Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Auf Beutejagd in luftgefüllter „Taucherglocke“
Silberspinne gilt auch im Eichsfeld als stark gefährdete Art. Schlechte Wasserqualität macht den Tieren zu schaffen
Eichsfeld.
Dem aufmerksamen Naturbeobachter kann es passieren, dass er an einem klaren Weiher zwischen den untergetauchten Wasserpflanzen eine silbern glänzende Kugel entdeckt, etwa so groß wie eine Haselnuss. Dies könnte das Wohnnest einer außergewöhnlichen Spinne sein, nämlich das der Wasserspinne (Argyroneta aquatica), auch Silberspinne genannt. Das Gebilde entsteht aus einer engmaschigen Gespinstdecke, welches die Spinne zwischen den Wasserpflanzen waagerecht zur Wasseroberfläche angelegt hat. Unter diesem Gespinst deponiert die Spinne Sauerstoff, welchen sie zuvor aus der Luft geholt hat. Dazu steckt sie den Hinterleib blitzschnell aus dem Wasser. In der dichten Körperbehaarung verfängt sich der Sauerstoff, den die Spinne unter Wasser zieht. Nun glänzt auch ihr Hinterleib wie Silber.
Die Sauerstoffhülle um den Hinterleib dient der Spinne zum Atmen unter Wasser. Außerdem füllt sie den Luftvorrat unter ihrem Gespinst auf, welches durch den Auftrieb der Luft eine glockenförmige, von oben betrachtet, kugelige Gestalt annimmt. In dieser luftgefüllten „Taucherglocke“wohnt die Spinne. In weiteren Luftglocken werden vom Weibchen die Eier abgelegt und später dienen sie als Kinderzimmer für die jungen Spinnen. Das ganze Leben verbringt die Wasserspinne im nassen Element. Sie ist damit die einzige bekannte Spinnenart, die dauerhaft im Wasser leben kann. In ihrer Wohnglocke lauert sie auf vorbeischwimmende Beutetiere. Auf diese Weise kann die Wasserspinne Kleinkrebse, Wasserinsekten und Insektenlarven erbeuten. Es ist leider heute ein sehr seltenes Erlebnis, einer Wasserspinne in der Eichsfelder Natur zu begegnen. Aus der Tatsache, dass sie auf sehr saubere, naturbelassene und unbelastete Gewässer angewiesen ist, ist ihre Seltenheit zu erklären. Denn die meisten Gewässer sind durch Abwässer oder Abfälle verunreinigt und durch Chemikalien belastet. Wassergräben, Tümpel und Weiher sind meist überdüngt. In solchen Gewässern ist die Spinne nicht überlebensfähig. In den von der Wasserqualität her noch geeigneten Kleingewässern werden aus Fischereiund Angelsportinteressen oft die Fischbestände unnatürlich hochgehalten. Fische bedrohen ebenfalls die Wasserspinnen. Deshalb gilt die Art in Thüringen als stark gefährdet, eine Einschätzung, welche auch für das Eichsfeld zutrifft.
Nur wenn die Situation an den Gewässern zum Positiven gewandelt wird, wird die Wasserspinne weiter zur Eichsfelder Fauna zählen können.
Viele Gewässer zu stark verschmutzt und belastet