Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Gemeinsame Lieder zum Kirchentag
Stehende Ovationen gab es am Himmelfahrtstag nach der Uraufführung des „Enchiridion-echo“in der Erfurter Predigerkirche. Es war das musikalische Begleitprogramm zum Evangelischen Kirchentag. Der Komponist Thomas König hatte den Auftrag für die Neuvertonung von Liedern aus dem Erfurter Gesangbuch von 1524 erhalten – dem sogenannten Enchiridion. Wochenlang hatten die Augustiner-kantorei und der Domchor für dieses Konzert geprobt. Es war der erste gemeinsame Auftritt dieser Art und ein Stück Ökumene.
Einen Tag später haben sich auf dem Kirchentag in Berlin die obersten Repräsentanten von katholischer und evangelischer Kirche in Deutschland, Kardinal Reinhard Marx und Landesbischof Heinrich Bedford-strohm, sich für eine „Ökumene der Geschwisterlichkeit“ausgesprochen. Wie diese neue Geschwisterlichkeit zu verstehen ist, das brachte Ulrich Neymeyr, der Bischof des Bistums Erfurt bei einer Rückschau auf den Erfurter Kirchentag auf den Punkt: Nach 500 Jahren kontroverser Diskussion werde nicht mehr kontrovers darüber diskutiert. Wenn es zum Himmelfahrtstag auf dem Domplatz geregnet hätte, dann wäre der Kirchentag in den Dom gezogen. So sah es der Plan B vor. Einmal abgesehen davon, habe die katholische Kirche seit langem von der Reformation profitiert. „Das Kirchenlied ist eine Frucht der Reformation“, sagte Ulrich Neymeyr am Samstag. Es sei sowohl eine kulturelle wie auch spirituelle Bereicherung. „Das Kirchenlied hat die Spiritualität belebt.“So sei es selbstverständlich, dass evangelische Lieder gesungen werden. Das wäre wohl der Plan Ö – wie Ökumene.
Was vom Erfurter Liederschatz des Jahres 1524 noch aktuell ist, das kann man am 31. Oktober hören. Zum Reformationstag wird das „Enchiridion-echo“noch einmal aufgeführt.