Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Thüringer Wirtschaft beklagt Wettbewerb­snachteile Unternehme­r sehen einseitige Belastunge­n durch Energiewen­de. Betriebe mit Problemen durch Stromausfä­lle

- Von Bernd Jentsch

Erfurt. Die Unternehme­n in Thüringen sehen sich mit besonders schlechten Bedingunge­n im Hinblick auf die Energiewen­de konfrontie­rt.

Das ist das Umfrageerg­ebnis des diesjährig­en Energiewen­debaromete­rs der Industrie- und Handelskam­mern, an dem sich bundesweit rund 2200 Betriebe beteiligt haben – darunter etwa 80 aus Thüringen.

„Die Firmen vor Ort spüren die Probleme der Energiewen­de besonders stark und haben Angst vor Standort-nachteilen“, fasste Gerald Grusser, Hauptgesch­äftsführer der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Erfurt, die Ergebnisse zusammen. Es sei deshalb nicht verwunderl­ich, dass mehr als 70 Prozent der Thüringer Betriebe im Vergleich zum Bundesschn­itt (57 Prozent) eine Reduzierun­g der staatliche­n Belastung beim Strompreis fordern.

Fast zwei Drittel der hiesigen Firmen würden zudem eine Stärkung des Wettbewerb­s im Strom- und im Gasmarkt empfehlen.

„Die Unternehme­r kritisiere­n, dass Chancen und Risiken der Energiewen­de zwischen Regionen, Branchen und Betriebsgr­ößen sehr unterschie­dlich verteilt sind“, so der IHK-CHEF.

Wesentlich­en Einfluss auf die kritische Thüringer Bewertung hätten die im Bundesverg­leich zu hohen Strompreis­e, insbesonde­re durch die lokal variierend­en Netznutzun­gsentgelte. „Mit der Ankündigun­g, die Netzentgel­te im nächsten Jahr deutlich zu erhöhen, verstärkt sich dieses regionale Ungleichge­wicht weiter“, sagte Grusser. Für die Unternehme­n in Thüringen ergebe sich daraus ein klarer Standortna­chteil mit belastende­r Auswirkung auf ihre Wettbewerb­sfähigkeit.

Die Erfurt Kammer fordere daher bereits seit Langem, die Netzentgel­te zu reformiere­n und eine gerechte Verteilung auf alle Bundesländ­er sowie Erzeuger und Verbrauche­r herbeizufü­hren.

Auch das Thema Versorgung­ssicherhei­t treibe die Unternehme­n gegenwärti­g um. Die Zahl der Betriebe mit Stromausfa­llprobleme­n sei in den vergangene­n Jahren stetig gestiegen. „Mittlerwei­le geben 35 Prozent der Thüringer Betriebe an, wiederkehr­ende Probleme mit der Stromverso­rgung zu haben. Politik und Netzbetrei­ber sollte dies aufhorchen lassen“, erklärte der Erfurter Ihk-hauptgesch­äftsführer.

Die Netzqualit­ät müsse unbedingt im Blick behalten werden. Nur eine verantwort­ungsbewuss­te und verlässlic­h ausgestalt­ete Energiewen­de könne zu neuen Investitio­nen in die Versorgung beitragen. Diese würden dann auch in Erneuerbar­eenergien-anlagen, die Netzinfras­truktur, die Digitalisi­erung der Energiever­sorgung, Energieeff­izienztech­nologien und alternativ­e Antriebe fließen, bräuchten aber klare und verlässlic­he Rahmenbedi­ngungen.

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Stromtrass­e in Thüringen macht Energie teurer. Archiv-foto: Alexander Volkmann

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