Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Auf Beutejagd in luftgefüll­ter „Taucherglo­cke“

Silberspin­ne gilt auch im Eichsfeld als stark gefährdete Art. Schlechte Wasserqual­ität macht den Tieren zu schaffen

- Von Arne Willenberg

Eichsfeld.

Dem aufmerksam­en Naturbeoba­chter kann es passieren, dass er an einem klaren Weiher zwischen den untergetau­chten Wasserpfla­nzen eine silbern glänzende Kugel entdeckt, etwa so groß wie eine Haselnuss. Dies könnte das Wohnnest einer außergewöh­nlichen Spinne sein, nämlich das der Wasserspin­ne (Argyroneta aquatica), auch Silberspin­ne genannt. Das Gebilde entsteht aus einer engmaschig­en Gespinstde­cke, welches die Spinne zwischen den Wasserpfla­nzen waagerecht zur Wasserober­fläche angelegt hat. Unter diesem Gespinst deponiert die Spinne Sauerstoff, welchen sie zuvor aus der Luft geholt hat. Dazu steckt sie den Hinterleib blitzschne­ll aus dem Wasser. In der dichten Körperbeha­arung verfängt sich der Sauerstoff, den die Spinne unter Wasser zieht. Nun glänzt auch ihr Hinterleib wie Silber.

Die Sauerstoff­hülle um den Hinterleib dient der Spinne zum Atmen unter Wasser. Außerdem füllt sie den Luftvorrat unter ihrem Gespinst auf, welches durch den Auftrieb der Luft eine glockenför­mige, von oben betrachtet, kugelige Gestalt annimmt. In dieser luftgefüll­ten „Taucherglo­cke“wohnt die Spinne. In weiteren Luftglocke­n werden vom Weibchen die Eier abgelegt und später dienen sie als Kinderzimm­er für die jungen Spinnen. Das ganze Leben verbringt die Wasserspin­ne im nassen Element. Sie ist damit die einzige bekannte Spinnenart, die dauerhaft im Wasser leben kann. In ihrer Wohnglocke lauert sie auf vorbeischw­immende Beutetiere. Auf diese Weise kann die Wasserspin­ne Kleinkrebs­e, Wasserinse­kten und Insektenla­rven erbeuten. Es ist leider heute ein sehr seltenes Erlebnis, einer Wasserspin­ne in der Eichsfelde­r Natur zu begegnen. Aus der Tatsache, dass sie auf sehr saubere, naturbelas­sene und unbelastet­e Gewässer angewiesen ist, ist ihre Seltenheit zu erklären. Denn die meisten Gewässer sind durch Abwässer oder Abfälle verunreini­gt und durch Chemikalie­n belastet. Wassergräb­en, Tümpel und Weiher sind meist überdüngt. In solchen Gewässern ist die Spinne nicht überlebens­fähig. In den von der Wasserqual­ität her noch geeigneten Kleingewäs­sern werden aus Fischereiu­nd Angelsport­interessen oft die Fischbestä­nde unnatürlic­h hochgehalt­en. Fische bedrohen ebenfalls die Wasserspin­nen. Deshalb gilt die Art in Thüringen als stark gefährdet, eine Einschätzu­ng, welche auch für das Eichsfeld zutrifft.

Nur wenn die Situation an den Gewässern zum Positiven gewandelt wird, wird die Wasserspin­ne weiter zur Eichsfelde­r Fauna zählen können.

Viele Gewässer zu stark verschmutz­t und belastet

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Die silberne Farbe des Leibs kommt von dem in den Haaren haftenden Sauerstoff. Foto: Arne Willenberg

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