Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)
Gotteslästerung vom Feinsten in der kultigen „Rambazambabar“
Holy Shit: Wilder Liederabend am DNT in Weimar begeistert das Publikum
Sibylle Göbel
Weimar. AC/DC, Beyoncé, Taylor Swift? Ganz bestimmt. Aber auch die Weimarer „Rambazambabar“bricht beim Ticketverkauf Rekorde: Binnen zehn Minuten waren in diesem Jahr die Karten für die beiden Abende weg, an denen Mitglieder des DNT-Ensembles und ihre Freunde einen Cocktail aus ihren Lieblingsliedern mixen. Gut, die Spielstätte Redoute bietet nur 180 Plätze, kein Stadion-Rund. Gleichwohl zeigt der Ansturm: Das Format, das vor zehn Jahren in der Theaterkantine entstand und sich dann auf die Bühne vorarbeitete, ist längst Kult. Auch die pandemiebedingte Pause hat ihm nichts anhaben können. „Heilig’s Blechle“, möchte man angesichts dessen anerkennend ausrufen – oder aber „Holy Shit“, wie es weniger gewählt die aktuell 20-köpfige Truppe tut. Denn das ist das Motto der aktuellen Show und zugleich die Tonlage, in der diese ihr Thema kommentiert: die Weltreligionen.
Es wird, warnt Krunoslav Šebrek, „ein gottloser“Abend, einer, „der religiöse Gefühle verletzen könnte“. Doch niemand flieht den Saal, im Gegenteil: Das Publikum quietscht vor Vergnügen ob der Blasphemie, gegen die Madonnas „Like A Prayer“ein Hochamt ist. Ja, der „Queen of Pop“und ihrem 1989 von der Kirche zerrissenen Song huldigt die wild kostümierte Truppe gegen Ende der zweistündigen Show auch noch. Doch bis dahin singen und spielen sich Schauspieler, Musiker der Staatskapelle, Requisiteure und weitere Mitstreiter die Seele aus dem Leib: Dascha Trautwein trägt Beth Dittos „Heavy Cross“(Schweres Kreuz) mit energetischer Leichtigkeit, Cellist Aidos Abdullin wandelt als „Personal Jesus“von Depeche Mode übers Brett und Susanne Günther-Dissmeier Annett Louisans „Hallo Julia“kurzerhand zum „Halleluja“ab. Katrin Steinbach performt Zarah Leanders „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“in der Nina-Hagen-Version, Fabian Hagen im Outfit der Gottesanbeterin „Unholy“von Sam Smith.
Zwischendurch versucht Šebrek Jesus Christus an die Strippe zu bekommen. Das scheitert jedoch genauso wie das Publikum bei den eingestreuten Quiz-Fragen. Bibelfest ist hier kaum einer. Trotzdem gibt es für dann doch noch herausgekitzelte richtige Antworten Klosterfrau Melissengeist und den Wackel-Jesus fürs Armaturenbrett. Fürs Ohr indes Pop-, Soul- und Hip-Hop-Perlen wie „Boat On The River” von Styx, Dusty Springfields „Sun Of A Preacher Man“und Coolios „Gangsta’s Paradise”. Die Zuschauer lieben das perfekt Unperfekte. Und sie lachen Tränen, als das Ensemble an das Kirchenlied „Danke“selbst verfasste Verse in immer höheren Tonlagen anhängt. Zum Finale animiert Šebrek – inzwischen bis auf Slip und Feigenblatt so, wie ihn der liebe Gott erschaffen hat – den Saal mit Dr. Alban „Sing Halleluja“, ehe das Publikum mit „Aquarius/ Let The Sunshine In“aus dem Musical „Hair“beschwingt in die Nacht entlassen wird. Gott, war das großartig!
Am Samstag, 11. Mai, 16.30 Uhr, ist die Rambazambabar bei einer Kundgebung auf Weimars Theaterplatz zu erleben.