglichkeiten des KSV übersteigen. „Wir sind noch in Verhandlungen“, bestätigt Michael Nixdorf. Erst wenn diese abgeschlossen sind, dann will sich der Vorsitzende zu der Angelegenheit äußern. Klar ist aber, dass der KSV Rot-Weiß mit der Forderung der TEAG finanziell überfordert ist. Im Ort spricht man bereits vom Aus für den Verein.
Lücken in der
Kommunikation
Beim Energieversorger zeigt man sich überrascht über den angeblichen Preisnachlass. „Davon ist in unserem Haus nichts bekannt“, betont TEAG-Pressesprecher Martin Schreiber. Er bemängelt die Lücke in der Kommunikation. Eine Gesprächsangebot seitens des Verein hat es bisher noch nicht gegeben. „Wir sind aber immer bereit, einvernehmliche Lösungen wie Ratenzahlungen oder ähnliches zu finden. Energie abzuschalten ist immer nur die letzte Maßnahme“, betont der Pressesprecher.
Eins macht er auch deutlich: „Wir bestehen auf unserer Forderung.“Martin Schreiber geht davon aus, dass sie gerechtfertigt ist, weil bei der Rechnungserstellung technisch alles in Ordnung war. Wie es zu diesem enormen Verbrauch gekommen ist, dafür hat man bei der TEAG keine Erklärung. Für das Bestehen auf die Zahlung aber schon: „Uns sind Kosten durch den Einkauf und die Bereitstellung entstanden und wir sind unseren Gesellschaftern und den anderen Kunden verpflichtet.“
Wenn man keine andere Lösung finden wird, dann wird die TEAG dem Verein den Betrag in voller Höhe in Rechnung stellen. Das Unternehmen sieht keinen Grund, die Kosten auf die anderen Kunden umzulegen. „Das ist eine Frage der Gerechtigkeit“, fasst Schreiber zusammen. Er rechnet auch damit, bei der Auflösung des Vereins auf der Forderung sitzen zu bleiben.
Als ein Notnagel wird der Kreissportbund (KSB) genannt. Doch dort zeigt man sich überrascht. „Diese Angelegenheit ist noch nicht an uns herangetragen worden“, versichert Florian Fischer. Er ist der Vereinsberater beim KSB. „Wir helfen Vereinen in Not mit Beratung und Betreuung. Wir können Wege des Sponsorings aufzeigen und Möglichkeiten von Fördermitteln aufzeigen, aber keinem Verein unter die Arme greifen“, betont Fischer. Zudem übersteigt die Summe selbst die Möglichkeiten des KSB. Unklar ist bei der TEAG noch, wer nun genau der Vertragspartner des Energieversorgers ist. Eigentümer der Kegelbahn ist auf jeden Fall die Stadt Mühlhausen und die Verwaltung befasst sich bereits intensiv mit dem Problem. Aber erst nach einer sorgfältigen Prüfung durch die beteiligten Ämter will man zum Fall öffentlich Stellung nehmen.
Derweil wird in den Kreisen des KSV Rot-Weiß ein Zuschuss aus dem Ortsteilbudget ins Spiel gebracht. Ob dieser Zuschuss vereinbar ist mit den Bestimmungen der Thüringer Gemeinde- und Landkreisordnung, darüber müssen Juristen entscheiden. Immerhin ist in § 45 von Sport und kulturellen Zwecken die Rede. Klar ist aber, dass das Budget dies gar nicht hergibt, denn der Haushalt des Ortsteil Grabe beträgt etwa nur 4300 Euro pro Jahr.
Die Kegelbahn in Grabe war im Februar 2021 im öffentlichen Fokus. In der damaligen Frostphase fiel die Heizung aus, das Wasser gefror in den Rohren und diese platzen. Das anschließende Tauwetter setzte die Bahn unter Wasser. Der Schaden wurde damals auf 17.000 Euro beziffert und von der Gebäudeversicherung der Stadt Mühlhausen getragen.
Für Sanierung der Holzteile musste ein Spezialfirma engagiert werden. Der Gutachter sprach von fahrlässigen Verhalten seitens des Vereins. Der Wasserschaden war erst nach drei Tagen durch eine Spaziergängerin entdeckt worden. Damals war von der Kündigung des Mietvertrags die Rede