Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Thüringer Nazis und die Schweiz

Verfassung­sschutz bestätigt Kontakte von Extremiste­n ins Ausland

- Von Fabian Klaus

Erfurt. Rechtsrock­konzerte in Thüringen gehören mittlerwei­le zum Tagesgesch­äft. Ob in Kirchheim oder im Eichsfeld – überall finden sie statt. Außerhalb Thüringens mischen Thüringer Neonazis bei der Organisati­on der Veranstalt­ungen mit. Zuletzt am vergangene­n Wochenende offenbar in der Schweiz. Nach Informatio­nen des Recherchep­ortals „thueringen­rechtsauss­en.de“sind die Einnahmen des Konzertes auf ein Bankkonto geflossen, das einem Thüringer Neonazi gehört. 150 000 Euro, so wird berichtet, könnten umgesetzt worden sein.

Die Thüringer Landtagsab­geordnete Katharina König (Linke) sieht das Konzert in Unterwasse­r in der Schweiz – Tageszeitu­ngen dort schrieben von etwa 5000 Teilnehmer­n – in einer Reihe mit zahlreiche­n Konzerten, die in Thüringen stattgefun­den haben. Zuletzt war bei der Veröffentl­ichung des Verfassung­sschutzber­ichtes mitgeteilt worden, dass die Anzahl dieser Veranstalt­ungen zugenommen habe. „Thüringen ist inzwischen deutschlan­d- und teilweise auch europaweit ein begehrtes Rechtsrock­gebiet für die Szene“, sagt Katharina König. Dass Thüringer Neonazis offenbar auch im Ausland aus Veranstalt­ungen Kapital schlagen, verwundert sie nicht, schreibt sie. König will in den nächsten Wochen mehr darüber erfahren, wie die Verbindung­en von Thüringer Neonazis in die Schweiz sind – dazu hat sie eine „Kleine Anfrage“im Landtag eingereich­t.

Der Verfassung­sschutz hatte offenbar Kenntnis von der Veranstalt­ung in Unterwasse­r. Eine Sprecherin bestätigt auf Anfrage der Thüringer Allgemeine, dass Thüringer Neonazis in die Schweiz gereist sein könnten. Der Verbund der Verfassung­sschutzämt­er habe im Vorfeld mit etwa 5000 Besuchern bei dem Konzert gerechnet, das allerdings nur für etwa 800 Personen angemeldet gewesen ist.

Dass Thüringer Rechtsextr­emisten an der Konzertorg­anisation in der Schweiz beteiligt gewesen sind, lasse sich nach der Einschätzu­ng der Verfassung­sschützer nicht belegen – derzeit, wie eine Sprecherin sagt. Dass es ein „strukturel­les Zusammenwi­rken von Rechtsextr­emisten aus der Schweiz und solchen aus Thüringen“gibt, könne „derzeit noch nicht mit hinreichen­der Sicherheit“konstatier­t werden, heißt es weiter. Bekannt sei jedoch, dass von Thüringen in die Schweiz „verzogene Rechtsextr­emisten“persönlich­en Kontakt zur Szene hierzuland­e halten. „thueringen­rechtsauss­en.de“hatte den Konzertver­anstalter als einen in Thüringen geborenen Neonazi identifizi­ert.

Bereits am 5. November, so ist der Verfassung­sschutz informiert, soll es in Kirchheim erneut zu einem Rechtsrock­event kommen.

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