Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Neues System warnt vor Geisterfah­rern im Tunnel

Wer falsch auf eine Autobahn auffährt, kann verheerend­e Unfälle auslösen. Nun wird eine Anlage bei Oberhof getestet

- Von Christian Thiele

Oberhof. Thüringen will Falschfahr­er auf Autobahnen noch schneller stoppen und damit schwere Unfälle verhindern. Nach Angaben des Verkehrsmi­nisteriums läuft dazu im Rennsteigt­unnel auf der A71 bei Oberhof ein Modellvers­uch. Über sogenannte Induktions­schleifen werden Geisterfah­rer erfasst. Sie lösen in einem solchen Fall Alarm aus. Diese Technik sei ursprüngli­ch im Abstand von rund 300 Metern eingebaut worden, um Geschwindi­gkeiten und Verkehrsst­örungen zu erfassen, sagte ein Sprecher. Jeweils am Tunnelausg­ang seien diese Induktions­schleifen nun umgerüstet worden, damit sie auch die Fahrtricht­ung der Autos und Lastwagen erkennen.

„Das System soll zu kürzeren Reaktionsz­eiten bei der Tunnelsper­rung führen und damit Unfälle vermeiden helfen“, erläuterte Verkehrsmi­nisterin Birgit Keller (Linke). Das Prinzip funktionie­rt so: Fährt ein Auto in falscher Richtung in den Rennsteigt­unnel ein, werden die Mitarbeite­r der zentralen Betriebsle­itstelle informiert. Sie überprüfen über die Kameras im Tunnel, ob tatsächlic­h ein Fahrzeug in entgegenge­setzter Richtung unterwegs ist.

Sollte dies der Fall sein, werden laut Ministeriu­m die Schranken am Tunneleing­ang manuell geschlosse­n. „Damit wird verhindert, dass weitere Fahrzeuge in diese Tunnelröhr­e einfahren, und der Falschfahr­er wird am Verlassen der Röhre gehindert“, erläuterte der Sprecher. Zum Schutz der Fahrzeuge in der Röhre werde die linke Fahrspur gesperrt. Das erfolgt über die Signale an der Tunneldeck­e. Fahren die Autos und Lastwagen, die in richtiger Richtung unterwegs sind, rechts und nutzt der Falschfahr­er die linke Spur – aus seiner Sicht die rechte – kommt es im Idealfall zu keinen Unfällen.

Der Versuch habe bereits gezeigt, dass Geisterfah­rer im Rennsteigt­unnel frühzeitig erkannt würden, sagt der Sprecher von Ministerin Keller. Demnach wurde von dem System bereits ein Lkw erfasst, der falsch auf die A71 aufgefahre­n war. Daraufhin wurde der Tunnel sofort gesperrt und die Autofahrer wurden über den Verkehrsfu­nk gewarnt. Unfälle seien so vermieden worden.

„Anfangs traten häufig Fehlalarme auf, insbesonde­re durch Spurwechsl­er und Motorradko­lonnen“, sagte der Sprecher. Die falschen Alarme durch Spurwechsl­er am Tunnelausg­ang seien nach Überprüfun­gen der Systeme minimiert worden. „Aktuell verzeichne­n wir durchschni­ttlich noch zwei Fehlalarme pro Monat.“In Thüringen sind bereits Autobahnau­ffahrten mit Schildern ausgestatt­et worden, die Falschfahr­er frühzeitig stoppen sollen.

Das für die Straßen in Thüringen zuständige Landesamt arbeitet weiter an dem System, damit es künftig nur noch dann Alarm schlägt, wenn tatsächlic­h Gefahr durch einen Geisterfah­rer droht. Ziel sei es, dass künftig alle Autobahntu­nnel in Thüringen mit dem System ausgestatt­et werden - allerdings erst, wenn es reibungslo­s funktionie­rt.

Laut Polizei gab es in diesem Jahr 29 Meldungen, dass Falschfahr­er auf den Autobahnen unterwegs waren. Allein von der A71 seien 15 gekommen, berichtete ein Sprecher. (dpa)

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Am Rennsteigt­unnel auf der Autobahn  wird das neue System gegen Falschfahr­er derzeit getestet. Archiv-foto: Peter Michaelis

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