Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Die gekaufte Reform

- Martin Debes

über die letzte Hoffnung der Koalition

Es ist das älteste und einfachste Hilfsmitte­l der Politik. Wenn es mit einem Vorhaben nicht mehr weiterzuge­hen scheint, dann geht es oft doch irgendwie weiter – und zwar mit Geld.

So war es im neu gegründete­n Thüringen, als Firmen vor der Pleite standen und der Freistaat mit Abermillio­nen einstieg. So war es, als die Hausbesitz­er gegen zu teure Wasseransc­hlüsse demonstrie­rten, weshalb die wahlkämpfe­nde Cdu-regierung die Abgaben auf Kosten des Landes reduzierte. Und so war es natürlich bei der ersten Gebietsref­orm 1994.

Ein ordentlich­er Teil der 16 Milliarden Euro Schulden, die auf dem Land lasten, ist so zu erklären. Insofern ist die aktuelle Regierung besser dran als ihre Vorgänger: Sie muss keine Kredite aufnehmen, um mit immer neuen Geschenken an die Kommunen ihre unpopuläre Gebietsref­orm aufzuhübsc­hen.

Zuletzt war fast eine Milliarde Euro in der Reserve, und für dieses Jahr ist ein neuerliche­s Einnahmepl­us von fast 300 Millionen vorhergesa­gt. Was machen da schon um die 100 Millionen mehr für ein paar verarmte Gemeinden und Kreise?

Nicht viel – wenn nicht schon eine Viertelmil­liarde dafür eingepreis­t wäre. Hinzu kommt noch ein Kommunalpr­ogramm für 100 Millionen, ein Landesinve­stitionspa­ket für 275 Millionen und, und, und . . . Auch die Minister haben angesichts der anstehende­n Wahlen noch so einige Extrawünsc­he.

Heute berät das Kabinett darüber, wie es mit dem Steuerplus umgeht. Die Finanzmini­sterin will es ganz in die Rücklage geben – doch sie dürfte mit dieser Ansicht ziemlich alleine sein. Rot-rot-grün braucht das Geld, um sich eine Reform zu kaufen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany