Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Schmidt sieht erneut Rot

Leverkusen­s Trainer muss beim 0:3 gegen Hoffenheim zum dritten Mal auf die Tribüne. Volland fliegt früh vom Platz

- Von Andreas Schirmer

Leverkusen. Roger Schmidt ist wieder der Buhmann der Bundesliga. Mit einer Schimpftir­ade gegen seinen Hoffenheim­er Kollegen Julian Nagelsmann sorgte Bayer Leverkusen­s Trainer am Samstag für einen neuen Eklat. Als Wiederholu­ngstäter droht ihm ein Nachspiel beim Dfbsportge­richt und eine Sperre für mindestens zwei Spiele.

„Ich fühle mich nicht toll, dass ich wieder auf die Tribüne durfte“, kommentier­te der 49-Jährige nach dem 0:3 gegen Hoffenheim seine vorzeitige Verbannung von der Trainerban­k. „Ich gedacht, dass mir so etwas nicht noch einmal passiert.“

Es war schon das dritte Mal, dass Schmidt Rot sah. Im Februar hatte er sich in der Partie gegen Borussia Dortmund geweigert, den Innenraum zu verlassen, und war zu einer Sperre von fünf Spielen verurteilt worden, wobei davon zwei Partien bis 30. Juni 2017 auf Bewährung ausgesetzt wurden. Das erste Mal musste der ehrgeizige wie unbeherrsc­hte Coach am 8. Februar 2015 in Bremen seinen Platz unfreiwill­ig räumen.

Ob er als Wiederholu­ngstäter mit einer Auszeit von zwei Spielen davon kommt? Ist mehr als fraglich. „Sie denken, dass ich ein Experte auf dem Gebiet bin“, antwortete Schmidt ironisch auf die Frage, mit welchem Strafmaß er nach der Entgleisun­g rechnen müsse. Er hatte Nagelsmann als „Spinner“angepöbelt und ihm wütend zugerufen: „Halt doch einfach die Schnauze!“

Schmidt entschuldi­gte sich zwar für den Ausraster, relativier­te ihn jedoch zugleich. „Ich habe mich aufgeregt, dass er sich aufgeregt hat, und habe ein paar Worte gesagt, die nicht in Ordnung waren“, erklärte er. „Ich glaube, dass solche Dinge nicht einmalig sind, sondern sehr häufig passieren.“

Rückendeck­ung bekam der Bayer-trainer von seinem Sportdirek­tor Rudi Völler. „Eines ist sicher wie das Amen in der Kirche: Nur weil unser Trainer etwas zu einem anderen Trainer gesagt hat, werden wir kein riesiges Fass aufmachen“, betonte er. Bei Schmidt werde nach der Vorgeschic­hte beim Bvb-spiel besonders genau hingehört und geschaut. „Wenn es ein anderer gesagt hätte, hätten die Schiedsric­hter sicher weggehört“, mutmaßte Völler. Dramatisch sei das alles nicht gewesen.

Der Hoffenheim­er Trainer wollte den hitzigen Zwischenfa­ll an der Seitenlini­e nicht hochhängen. „Fußball ist ein emotionale­r Sport“, sagte Nagelsmann. „Die Trainer haben das Leid, an der Linie mit hohem Puls zu stehen. Sie können nicht durch körperlich­e Betätigung die Emotionen aus dem Körper kriegen.“

Er hatte allen Grund, das Thema zumindest öffentlich generös schnell abzuhaken. Schließlic­h feierten die ungeschlag­enen Hoffenheim­er durch die Tore von Demirbay (15.), Wagner (49.) und Zuber (60.) nicht nur den vierten Sieg in Serie, sondern mit 16 Punkten den besten Start seit dem Aufstieg 2008.

Begünstigt wurde der Erfolg beim Champions-league-club durch den frühen Platzverwe­is des Ex-hoffenheim­ers Volland (6.) wegen einer Notbremse gegen Demirbay. „Für mich ist das extrem bitter, nicht nur, weil ich gegen meinen Ex-club gespielt habe“, sagte der Stürmer. dpa

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