Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Und nächstes Jahr am Balaton
Das ZDF blendet ins Jahr 1986 zurück und zeigt in dem Ost-west-drama „Honigfrauen“zwei Frauen aus Erfurt, ohne Erfurt zu zeigen
Erfurt.
Es war 1980, als Defa-regisseur Herrmann Zschoche zwei Jugendliche aus der DDR in den Urlaub nach Osteuropa schickte. Deren Eltern folgten mit dem Trabant. Zwar kam ein bisschen Politik darin vor, nicht aber die Stasi. Sechs Jahre später setzt die Handlung des Zdfdreiteilers „Honigfrauen“ein. Zwei Mädchen aus Erfurt trampen nach Ungarn. Auch hier reisen die Eltern mit dem Trabant hinterher, doch geht es um Fluchtgeschichten.
„Honigfrauen“heißt der Film, der an den nächsten drei Sonntagen zur Primetime ausgestrahlt wird. Das ZDF nennt es ein Ost-west-drama.
Die Schwestern Catrin und Maja Streesemann finden am Balaton schnell Anschluss. Während Catrin auf dem Campingplatz mit Rudi (Franz Dinda) aus Mühlhausen anbändelt, fühlt sich Maja von Hotelchef Tamás (Stipe Erceg) und dem Glanz seines Hotels angezogen. Unterdessen erhält Mutter Kirsten (Anja Kling) einen seltsamen Anruf von ihrer Jugendliebe Erik (Dominic Raacke) aus dem Westen, der sich ebenfalls in Ungarn aufhält. Weil sie verhindern will, dass ein Geheimnis die Familie ins Verderben stürzt, bringt sie ihren Mann Karl dazu, Maja und Catrin nach Ungarn hinterherzufahren.
Die Geheimnisse nehmen in dieser Mini-serie offenbar kein Ende. Denn der nette Rudi gehört in Wahrheit zu einer Spezialeinheit der Stasi, der sogenannten Balaton-brigade, die Fluchtversuche unterbinden soll. Ausgerechnet Hotelchef Tamás soll – ein Wunder der Dramaturgie – die Ddr-menschen in den Westen schmuggeln. Am Ende muss auch die Mutter eine Beichte ablegen. „Langsam, aber sicher gerät die traute Welt der Erfurter Familie vor der idyllischen Kulisse des Plattensees aus den Fugen“, heißt es in der Ankündigung des Mainzer Senders: „Am Balaton fallen die Masken.“Nun ja.
Das Drehbuch stammt von Christoph Silber und Nathalie Scharf, die Erfurt aus persönlicher Verbundenheit in die Serie hinein geschrieben hat. „Ich lernte da mit neun Jahren Schlittschuhfahren, verbrachte in Nordhausen und Erfurt immer die Ferien“, erklärte Natalie Scharf auf Anfrage dieser Zeitung.
Optisch spiegelt sich das allerdings nicht wieder. Die Thüringer Kulisse ist für ein Ddr-drama nicht mehr geeignet. Denn gedreht wurde der Dreiteiler im vergangenen Jahr von Juli bis Oktober komplett in Ungarn – am Balaton und in Budapest, erklärte das ZDF. So dienen augenscheinlich die Budapester Plattenbauten als Plattenbauten für Erfurtnord.
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Honigfrauen: . April, . April und . Mai, . Uhr