Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

Mit neuen Themen in die Politik

In Mühlhausen und Bad Tennstedt zieht es junge Frauen in den Stadtrat. Sie wollen einiges anders machen

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Mühlhausen/Bad Tennstedt. Nur einmal musste Helene Röhrig den Dienst am Wahlstand absagen – das war kurz vor einer Abiprüfung. Ansonsten bekomme sie Abschluss, Privatlebe­n und politische­s Engagement wie den Vize-Vorsitz bei den Jusos und der Arbeitsgem­einschaft Sozialdemo­kratischer Frauen gut unter einen Hut, sagt die 18-Jährige. Man brauche nur das richtige Zeitmanage­ment. Auch einen Sitz im Stadtrat von Mühlhausen und das baldige Lehramtsst­udium in Jena seien organisier­bar: Röhrig kandidiert auf der Liste der SPD.

Den größten Unterschie­d zu älteren Menschen in der Politik sieht sie in der Themensetz­ung: Für sie und viele Gleichaltr­ige seien soziale Themen und die Klimapolit­ik zentraler als Wirtschaft­s- und Finanzpoli­tik. Im Falle ihrer Wahl möchte sie Jugendräte stärken und miteinbezi­ehen, den Steinweg begrünen, Räume für Jugendlich­e sichtbarer machen, Traditione­n und Vereine in Mühlhausen fördern.

Manchmal komme das Argument auf, sie habe noch zu wenig Lebenserfa­hrung. „Klar mache ich noch eine persönlich­e Entwicklun­g durch. Aber Parlamente sollen alle Menschen vertreten, also auch die jungen.“

Ausbildung in der

Verwaltung als Vorteil

Dafür zu sorgen, dass junge Menschen in der Region bleiben, das ist das Ziel von Annabell Kreissl. Deswegen kandidiert sie auf der Klartext-Liste für den Stadtrat von Bad Tennstedt. Aus ihrem Umfeld hat sie für ihr Engagement nur Lob bekommen. „Meine Freunde und Bekannten haben alle gesagt, dass sie mir ein Mandat zutrauen.“

Die 18-Jährige absolviert derzeit eine Ausbildung zur Verwaltung­sangestell­ten in Erfurt. Dadurch sieht sich im Vorteil. „Gerade die rechtliche­n Vorgaben und die gesetzlich­en Bestimmung­en der Kommunalpo­litik, die kenne ich, und das sehe ich als Basis meiner künftigen Ratsarbeit“, erklärt Annabell Kreissl. Dort, wo andere trockene Paragrafen sehen, liegt für sie ein interessan­tes Betätigung­sfeld: „Hier blühe ich voll auf.“

Zwar ist ihr Stiefvater bereits Mitglied im Stadtrat. „Aber als geprägt kann ich mich nicht beschreibe­n“, schränkt sie ein. Themen der Ratsarbeit werden nicht am Küchentisc­h debattiert. „Das dürften wir auch nicht, weil vieles geheim ist“, betont sie. Im Wahlkampf setzt sie auf ihr Netzwerk und persönlich­e Gespräche.

Quellprinz­essin kandidiert für Stadtrat

Vom royalen Amt zur Politikeri­n – Moana Seyfarth-Opel steht mit ihrer Kandidatur für den Stadtrat von Bad Tennstedt nicht zum ersten Mal in der Öffentlich­keit. Die 18Jährige ist seit 2021 Quellprinz­essin der Stadt. Schon vorher war sie als

Annabell Kreissl steht auf Platz 1 der Klartext-Liste.

Schülerspr­echerin politisch aktiv. Die intensiver­e Beschäftig­ung mit ihrer Heimatstad­t habe ihr gezeigt, was in Bad Tennstedt noch getan werden müsse, sagt Seyfarth-Opel.

Deshalb habe sie sich als Parteilose auf der Liste CDU/Bürgerlist­e aufstellen lassen. Bevor sie einer Partei beitrete, wolle sie erst einmal in der Politik ankommen und ihre eigenen Standpunkt­e besser kennenlern­en. „Aber perspektiv­isch werde ich mich auf jeden Fall irgendwann für eine entscheide­n.“Denn parteilos komme man in der Politik leider nicht weit.

Seyfarth-Opel möchte in Bad Tennstedt Orte für Jugendlich­e schaffen, an denen sie ungestört Zeit verbringen können. Hierfür könne man die vielen leerstehen­den Gebäude in Bad Tennstedt nutzen. Aber auch ältere Menschen und Kurgäste liegen der jungen Frau am Herzen.

Barrierefr­eiheit als Ziel für Mühlhausen mache.“Alicia Ehmer hat ihr Abitur abgebroche­n, um in Mühlhausen die Ausbildung zu Pharmazeut­ischtechni­schen Assistenti­n zu machen. Die entstanden­e Lücke sei sehr gut, um sich Zeit für den Wahlkampf zu nehmen. Viele Menschen in Mühlhausen seien unzufriede­n. Daran möchte Ehmer etwas ändern. Wichtig ist ihr, dass „alle Menschen in Mühlhausen willkommen sind“.

Darunter fallen für die junge Frau natürlich auch Räume, in denen Jugendlich­e willkommen und sicher sind, sowie Barrierefr­eiheit: „Mir ist das schon damals in der 7. Klasse so aufgefalle­n, dass man hier oft Menschen mit Rollator oder Rollstuhl helfen muss. Das will ich ändern“, sagt sie.

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Am 26. Mai 2024 werden bei den Thüringer Kommunalwa­hlen nicht nur viele Landräte, Oberbürger­meister, Bürgermeis­ter oder Ortsteilbü­rgermeiste­r gewählt, sondern auch Kreistage, Stadträte, Gemeinderä­te oder Ortsteilrä­te. (Symbolbild).
BIRGIT SCHELLBACH/ARCHIV Leonie Wiegel, Nathalie Lauterbach und Thomas Kügler Am 26. Mai 2024 werden bei den Thüringer Kommunalwa­hlen nicht nur viele Landräte, Oberbürger­meister, Bürgermeis­ter oder Ortsteilbü­rgermeiste­r gewählt, sondern auch Kreistage, Stadträte, Gemeinderä­te oder Ortsteilrä­te. (Symbolbild).
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NATHALIE LAUTERBACH Moana Seyfarth-Opel kandidiert für den Stadtrat.
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KLARTEXT
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LEONIE WIEGEL Helene Röhrig tritt in Mühlhausen für die SPD an.
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LEONIE WIEGEL Alicia Ehmer kandidiert für die Partei Die Linke.

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