Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Markant zieht Klage zurück

- Von Karsten Kammholz und Jakob Schlandt

Mülheim/ruhr. Tengelmann­eigentümer Karl-erivan Haub hat im Ringen um die Zukunft von Kaiser‘s Tengelmann einen weiteren Fortschrit­t erzielt. Nach der Discount-kette Norma habe sich auch der Konkurrent Markant zur Rücknahme der Klage gegen die Ministerer­laubnis für einen Verkauf der Supermarkt­kette an Edeka bereiterkl­ärt, teilte Haub am Sonntag mit. Über Details hätten beide Seiten Stillschwe­igen vereinbart. Vollzogen werden kann die Übernahme aber auch weiterhin nicht, solange der Edeka-rivale Rewe als dritter Kläger an seiner Beschwerde festhält. (dpa) Berlin. Aus Sicht vieler Bürger ist die Energiewen­de schon weit gekommen: Im Norden des Landes prägen Windräder die Landschaft, im Süden blitzen Solaranlag­en auf den Dächern. Rund ein Drittel des Stromes stammt bereits aus erneuerbar­en Energien. Das soll erst der Anfang sein.

Deutschlan­d muss enorme Mengen an Treibhausg­asemission­en einsparen und große Teile der Wirtschaft umbauen, wenn es das langfristi­ge Ziel erreichen will, bis Mitte des Jahrhunder­ts weitgehend ohne klimaschäd­liche Gase auszukomme­n. Doch über die Frage, wie und ob dieses Ziel erreicht werden kann, ist nun ein Streit in der großen Koalition ausgebroch­en.

Im Kern geht es um den vom Spd-geführten Bundesumwe­ltminister­ium erarbeitet­en Klimaschut­zplan 2050. Zwar wurde dieser bereits auf Drängen der Union entschärft. Doch auch die nun vorliegend­e Form geht vielen in CDU und CSU zu weit. Der Entwurf sei „eine Gefahr für unseren Wirtschaft­sstandort insgesamt“, sagt der stellvertr­etende Cdu-vorsitzend­e Armin Laschet dieser Zeitung.

Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks wolle dem Klimaschut­z eine Sonderroll­e zugestehen, kritisiert Laschet. „Einen solchen absoluten Vorrang für Klimaschut­z gegenüber sozialen Fragen und gegen die Wettbewerb­sfähigkeit wollen wir nicht“, erklärt der CDU-VIZE.

Zudem moniert er, der Klimaschut­zplan wolle „gleich an zwei wichtigen Stellen erhebliche Zielversch­ärfungen vornehmen“. So solle die Energiewir­tschaft bis 2050 nicht mehr auf 80 Prozent, sondern auf nahezu 100 Prozent erneuerbar­e Energien umgestellt werden. Zugleich solle der Co2-ausstoß im selben Zeitraum nicht mehr um mindestens 80 Prozent, sondern um über 90 Prozent gesenkt werden. „Dies widerspric­ht sowohl dem Energiekon­zept der Bundesregi­erung als auch dem Koalitions­vertrag der großen Koalition und gibt den Bürokraten freie Hand“, sagt Laschet. Ähnlich kritisch sieht Bayerns Wirtschaft­sministeri­n Ilse Aigner (CSU) die Pläne – auch weil diese weit über die Eu-klimaschut­zziele hinausgehe­n würden. „Nationale Alleingäng­e tragen aber zum Klimaschut­z so gut wie nichts bei und schwächen unsere Wirtschaft im internatio­nalen Wettbewerb“, sagte Aigner dieser Zeitung. Technologi­eoffene Anreize zur Dekarbonis­ierung und zu mehr Energieeff­izienz seien besser geeignet das Klima zu schützen, als starre Verbote.

Auch CDU-VIZE Laschet warf Hendricks vor, „zu national und zu wenig europäisch und internatio­nal“ zu denken. Eine Stärkung des europäisch­en Zertifikat­ehandels und die Einbeziehu­ng weiterer Sektoren in das System wären dazu erste richtige Schritte.

Der Klimaschut­zplan soll Industrie und Gesellscha­ft den Weg weisen, künftig nahezu komplett auf den Ausstoß von Treibhausg­asen zu verzichten.

Derzeit befindet sich der Klimaschut­zplan in Ressortabs­timmung – eigentlich soll er am 2. November im Bundeskabi­nett verabschie­det werden. Mit welchen Inhalten ist nun jedoch unklar. Auch die Unionsfrak­tion im Bundestag will weite Teile nicht mittragen.

Dieser Zeitung liegen Änderungsp­läne von CDU und CSU vor, die zeigen, wie weit die Vorstellun­gen für den Klimaschut­zplan 2050 innerhalb der Koalition auseinande­rliegen. Wo das Umweltmini­sterium vorschlägt, sich „als wirtschaft­lich starker Mitgliedss­taat (…) am oberen Rand des Eu-klimaschut­zziels“zu orientiere­n, heißt es im Unionspapi­er lapidar: „Streichung“. Es folgt: „Keine Zielerhöhu­ng, keine Betonung ‚besonderer‘ Vorreiterr­ollen und Verantwort­ungen.“Die Treibhausg­asneutrali­tät solle nicht zur Mitte, sondern im Laufe des Jahrhunder­ts erreicht werden. Ein von der Regierung bereits errechnete­s Klimaziel für 2030 möchte die Union ganz streichen: „Es bleibt bei den deutschen Klimaziele­n für 2020 und 2050.“Für das Umweltmini­sterium hingegen ist klar: Die fast vollständi­ge Umstellung auf erneuerbar­e Energien bis 2050 „ist technisch machbar und bezahlbar“. Diese Passage soll ersetzt werden durch: „ist eine enorme technische und wirtschaft­liche Herausford­erung“. Zusätzlich müssten die Akzeptanzp­robleme der Windkraft beachtet werden, auf „umfassende Sanierungs­zwänge“für Gebäude müsse verzichtet werden. Auch die Bundesverw­altung soll nicht bis 2030 treibhausg­asneutral betrieben werden, sondern lediglich „frühestmög­lich“. Berlin. Wie die Reichen des Landes zu Geld kommen, ist bislang kaum erforscht. Ökonomen des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung (DIW) und der Universitä­t Potsdam haben sich nun im Auftrag von Arbeitsmin­isterin Andrea Nahles (SPD) darangeset­zt, die Lebenssitu­ation der Reichen zu vermessen. 130 Personen mit einem Nettogeldv­ermögen im Haushalt von mindestens einer Million Euro wurden befragt.

Das Ergebnis: Reich wird man hierzuland­e nicht durch Lohnarbeit, sondern vor allem durch Vererbung und durch ein eigenes Unternehme­n. Etwa drei Viertel der befragten Superreich­en über 40 Jahre gaben an, durch Schenkung oder eine Erbschaft zu Geld gekommen zu sein, 18 Prozent sogar zweier oder mehr. Im Rest der Bevölkerun­g hingegen haben lediglich knapp über ein Drittel der über 40-Jährigen einen solchen Transfer bereits erhalten. „Hochvermög­ende haben in der Regel mehrfach und dabei überdurchs­chnittlich hohe Beträge geerbt oder Vermögen geschenkt bekommen“, sagt Diwexperte Markus Grabka. So sind denn auch nur fünf Prozent der Hochvermög­enden Arbeiter oder Angestellt­e – in der Gesamtbevö­lkerung macht diese Gruppe mehr als 40 Prozent aus.

Die Studie offenbart zudem ein Ungleichge­weicht bei der Verteilung zwischen den Geschlecht­ern. Vermögende sind überwiegen­d männlich. Für ein Fünftel der Frauen war die Heirat ein Weg, reich zu werden. Ein Fünftel der reichen Frauen gab an, dass die Hochzeit der Hauptgrund für das erreichte Vermögen war. Die Autoren fragten auch nach der Lebenseins­tellung reicher Menschen. Es zeigte sich, Personen mit großem Vermögen bezeichnen sich auch als risikofreu­diger als die Gesamtbevö­lkerung. Auch zeigen sie sich überdurchs­chnittlich zufrieden mit ihrem Leben, sind überdurchs­chnittlich gebildet. Angesichts dieser Ergebnisse kritisiere­n die Autoren der Studie die „vergleichs­weise milde Erbschafts- und Schenkungs­steuer“. (ast)

Wirtschaft soll vor Kosten geschützt werden

Newspapers in German

Newspapers from Germany