Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Moralisch disqualifiziert
Ein Statement gegen die Greifvogelverfolgungen in Thüringen
Dieser Tage musste ich wieder den Printmedien entnehmen, dass es in Thüringen Kräfte gibt, die nicht davor zurückschrecken, streng geschützte Vogelarten wie den wunderschönen Rotmilan zu töten und dessen Brutstätten zu beseitigen, um vermeintliche Hindernisse für Windkraftstandorte aus dem Weg zu räumen.
Seit über 50 Jahren setze ich mich, wie viele andere auch, für den Schutz der Natur ein, bin Naturschutzbeauftragter und Beiratsmitglied bei uns im Landkreis, aber wenn ich solche Meldungen lese, fühle ich mich zurückversetzt in finsterste Zeiten des Mittelalters, wo man Menschen als Hexen verbrannte und Eulen an Scheunentore nagelte.
Der Rotmilan ist unter den Greifvögeln ein reiner Europäer, Deutschland trägt mit rund 50 Prozent der Weltpopulation die Hauptverantwortung für diese Art und der Weltbestand liegt gerade mal bei 20 000 bis maximal 25 000 Paaren, viel weniger als Einwohner in einer Stadt wie zum Beispiel Erfurt leben!
Und dann kommen welche daher, die diesen aus Geldgier und Hass töten! Dies ist kein Kavaliersdelikt sondern ein schweres Verbrechen! Vor der wissenschaftlich begründeten Erkenntnis, dass wir – Menschen, Tiere, Pflanzen und so weiter – alle Arten sind, es zwischen Menschen und Tieren nur graduelle, aber keine prinzipiellen Unterschiede gibt und deshalb moderne Wissenschaftler und Philosophen richtigerweise von menschlichen und nicht menschlichen Tieren sprechen, ist ein solches Handeln mehr als verabscheuungswürdig!
Wenn man eine Ökobilanz aufstellen würde, wer für das Ökosystem Erde wertvoller und nützlicher ist, dann schneidet jeder Rotmilan 100-mal besser ab, als Leute, die so etwas machen.
Die Triebkraft für ein solches Handeln ist in anthropozentrischem Denken, maßloser Geldgier, Skrupellosigkeit, krimineller Energie und Dummheit zu finden. Menschen, die so etwas tun, haben in meinen Augen ihre Würde als Menschen zeitlebens abgegeben. Ich hoffe nur, dass diese zu einer anderen Spezies gehören, denn wenn die Täter zu der Spezies gehören sollten, der auch ich angehöre, müsste ich mich schämen. Was da gemacht wurde, ist eine Respektlosigkeit gegenüber anderen nicht menschlichen Mitbewohnern unserer Umwelt, einfach ekelhaft und eine Beleidigung für jeden empathiefähigen Menschen!
Die Täter, und soviel kann man sagen, haben sich mit ihrem Handeln ethisch und moralisch disqualifiziert, sie haben sich selbst dem letzten Bodensatz dieser Gesellschaft zugeordnet. Diese Übergriffe auf geschützte Mitbewohner unserer Heimat kann man gesellschaftlich nur ächten und ich hoffe, die Polizei hat Ermittlungserfolge und setzt diese fest.
Der große deutsche Wissenschaftler Alexander von Humboldt hat schon vor 200 Jahren gesagt: „Grausamkeit gegen Tiere kann weder bei wahrer Bildung noch wahrer Gelehrsamkeit bestehen. Sie ist eines der kennzeichnendsten Laster eines niederen und unedlen Volkes.“
L. Reißland, Allendorf Scannen Sie einfach den Code ein und sehen Sie mehr Fotos der Blitzeraktion. Sollten Sie keine App haben, versuchen Sie es mit QR Droid (Android) oder QR Code Scanner (iphone).