Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Frostige Nacht in Thüringen

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Erfurt.

Eine kalte Nacht hat von Mittwoch auf Donnerstag in zahlreiche­n Regionen von Sachsen, Sachsen-anhalt und Thüringen für Bibbern gesorgt. In Sachsen wurden auf dem Fichtelber­g und in Thüringen auf der Schmücke jeweils minus 6,8 Grad Celsius gemessen, wie der Deutsche Wetterdien­st mitteilte. In Sachsen-anhalt waren der Brocken mit minus 8,1, Gardelegen mit minus 6,2 und Harzgerode mit minus 5,9 die kältesten Orte. Am Flughafen Leipzig/ Halle wurde mit minus 2,4 Grad sogar ein neuer Kälterekor­d für eine Nacht zum 20. April aufgestell­t, im Jahr 1972 lag der bisherige Tiefstwert bei minus 1,3 Grad. (dpa)

Erfurt.

Als Julia Schulze vor zehn Jahren die ersten Gipsabdrüc­ke von Babybäuche­n anfertigte, ahnte sie nicht, wozu sich diese Sache eines Tages auswachsen würde. Sie wusste nur, dass sie Künstlerin sein und nicht länger im Einzelhand­el arbeiten wollte, in dem sie ihre Ausbildung absolviert hatte. Sie fühlte sich in diesem Beruf nicht wirklich wohl und vor allem auch kreativ ziemlich unterforde­rt. Doch nun – Ironie des Schicksals – ist Julia Schulze selbst Inhaberin eines Ladengesch­äfts. Vor wenigen Tagen eröffnete die 35-Jährige am Fischersan­d in Erfurt ein Atelier, wie es in dieser Form bundesweit kein zweites gibt. Letztlich ist das aber eine nur logische Folge ihrer damaligen Entscheidu­ng, die ausgetrete­nen Pfade zu verlassen. Die ehemalige Hartz-iv-empfängeri­n, die sie kurze Zeit nach der Geburt ihrer ersten Tochter war, hat den Sprung in die Selbststän­digkeit geschafft und inzwischen nicht nur sich sondern auch zwei weiteren Frauen eine neue berufliche Existenz ermöglicht.

Und das mit eben jenen Babybauch-abdrücken. Julia Schulze fertigte diese Erinnerung­sstücke zunächst in ihrer Freizeit, wobei sie die Abdrücke von Anfang an eben nicht pur beließ, sondern veredelte. Sobald die Abformunge­n ausgehärte­t waren, beschnitt sie sorgfältig deren Ränder, schliff sie glatt, grundierte und veredelte sie. Dabei bemalte sie sie, verzierte sie mit Spitzen, Bordüren, Bändern, Federn oder kleinen Kristallen und trug – je nachdem, was sich ihre Auftraggeb­erinnen wünschten – Namen, Daten, Ornamente auf.

Die Frauen, die sich von ihr solche Erinnerung­sstücke an die Schwangers­chaft anfertigen ließen, waren durch die Bank begeistert. Das Angebot sprach sich herum, die Nachfrage stieg. Deshalb richtete Julia Schulze, die damals noch in ihrer Heimat Potsdam lebte, zunächst ein winziges Arbeitszim­mer in ihrer Wohnung für die Kreativarb­eit her, 2010 dann ein kleines Atelier in Potsdam-babelsberg.

Doch als nach der Geburt ihrer zweiten Tochter die Wohnung definitiv zu eng wurde, entschied sie sich vor vier Jahren, zu ihrem neuen Lebensgefä­hrten nach Thüringen zu ziehen. In der Erfurter Innenstadt entdeckte das Paar eine Wohnung, die nicht nur geräumig und schön und zentral gelegen war, sondern auch noch ein Atelier unterm Dach aufwies. Dort richtete sich Julia Schulze ihre Manufaktur ein, dort empfing sie werdende Mütter aus allen Teilen der Bundesrepu­blik, die von ihrem Babybauch nicht bloß ein Foto, sondern gern einen kunstvoll gestaltete­n Abdruck haben wollten. Und obwohl so manche Schwangere erst einmal nach Luft ringen musste, wenn sie Julia Schulzes Refugium hoch über Erfurt erklommen hatte, wuchs die Nachfrage stetig weiter. Zum Schluss dauerte es ein bis anderthalb Jahre, bis die Abdrücke fertig waren.

Doch nicht nur der Berg an

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