Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Kitzeln hilft: Bayerns Welt wieder in Ordnung
Beim 2:0 gegen Gladbach hat Münchens Spaßkicker Costa sogar Muße für ein Handy-foto. Trainer Ancelotti greift in die Taktik-schatulle
München. War was beim FC Bayern? Nur eine Woche nach seinem verbalen Anpfiff für die Spieler stand Karl-heinz Rummenigge nach dem dominanten 2:0 des Tabellenführers im Topspiel gegen Mönchengladbach im Bauch der Allianz Arena und konnte schon wieder entspannt über Nebensächlichkeiten wie das Jubel-selfie des Torschützen Douglas Costa plaudern.
„Man muss die Mannschaft manchmal auch ein bisschen kitzeln“, meinte der Vorstandschef und resümierte nach den Erfolgen in Champions League (4:1 gegen Eindhoven) und Bundesliga-alltag: „Ich bin sehr zufrieden mit der Woche. Der Spieltag ist gut für uns gelaufen.“
Der Schlendrian ist nach zwei unerhörten Unentschieden gegen Köln (1:1) und in Frankfurt (2:2) wieder raus. Die schlechte Nachricht für mutige Bayern-jäger lautet: Die übermächtigen Münchner werden auch in dieser Spielzeit exklusiv darüber entscheiden, wie spannend oder langweilig der Titelkampf im ersten Jahr unter Neu-trainer Carlo Ancelotti verlaufen wird.
Es war eine rundum positive Woche. Der Italiener blieb sich in der ersten Scheinkrise selbst treu. Und gegen die überforderten Gladbacher bewies er darüber hinaus, dass er neben der Mannschaftsführung eben auch die taktischen Feinheiten des Fußballspiels drauf hat.
Mit hoch aufrückenden Mittelfeldspielern erstickte Bayern das Aufbauspiel der Borussia, deren erzwungene lange Bälle zur leichten Beute wurden. „Die erste Halbzeit war perfekt“, lautete Ancelottis Urteil. Die Treffer von Vidal (16.) und Douglas Costa (31.) drückten die Überlegenheit tatsächlich nur ansatzweise aus. Beide Tore wurden nach Schema Ancelotti durch die hochstehenden Außenverteidiger Alaba und Rafinha vorbereitet. „Wir waren viel zu passiv, haben die Bayern spielen lassen. Für einen Sieg kamen wir nicht infrage“, sagte Gäste-trainer André Schubert.
Borussen-manager Max Eberl sprach von einem Lerneffekt für die junge Fohlen-elf, die drei Tage nach dem Erfolg bei Celtic Glasgow gegen ein internationales Schwergewicht an Grenzen stieß: „Wir haben noch nicht das Niveau, zweimal hintereinander Champions League zu spielen.“Erst als die Bayern nach der Pause den Bleifuß vom Gaspedal nahmen, konnten die Gäste ein wenig mitspielen und verzeichneten auch einen Pfostentreffer von Hahn (71.).
Angesichts Münchens Übermacht konnte sogar der ungewöhnliche Torjubel von Douglas Costa zu einem großen Thema werden. Der Brasilianer sprintete nach seinem ersten Saisontor zur Tribüne, wo er sich ein Handy schnappte und mit zwei Kumpels ein Selfie knipste.
Für spaßfreie Zeitgenossen war das ein Unding. Aber das Liga-novum stufte nicht einmal Schiedsrichter Drees als Unsportlichkeit ein. dpa