Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Dem Regen getrotzt
Bei widrigen Bedingungen holen sich auf der Oberhofer Schanze Siegel und Hoffmann die Meistertitel
Oberhof. Als David Siegel oben auf das Startsignal wartete, wurde ihm bewusst, welche Möglichkeit sich ihm gerade bietet. „Ich wusste, dass ich die große Chance habe. So etwas bekommt man ja nur einmal im Jahr. Deshalb war ich auch ganz schön nervös“, sagte der 20 Jahre alte Junioren-weltmeister, der auf der Hans-renner-schanze im Oberhofer Kanzlersgrund zum ersten Mal den deutschen Meistertitel eroberte.
Bei teilweise heftigem Regen und empfindlich kühlen vier Grad landete der junge Skispringer vom SV Baiersbronn bei 140 und 126 Meter und siegte damit vor Team-olympiasieger Andreas Wellinger vom SC Ruhpolding (137,5/127) und Richard Freitag (136/124,5).
Der Sachse, der 2014 den deutschen Meistertitel gewonnen hatte, war zufrieden. „Der erste Durchgang war der beste Sprung des ganzen Wochenendes. Die Windverhältnisse waren top. Dass es so regnete, na ja. Wir sind ja nicht aus Zucker“, sagte Freitag ganz entspannt.
Weltmeister und Team-olympiasieger Severin Freund war für die Titelkämpfe in Thüringen zwar gemeldet, verzichtete aber in Absprache mit Bundestrainer Werner Schuster auf einen Start in Oberhof. Nach überstandener Hüftoperation im April hatte Freund erst im September wieder mit dem Training begonnen und hatte beim Sommergrand-prix Anfang des Monats in Hinzenbach und Klingenthal mit den Plätzen elf und zwölf sein Comeback gefeiert. Der 28 Jahre alte Doppel-weltmeister hat den Fokus auf den Weltcupstart in Kuusamo gerichtet, wo am 25. November der Auftakt vollzogen wird.
Bester Thüringer war der 19 Jahre alte Felix Hoffmann vom SWV Goldlauter, der sich mit Sprüngen auf 128,5 Meter und 123,5 Meter den siebten Platz sicherte und damit zugleich deutscher Junioren-meister wurde. Als Zehnter schaffte Tim Heinrich vom WSC Schmiedefeld (128,5/117,5) ein zweiter Thüringer den Sprung in die Top Ten. Enttäuscht war dagegen Andreas Wank, der lange Jahre in Thüringen trainiert hat. Beim ersten großen Wettbewerb nach der Sanierung der Oberhofer Schanze reichte es für ihn nur zu Rang neun.
Für die deutschen Skispringer beginnt nun die unmittelbare Vorbereitung auf den Winter. Zunächst wird in Garmisch-partenkirchen trainiert, später in Oberstdorf. Mitte November darf das Weltcup-team noch einmal Sonne tanken – beim Athletik-trainingslager auf Zypern. Bundestrainer Schuster weiß, dass seine Mannschaft noch hart arbeiten muss, um erfolgreich die Wm-saison mit den Titelkämpfen in Lahti als Höhepunkt zu meistern (22. Februar bis 5. März): „Einige Springer sind in einer ganz guten Verfassung. Aber ehrlicherweise ist keiner im Moment absolute Weltklasse.“