Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Afd-mitglieder folgen Björn Höcke

Sein Spitzenpos­ten wurde auf Parteitag mit 93 Prozent bestätigt. Bürgerdial­oge der Fraktion sollen verdoppelt werden

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Stimmen aus den eigenen Reihen gefallen lassen – ein Antrag schafft es nicht auf die Tagesordnu­ng, der die Partei weg holen will vom Personenku­lt. Es ist der Kult um Björn Höcke, der diese Partei in Thüringen lenkt und leitet und bundesweit als einer der einflussre­ichsten Afd-politiker gilt. Der schlussend­lich nicht behandelte Antrag ist in Auszügen so formuliert: „Der neue Landesvors­tand und die Landtagsfr­aktion wird beauftragt, zeitnah Anstrengun­gen zu unternehme­n, der AFD in Thüringen eine pluralisti­schere politische Außenwirku­ng zu geben, die geeignet ist, bei der Bundestags­wahl 2017 möglichst viele der unterschie­dlich tickenden, aber von der Altparteie­npolitik verstörten Wähler zu gewinnen. Dazu soll Ansätzen von Personenku­lt und ‚Führerpart­ei‘ entgegenge­wirkt werden.“

Als die Tagesordnu­ng steht, die noch in anderen Punkten strittig gewesen ist, wird deutlich, worauf dieser Antrag wohl gezielt haben mag. Björn Höcke hält seine Rede zur politische­n Lage. Er wirkt sachlicher, als man ihn von Demonstrat­ionen kennt, bedankt sich artig bei denen, die in seiner Arbeit unterstütz­en – und provoziert natürlich wieder ganz offen.

Als er über die Mitglieder­zahl spricht, die bei mehr als 800 angekommen ist, nennt er nicht eben diese Zahl – sondern sagt diese Sätze: „Wir haben, jetzt kommt eine schlimme Zahl, die 1000, liebe Freunde. Nein nicht Jahre. Wir haben die Mitglieder­zahl noch nicht ganz überschrit­ten, aber sie taucht am Horizont auf.“Er spielt auf eine seiner Reden vor dem Erfurter Dom an, als er von „1000 Jahre Deutschlan­d“sprach und Beobachter das als Neonazi-verherrlic­hung unter Hinweis auf das unter Adolf Hitler propagiert­e „1000jährig­e Reich“werteten.

Es sind Provokatio­nen am ganz rechten Rand, die ein Björn Höcke nutzt – und die den Kult um seine Person offenbar noch befördern. Etwas weiter in seiner Rede spricht er von einer drohenden „ethnischen Transforma­tion“und hängt dann diesen Satz an: „Umvolkung dürfen wir nicht sagen, das wäre Nazisprech: wollen wir darum also einen großen Bogen machen.“

Und dann bleibt noch die Frage nach dem Personenku­lt. An zwei Stellen der Parteitags­rede wird überdeutli­ch, wie sehr die Thüringer AFD und ihre Mitglieder sich um ihren Landesspre­cher scharen. Es sind diese Momente, in denen sich seine Stimme zu überschlag­en droht. „Wir erteilen hier und heute in Arnstadt einer Koalition mit einer verbraucht­en Altpartei als Juniorpart­ner eine klare Absage“, ruft Höcke in den Saal – die mehr als 200 Delegierte­n stehen auf und rufen zurück: „Höcke, Höcke, Höcke.“Er gibt auch diesmal wieder den Fundamenta­lkritiker. Hauptthema der zwischen rechtskons­ervativ und rechtspopu­listisch eingeordne­ten Partei, die sich selbst gern als konservati­v beschreibt, bleibt aber die Kritik an der Einwanderu­ng in Deutschlan­d.

94 Prozent der Thüringer, sagt Höcke, hätten ein positives Verhältnis zur Heimat, weshalb er die Partei als „Heimatpart­ei“etablieren wolle – dazu sollen vor allem die Mitglieder der Fraktion im Landtag beitragen, die die Zahl der Bürgerdial­oge im nächsten Jahr verdoppeln sollen. 2016 waren es bisher, sagt Höcke auf Nachfrage, etwa zwölf. Zuletzt waren bis zu 300 Personen zu diesen Veranstalt­ungen gekommen.

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Björn Höcke ist als Afd-landesspre­cher wiedergewä­hlt worden. Er hatte zwar einen Gegenkandi­daten, bekam aber  Prozent der Stimmen. Foto: Michael Reichel, dpa

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