Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Holtzhauers Karrieresprung aufs Intendantenkarussell
Weimarer Kunstfestchef soll 2018 neuer Schauspielintendant am Nationaltheater Mannheim werden. Zuvor punktet er noch mit Fördergeld der Bundeskulturstiftung
Weimar.
Man wird es einen großen Verlust nennen müssen für Weimar und ganz Thüringen. Aber zum einen sind wir ja sehr an unsere hiesige Sprungbrettfunktion gewöhnt. Zum anderen wurde hierzulande kulturpolitisch wenig getan, einen solchen Verlust zu verhindern. Im Gegenteil.
Und also wird Christian Holtzhauer, ein dramaturgischer Kopf, nach dann fünf Jahren die Leitung des Kunstfestes Weimar abgeben für höhere Weihen. Er tauscht das Weimarer Nationaltheater, bei dem das Festival organisatorisch angesiedelt ist, gegen das Mannheimer ein. Dort soll er im nächsten Jahr auf Schauspielintendant Burkhard C. Kosminski folgen, der seinerseits nach Stuttgart wechselt. Dafür votierte am Montag der Kulturausschuss der Stadt Mannheim, wie auch das Kunstfest umgehend mitteilte. Der Gemeinderat muss diese Entscheidung für Holtzhauer am 27. Juni noch bestätigen.
Für Christian Holtzhauer ist das erklärtermaßen ein großer Karrieresprung. Im direkten Anschluss an seinen 2018 endenden Kunstfest-vertrag schafft er es aufs Intendantenkarussell, das gleichsam unter Thüringer Beteiligung angestoßen wurde.
Regisseur Armin Petras nämlich, einst Oberspielleiter in Nordhausen, will den Stuhl als Stuttgarter Schauspielintendant vorzeitig räumen. Den besetzte er, nachdem Vorgänger Hasko Weber 2013 als Generalintendant nach Weimar ging – und unter anderem den Dramaturgen und Projektleiter Holtzhauer mitnahm, mit dem er seit 2005 zusammenarbeitet. Kosminski folgt nun auf Petras. Ähnlich dem Nationaltheater Mannheim gibt’s am Stuttgarter Staatstheater ein Mehr-intendanten-modell.
Als Schauspielintendant wird Christian Holtzhauer zudem die Internationalen Schillertage leiten: ein Festival, das in früheren Jahren auch das Nationaltheater Weimar ausrichtete, im Wechsel mit Mannheim – bis Weimar das Geld ausging.
So erhält nun wenigstens Holtzhauer persönlich, was er lange vergebens fürs Kunstfest Weimar einforderte: Planungssicherheit. Was das für das wichtigste Thüringer Festival für zeitgenössische Kunst bedeutet, ist damit aber erst recht einigermaßen unklar. Die Stadt Weimar wollte vor einem Jahr schon einmal aus der Finanzierung nach 2018 aussteigen.
Nun beteiligt sie sich zumindest noch zum großen Bauhaus-jubiläum 2019 daran. Was danach wird, darüber verhandeln Stadt und Land noch, auch im Zusammenhang mit einem Kulturstadtvertrag. Die Rede ist davon, das Kunstfest endgültig als Sparte ins DNT zu integrieren.
Fürs Weimarer Finale kann Holtzhauer derweil ein großes Projekt präsentieren, das die Kulturstiftung des Bundes mit 245 000 Euro fördert: Unter dem Titel „Hitze – Kälte – Apparate“widmen sich 2018 und 2019 verschiedene Künstler mit Theater, Bildender Kunst und Musik der Entstehung des Bauhauses gleichsam aus meteorologischer Sicht.
Die Idee ist, dass Bauhäusler ab 1919 „mit Kühle und Strenge auf die Überhitzung der Gesellschaft reagierten“, so Holtzhauer. Die Projektleitung übernimmt demnach Regisseur und Dramaturg Janek Müller vom Haus der Kulturen der Welt in Berlin. Er gründete und leitete einst das „Theaterhaus Weimar“.