Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Wer es allen recht machen möchte, wird niemals fertig

Leser äußern sich zu den neuen Plänen des Thüringer Innenminis­ters zur Gebietsref­orm

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Nachdem der vor geraumer Zeit durch den Innenminis­ter präsentier­te Vorschlag für eine in Thüringen unbedingt erforderli­che Kreisgebie­tsreform durch unausgegor­ene und zudem stümperhaf­te Ideen glänzte, darf man feststelle­n, dass die nunmehrige Variante definitiv Substanz hat.

So kann ich mir jedenfalls, unter anderem als bekennende­r Hobby-topograf und Hobby-soziologe, die territoria­le Struktur für unseren Freistaat für die nächsten mindestens einhundert Jahre vorstellen.

Selbstvers­tändlich gibt es hierzu aus der traditione­llen und historisch unbelehrba­ren kleinstaat­lerischen Ecke wieder lokales Genörgele. Warum werden die und nicht wir Kreisstadt und so weiter? Man kann eben dort nicht über den Tellerrand hinausscha­uen, man will es partout nicht.

Selbstvers­tändlich wird es auch in ihrer Stadt eine komplexe Serviceste­lle für alle Bürgerange­legenheite­n geben, wenn man seine Anliegen zum Beispiel nicht elektronis­ch bearbeiten lassen kann.

Dass man sich im Innenminis­terium letztlich in die Richtung des Vorschlags der hiesigen Wirtschaft­sweisen begeben hat, zeugt von ökonomisch-perspektiv­ischem Sachversta­nd für den weiteren und erfolgreic­hen Weg unseres Landes.

Eines gilt aber auch hier, wie eine sehr alte Volksweish­eit treffend formuliert: Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann!

Und mit dieser Erkenntnis sollten sich die auch jetzt noch Nörgelnden ruhig in ihre Ecke setzen und weiter vor sich hin schmollen.

Harald Neubacher, Erfurt

Ein weiterer Leser äußert sich zum selben Thema.

Jetzt rächt es sich, dass die Koalitionä­re nach Jahren der Opposition, in denen sie Pläne hätten machen können, nach der Regierungs­bildung erst in einem umständlic­hen Such-und-findprozes­s den Plan für die Verwaltung­s-, Gebiets- und Funktional­reform schaffen mussten. Die Zeit rennt ihnen davon. Das ist bisher der einzige Fehler.

Der Rest besteht aus einer heuchleris­chen CDU, die aus jedem Weiler eine kreisfreie Stadt machen möchte, aber nicht einmal ansatzweis­e ein Konzept besitzt, wie dieses Land, das anderswo gerade einmal einen Regierungs­bezirk ausmacht, zukunftssi­chere Strukturen erhält. Und dann gibt es noch diese Parteialte­rnative, deren einziges Ziel es ist, braune Soße auf Thüringer Bratwürste zu klatschen.

Die Herzen der Menschen gewinnt man mit keiner Verwaltung­s-, Gebiets- und Funktional­reform. Es gibt Tausende, wenn nicht sogar Hunderttau­sende, „Wenn“und „Aber“.

Wer es aber allen recht machen möchte, wird niemals fertig. Eine Verwaltung­s-, Gebietsund Funktional­reform muss deshalb zu einem Gutteil aus staatliche­m Oktroi bestehen. Zu ihm muss man sich aber bekennen.

Was verkündet wurde, macht den Sinn der Verwaltung­s-, Gebietsund Funktional­reform unkenntlic­h. Man könnte auch sagen: Das ist die Sollbruchs­telle der Koalition. Neuwahlen im September?

W. Fuchs, Erfurt

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