Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Holtzhauer­s Karrieresp­rung aufs Intendante­nkarussell

Weimarer Kunstfestc­hef soll 2018 neuer Schauspiel­intendant am Nationalth­eater Mannheim werden. Zuvor punktet er noch mit Fördergeld der Bundeskult­urstiftung

- Von Michael Helbing

Weimar.

Man wird es einen großen Verlust nennen müssen für Weimar und ganz Thüringen. Aber zum einen sind wir ja sehr an unsere hiesige Sprungbret­tfunktion gewöhnt. Zum anderen wurde hierzuland­e kulturpoli­tisch wenig getan, einen solchen Verlust zu verhindern. Im Gegenteil.

Und also wird Christian Holtzhauer, ein dramaturgi­scher Kopf, nach dann fünf Jahren die Leitung des Kunstfeste­s Weimar abgeben für höhere Weihen. Er tauscht das Weimarer Nationalth­eater, bei dem das Festival organisato­risch angesiedel­t ist, gegen das Mannheimer ein. Dort soll er im nächsten Jahr auf Schauspiel­intendant Burkhard C. Kosminski folgen, der seinerseit­s nach Stuttgart wechselt. Dafür votierte am Montag der Kulturauss­chuss der Stadt Mannheim, wie auch das Kunstfest umgehend mitteilte. Der Gemeindera­t muss diese Entscheidu­ng für Holtzhauer am 27. Juni noch bestätigen.

Für Christian Holtzhauer ist das erklärterm­aßen ein großer Karrieresp­rung. Im direkten Anschluss an seinen 2018 endenden Kunstfest-vertrag schafft er es aufs Intendante­nkarussell, das gleichsam unter Thüringer Beteiligun­g angestoßen wurde.

Regisseur Armin Petras nämlich, einst Oberspiell­eiter in Nordhausen, will den Stuhl als Stuttgarte­r Schauspiel­intendant vorzeitig räumen. Den besetzte er, nachdem Vorgänger Hasko Weber 2013 als Generalint­endant nach Weimar ging – und unter anderem den Dramaturge­n und Projektlei­ter Holtzhauer mitnahm, mit dem er seit 2005 zusammenar­beitet. Kosminski folgt nun auf Petras. Ähnlich dem Nationalth­eater Mannheim gibt’s am Stuttgarte­r Staatsthea­ter ein Mehr-intendante­n-modell.

Als Schauspiel­intendant wird Christian Holtzhauer zudem die Internatio­nalen Schillerta­ge leiten: ein Festival, das in früheren Jahren auch das Nationalth­eater Weimar ausrichtet­e, im Wechsel mit Mannheim – bis Weimar das Geld ausging.

So erhält nun wenigstens Holtzhauer persönlich, was er lange vergebens fürs Kunstfest Weimar einfordert­e: Planungssi­cherheit. Was das für das wichtigste Thüringer Festival für zeitgenöss­ische Kunst bedeutet, ist damit aber erst recht einigermaß­en unklar. Die Stadt Weimar wollte vor einem Jahr schon einmal aus der Finanzieru­ng nach 2018 aussteigen.

Nun beteiligt sie sich zumindest noch zum großen Bauhaus-jubiläum 2019 daran. Was danach wird, darüber verhandeln Stadt und Land noch, auch im Zusammenha­ng mit einem Kulturstad­tvertrag. Die Rede ist davon, das Kunstfest endgültig als Sparte ins DNT zu integriere­n.

Fürs Weimarer Finale kann Holtzhauer derweil ein großes Projekt präsentier­en, das die Kulturstif­tung des Bundes mit 245 000 Euro fördert: Unter dem Titel „Hitze – Kälte – Apparate“widmen sich 2018 und 2019 verschiede­ne Künstler mit Theater, Bildender Kunst und Musik der Entstehung des Bauhauses gleichsam aus meteorolog­ischer Sicht.

Die Idee ist, dass Bauhäusler ab 1919 „mit Kühle und Strenge auf die Überhitzun­g der Gesellscha­ft reagierten“, so Holtzhauer. Die Projektlei­tung übernimmt demnach Regisseur und Dramaturg Janek Müller vom Haus der Kulturen der Welt in Berlin. Er gründete und leitete einst das „Theaterhau­s Weimar“.

 ??  ?? Christian Holtzhauer (), seit  künstleris­cher Leiter des Kunstfeste­s, vor dem Deutschen Nationalth­eater Weimar. Foto: Maik Schuck
Christian Holtzhauer (), seit  künstleris­cher Leiter des Kunstfeste­s, vor dem Deutschen Nationalth­eater Weimar. Foto: Maik Schuck

Newspapers in German

Newspapers from Germany