Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Ja-sagen auf dem Berg oder unter Tage

Brautpaare, die an besonderen Orten heiraten wollen, haben in Thüringen eine große Auswahl

- Von Anderas Göbel

Erfurt.

Trauungen an ungewöhnli­chen Orten erfreuen sich auch in Thüringen wachsender Beliebthei­t. „Der Trend zur Heirat an besonderen Plätzen ist seit Jahren erkennbar und nimmt nach unserer Einschätzu­ng weiter zu“, sagt Heike Müller Hipper, Landesvors­itzende des Fachverban­ds der Standesbea­mten. Ganz oben rangierten dabei Burgen und Schlösser.

Doch es finden sich noch ganz andere besondere Orte, an denen der Bund fürs Leben geschlosse­n werden kann. In den vergangene­n drei Jahren sind unter anderem der Große Inselsberg im Thüringer Wald und eine Unterwasse­rkirche in Nordhausen als Heiratsort­e hinzu gekommen, ergab eine Umfrage der Deutschen Presseagen­tur. In Thüringen stehen jährlich knapp 10 000 Brautpaare vor den Standesbea­mten.

Auf dem Großen Inselsberg befindet sich in 930 Meter Höhe das höchstgele­gene Trauzimmer Thüringens. Die traumhafte Aussicht macht Hochzeiten auf dem Inselsberg äußerst begehrt. Seit 2015 das Trauzimmer unterhalb der Aussichtsp­lattform eingericht­et wurde, steige die Nachfrage kontinuier­lich, sagt Monika Siede, Leiterin des Standesamt­s Friedrichr­oda.

„Im ersten Jahr wurden 13 Hochzeiten auf dem Inselsberg geschlosse­n, für 2017 haben wir schon 24 Anmeldunge­n.“Die Paare ließen sich weder von den 78 zu bewältigen­den Stufen noch von der Schlechtwe­ttergefahr abhalten – zumal Petrus den Eheschließ­ungen in luftiger Höhe offenbar wohlgesonn­en ist: „Bei etwa 90 Prozent der Hochzeiten auf dem Inselsberg hatten wir gutes Wetter und Sonnensche­in, sogar im November und Januar. Das ist wirklich ungewöhnli­ch.“

Keine Sorgen um das Wetter müssen sich Brautpaare machen, die in der Kirche Johannes der Täufer in Nordhusia heiraten. Die Unterwasse­rstadt im Sundhäuser See in Nordhausen ist mit einer geweihten Kirche ausgestatt­et. Hochzeiten sind hier allerdings keine Massenersc­heinung - seit der Eröffnung 2014 waren es gerade mal drei. Das Jawort unter Wasser geben sich die Brautpaare mithilfe beschrifte­ter Schilder.

Dass die Nachfrage eher verhalten ist, hat für den Betreiber der Anlage, Wolfgang Tröger, auch ganz praktische Gründe: „Es ist sehr schwierig, gut auszusehen, wenn man direkt aus dem Wasser kommt. Vor allem Bräute mögen das nicht so gerne.“

Diese Sorgen haben Paare, die in alten Bergwerken und Höhlen heiraten, nicht. Schauplätz­e sind unter anderem die Saalfelder Feengrotte­n und das Schaubergw­erk Sondershau­sen. Die Barbarossa­höhle im Kyffhäuser­gebirge verzeichne­t derzeit nach Angaben der Veranstalt­er einen wahren Trauungsbo­om. Während 2016 insgesamt 15 Hochzeiten im „Tanzsaal Barbarossa­s“geschlosse­n wurden, gebe es in diesem Jahr schon 22 Anmeldunge­n, fast alle von außerhalb Thüringens, berichtet Angelique Liemen, Mitarbeite­rin der Barbarossa­höhle. „2000 Kerzen erhellen den Raum während der Hochzeit, wir verzichten völlig auf elektrisch­es Licht. Mit der Barbarossa­sage als Hintergrun­d ist das schon ein unvergessl­iches Ereignis.“Die Sage erinnert an den mittelalte­rlichen Stauferkai­ser Friedrich Barbarossa (Rotbart), der in dem Gebirge südlich des Harzes schlafen soll.

Im Kreis Gotha ist Schloss Friedenste­in eine beliebte Location für Heiratswil­lige. Die 24 möglichen Termine seien fast immer ausgebucht, sagte eine Sprecherin.

Auch die Dornburger Schlösser bei Jena, die Veste Heldburg, die Wasserburg Heldrungen, Schloss Posterstei­n in Ostthüring­en und die denkmalges­chützte Nordhäuser Traditions­brennerei ziehen Brautpaare an.

In Erfurt ist der Egapark gefragt für Hochzeiten, 13 Paare schlossen hier im vergangene­n Jahr ihre Ehe. Beliebt sind auch Trauungen unter dem riesigen Teleskop der Sternwarte Sonneberg oder auf einem Schiff auf dem Hohenwarte-stausee.

Die meisten Standesbea­mten nähmen die Mehrarbeit durch die Eheschließ­ung an ungewöhnli­chen Orten gerne in Kauf, sagt Heike Müller Hipper. Vor allem Heiraten an Sonntagen seien aber eine zusätzlich­e Belastung. In Thüringen gibt es derzeit 187 Standesämt­er.

 ??  ?? Judith Kovacs () und Gabriel Berger () waren das dritte Brautpaar, das sich auf dem Großen Inselsberg bei Gotha das Ja-wort gab. Das war , in dem Jahr, als das höchstgele­gene Trauzimmer Thüringens eröffnet wurde. Foto: Lutz Ebhardt
Judith Kovacs () und Gabriel Berger () waren das dritte Brautpaar, das sich auf dem Großen Inselsberg bei Gotha das Ja-wort gab. Das war , in dem Jahr, als das höchstgele­gene Trauzimmer Thüringens eröffnet wurde. Foto: Lutz Ebhardt

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