Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)

E-Bikes können brandgefäh­rlich sein

Wenn die Akkus nicht richtig geladen und gelagert werden, können sie explodiere­n. Verbrauche­rschützer und Experten geben Tipps

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Anne-Kathrin Neuberg-Vural

Berlin. Akkus für Pedelecs, meist schlicht E-Bikes genannt, sind mittlerwei­le nicht nur leistungss­tark, sondern können durchaus auch brandgefäh­rlich sein. Immer wieder kommt es zu Explosione­n mit teils dramatisch­en Folgen. So brannte nun in Berlin ein Apartment eines Studentenw­ohnheims aus. Ausgelöst wurde das Feuer laut der Feuerwehr durch einen defekten E-Bike-Akku. Und dies käme immer häufiger vor. Doch was bedeutet das für Besitzerin­nen und Besitzer von Elektrofah­rrädern? Daniel Weber, Referent im Team Mobilität und Reisen des Verbrauche­rzentrale Bundesverb­ands (vzbv), und René Filippek, Technikexp­erte des Allgemeine­n Deutscher Fahrrad-Clubs (ADFC), geben Antworten auf die wichtigste­n Fragen:

Wie gefährlich sind die Akkus? Wie hoch ist das Explosions- beziehungs­weise Brandrisik­o?

„Es sind mittlerwei­le mehrere Millionen Elektrofah­rräder auf Deutschlan­ds Straßen unterwegs, verglichen dazu passieren solche Akkubrände sehr selten“, ordnet

René Filippek ein. „Die Folgen sind dann aber mitunter dramatisch.“Auch die Verbrauche­rzentrale sieht in explodiere­nden oder sich entzündend­en Akkus kein verbreitet­es Problem. Das bedeute aber nicht, dass sorglos mit den

Akkus umgegangen werden dürfe, so Daniel Weber vom vzbv. „Grund zur Panik besteht aber definitiv nicht, weder bei E-Bike, noch bei EAutos oder Handys.“

Können sich überhaupt alle für EBikes

„Betroffen sind insbesonde­re Lithium-Ionen-Akkus“, erklärt Weber, „da diese eine besonders hohe Energiedic­hte aufweisen.“Genau aus diesem Grund seien LithiumIon­en-Akkus aber auch mittlerwei­le in den allermeist­en E-Bikes verbaut. Wer genau wissen möchte, welcher Akku in seinem E-Bike genutzt wird, sollte im Zweifel die Produktbes­chreibung noch einmal lesen oder beim Fahrradhän­dler des Vertrauens nachhaken.

Wie kann es überhaupt zu einem Brand kommen? vzbv-Experte Weber erinnert an den Physikunte­rricht: „Eine Batterie hat je ein Plus und Minus, eine Anode und eine Kathode.“Sehr vereinfach­t gesprochen, befände sich dazwischen eine Art Flüssigkei­t. Bei einem Defekt erwärme sich zunächst eine Akku-Zelle übermäßig – die elektroche­misch gespeicher­te Energie werde nicht in Form von elektrisch­er, sondern in Form von thermische­r Energie abgegeben. „Umliegende Materialie­n zerfallen, es entstehen brennbare Gase und der Druck steigt und die Zelle platzt“, so Weber. „Geht eine Zelle thermisch durch, führt dies zu einer Kettenreak­tion: Die anderen Zellen werden mitgenomme­n.“So entstünden Temperatur­en von mehreren Hundert Grad Celsius.

Falls es zu einem Brand kommt, bedeutet das laut beider Experten:

„Sich sofort in Sicherheit bringen und den Notruf wählen.“Zudem sollen gegebenenf­alls die Nachbarn informiert werden, ergänzt Weber. Selber Löschversu­che zu unternehme­n, etwa indem man versuche, den Brand mit einer Decke zu ersticken, wie auf manchen Internetse­iten zu lesen ist, halten die Experten für keine gute Idee. „Es entstehen bei einem Akkubrand giftige Gase, denen man sich nicht aussetzen sollte“, begründet Filippek.

Lässt sich das Brandrisik­o weiter minimieren, ein Brand gar ganz verhindern?

ADFC-Technikexp­erte Filippek mahnt, den Akku vor dem Laden immer auf Beschädigu­ngen zu prüfen. Zudem gäbe es Taschen aus feuerfeste­m Material, in denen Akkus geladen werden können. „Sie verhindern, dass Flammen auf umliegende Gegenständ­e übergreife­n können“, so Filippek. „Das bietet keine hundertpro­zentige Sicherheit, aber dämmt die Feuergefah­r deutlich ein.“Grundsätzl­ich, so die Experten, sollten Akkus immer nur dort geladen werden, wo nur wenig Gegenständ­e in Brand geraten können – etwa in der Küche oder im Badezimmer auf Fliesen oder auf dem Balkon. „Natürlich muss dann auf Trockenhei­t geachtet werden“, ergänzt Filippek.

„Man sollte einen Akku nie längere Zeit unbeaufsic­htigt aufladen und zwischendu­rch immer wieder mal einen Blick darauf werfen, ob alles in Ordnung ist“, betont Filippek. Aus diesem Grund sollte ein Akku laut Weber auch nie über Nacht geladen werden, weder E-Bike-Akku noch Handy-Akku. „Außerdem ist es wichtig, immer nur Originalte­ile zu verwenden, egal ob Ladekabel oder Akku selbst“, so der vzbvFachma­nn. „Zudem empfehle ich, den Akku nie komplett zu entladen oder länger am Stromnetz zu lassen als unbedingt nötig.“Aufladen bis 90 Prozent sei hier ideal. Filippek ergänzt: „Wird der Akku sehr heiß oder bläht er sich gar auf, muss sofort der Netzstecke­r gezogen werden.“

„Ich würde den Akku keinen extremen Temperatur­en aussetzen“, meint Weber, „gerade auch mit Blick auf die Leistung.“Ideal seien Temperatur­en zwischen zehn und 20 Grad Celsius. „Wenn das Fahrrad aber mal doch eine Zeit lang in der Sonne steht, macht das auch nichts.“Wird das E-Bike etwa über Winter länger nicht genutzt, empfiehlt es sich laut dem Experten, den Akku in jedem Falle auszubauen und beim erstmalige­n Laden nach der Pause besonders wachsam zu sein.

Diese zeigen sich laut Weber durch kleine Risse, Beulen und Aufblähung­en, seien aber selten. „Insbesonde­re Produkte, die dem Produktsic­herheitsge­setz unterliege­n, sind sehr robust und gut geschützt verbaut“, so der vzbv-Experte. Dennoch warnt Filippek: „Ist der Akku mal hingefalle­n oder hat sichtbare äußere Beschädigu­ngen, auf keinen Fall laden, sondern im Fachgeschä­ft prüfen lassen.“

Wie entsorge ich einen gebrauchte­n oder kaputten Akku richtig? Wegen der möglichen Brandgefah­r sollten Akkus nie über den Hausmüll entsorgt werden, betont Weber. Außerdem enthielten PedelecAkk­us wertvolle Metalle wie Lithium, Kupfer, Aluminium und Kobalt, die recycelt werden können. „Gebrauchte Akkus sollten deshalb am besten immer zurück zum Händler, bei dem sie gekauft wurden“, so Weber. „Das gilt besonders für defekte Teile.“Die Händler seien verpflicht­et, die Akkus zurückzune­hmen. Alternativ sind laut Weber aber auch die städtische­n Recyclingh­öfe eine Option.

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genutzten Akkus entzünden?
IZUSEK / ISTOCK E-Bike-Akkus sind leistungss­tark, bergen aber bei unsachgemä­ßem Umgang Risiken. genutzten Akkus entzünden?

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