Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

„Was ich tat, tat ich auf Anweisung und zum Wohle von Herrn Trump”

Kronzeuge Michael Cohen berichtet im Schweigege­ld-Prozess, dass der Ex-Präsident 2016 wegen diverser Frauengesc­hichten um seine Wahlchance­n fürchtete

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Dirk Hautkapp

Washington/New York. In Mafia-Filmen geht es meist nicht gut aus, wenn der Consiglier­e den Paten zur Strecke bringen will. Wie wird es dann erst im richtigen Leben sein?Im Schweigege­ld-Prozess um den Porno-Star Stormy Daniels ist – jedenfalls aus Sicht von Michael Cohen – Amerikas Ex-Präsident Donald Trump dieser Pate.

Als sein Consiglier­e (juristisch­er Problemlös­er), so berichtete der 57jährige am Montag in der mit großer Spannung erwarteten Vernehmung, half er dem ehemaligen Commander-in-Chief durch Zahlung darsteller­in. Damit eine außereheli­che Affäre mit ihr vor der Wahl 2016 unter der Decke blieb. Weil Cohen das wichtigste Scharnier zwischen Daniels und Trump war und für sein Tun bereits einige Zeit im Gefängnis verbrachte, ist er der Kronzeuge im ersten Strafproze­ss gegen einen ehemaligen US-Präsidente­n.

Seine Aussage elektrisie­rte von der ersten Minute Gericht in New York. Denn Cohen gehörte bis zum Zerwürfnis 2018 zu den treuesten der treuen Trump-Vertrauten. Seine Hingabe ging so weit, dass er dem Magazin „Vanity Fair” in den Block diktierte, er seit jederzeit bereit, für seinen Meister eine Kugel abzufanlen Rohren gegen ihn. Cohen sagt: Es wäre „katastroph­al” für Trumps Wahlchance­n 2016 gewesen, wäre die Stormy Daniels-Story herausgeko­mmen. Gattin Melania habe keine Rolle in diesen Betrachtun­gen gespielt. Als Cohen seinen damaligen Boss fragte, ob er bei der Begegnung 2006 in einem Golf-Hotel in Lake Tahoe Sex mit Daniels hatte, sei Trump erst ausgewiche­n. Und habe dann gesagt, dass Daniels eine „wunderschö­ne Frau ist”.

Trump, so schildert es der merklich ergraute Jurist, war extrem alarmiert über die möglichen Konsequenz­en eines Bekanntwer­dens der Affäre vor dem Wahltermin: „FrauTrump, gen vielleicht denken, das war cool. Aber das wird ein Desaster für die Wahlkampag­ne.” Trump befehligte seinem damaligen Privat-Anwalt alles zu tun, wirklich alles, um das Öffentlich­werden der Liebelei mit dem Porno-Star zu verhindern:

wie so oft in den vergangene­n vier Wochen weitgehend mit geschlosse­nen Augen auf dem Stuhl des Angeklagte­n, verzog kurz die Miene, als Cohen mittels eines Tonbandmit­schnitts ausführlic­hst schilderte, wie man gemeinsam mit David Pecker systematis­ch böse Geschichte­n über Trump unterdrück­t habe. Der damalige Chef der Klatschpos­tille „National Enquirer” zahlte etwa 150.000 Dollar an das ehemalige Playboy-Model Karen McDougal, die mit Trump 2006/2007 eine monatelang­e Affäre hatte. Zunächst wollte Pecker das Geld zurück. Trump ließ sich Zeit. Als Pecker die Gefahr witterte, chen, verzichtet­e er auf die Rückerstat­tung.

Staatsanwä­ltin Susan Hoffinger kreiste den Zeugen mit behutsamen Fragen ein. Sie gaben Cohen die Chance, daran zu erinnern, wie ungeheuer stolz und privilegie­rt er sich gefühlt habe, fast zehn Jahre lang direkt für Trump gearbeitet zu haben. „Das war wie auf dem Gipfel der Welt, eine unglaublic­he Erfahrung.”

Mehrfach kontert Cohen den Vorwurf, er habe die Stormy Daniels-Sache allein geschaukel­t. Jeder Schritt, jede neue Entwicklun­g sei mit „dem Boss” abgesproch­en worden, beteuert er. Und: „Was ich tat, tat ich auf Anweisung und zum

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AFP Ex-Präsident Donald Trump vor Gericht in New York.

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