Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Schmidt sieht erneut Rot
Leverkusens Trainer muss beim 0:3 gegen Hoffenheim zum dritten Mal auf die Tribüne. Volland fliegt früh vom Platz
Leverkusen. Roger Schmidt ist wieder der Buhmann der Bundesliga. Mit einer Schimpftirade gegen seinen Hoffenheimer Kollegen Julian Nagelsmann sorgte Bayer Leverkusens Trainer am Samstag für einen neuen Eklat. Als Wiederholungstäter droht ihm ein Nachspiel beim Dfbsportgericht und eine Sperre für mindestens zwei Spiele.
„Ich fühle mich nicht toll, dass ich wieder auf die Tribüne durfte“, kommentierte der 49-Jährige nach dem 0:3 gegen Hoffenheim seine vorzeitige Verbannung von der Trainerbank. „Ich gedacht, dass mir so etwas nicht noch einmal passiert.“
Es war schon das dritte Mal, dass Schmidt Rot sah. Im Februar hatte er sich in der Partie gegen Borussia Dortmund geweigert, den Innenraum zu verlassen, und war zu einer Sperre von fünf Spielen verurteilt worden, wobei davon zwei Partien bis 30. Juni 2017 auf Bewährung ausgesetzt wurden. Das erste Mal musste der ehrgeizige wie unbeherrschte Coach am 8. Februar 2015 in Bremen seinen Platz unfreiwillig räumen.
Ob er als Wiederholungstäter mit einer Auszeit von zwei Spielen davon kommt? Ist mehr als fraglich. „Sie denken, dass ich ein Experte auf dem Gebiet bin“, antwortete Schmidt ironisch auf die Frage, mit welchem Strafmaß er nach der Entgleisung rechnen müsse. Er hatte Nagelsmann als „Spinner“angepöbelt und ihm wütend zugerufen: „Halt doch einfach die Schnauze!“
Schmidt entschuldigte sich zwar für den Ausraster, relativierte ihn jedoch zugleich. „Ich habe mich aufgeregt, dass er sich aufgeregt hat, und habe ein paar Worte gesagt, die nicht in Ordnung waren“, erklärte er. „Ich glaube, dass solche Dinge nicht einmalig sind, sondern sehr häufig passieren.“
Rückendeckung bekam der Bayer-trainer von seinem Sportdirektor Rudi Völler. „Eines ist sicher wie das Amen in der Kirche: Nur weil unser Trainer etwas zu einem anderen Trainer gesagt hat, werden wir kein riesiges Fass aufmachen“, betonte er. Bei Schmidt werde nach der Vorgeschichte beim Bvb-spiel besonders genau hingehört und geschaut. „Wenn es ein anderer gesagt hätte, hätten die Schiedsrichter sicher weggehört“, mutmaßte Völler. Dramatisch sei das alles nicht gewesen.
Der Hoffenheimer Trainer wollte den hitzigen Zwischenfall an der Seitenlinie nicht hochhängen. „Fußball ist ein emotionaler Sport“, sagte Nagelsmann. „Die Trainer haben das Leid, an der Linie mit hohem Puls zu stehen. Sie können nicht durch körperliche Betätigung die Emotionen aus dem Körper kriegen.“
Er hatte allen Grund, das Thema zumindest öffentlich generös schnell abzuhaken. Schließlich feierten die ungeschlagenen Hoffenheimer durch die Tore von Demirbay (15.), Wagner (49.) und Zuber (60.) nicht nur den vierten Sieg in Serie, sondern mit 16 Punkten den besten Start seit dem Aufstieg 2008.
Begünstigt wurde der Erfolg beim Champions-league-club durch den frühen Platzverweis des Ex-hoffenheimers Volland (6.) wegen einer Notbremse gegen Demirbay. „Für mich ist das extrem bitter, nicht nur, weil ich gegen meinen Ex-club gespielt habe“, sagte der Stürmer. dpa