Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Der Feuermann beim Wassertanz
Heiligenstädter Grundschüler laden ein zur Märchenaufführung von Storms „Regentrude“
Heiligenstadt.
Es ist 13.15 Uhr in der Aula der Lorenz-kellnerschule in der Lindenallee. Konzentriert warten die Chorkinder aus den Klassenstufen 2 und 3 vor der Bühne auf ihren Einsatz. Musiklehrerin Kerstin Saalfeldkoppe wendet sich an sie und an alle jungen Darsteller, die gleich die Bühne betreten werden:
„Wenn der Chor mit dem ‚Sonnentanzlied‘ beginnt, kommen die ersten Darsteller. Jetzt nicht mehr mit den Zetteln rascheln, Ihr kennt doch Eure Texte auswendig. Denkt daran: Laut und deutlich sprechen und dabei zum Publikum schauen.“
Seit Januar proben die Chorsänger sowie die Laienspielgruppe – das sind Schüler der zweiten bis vierten Klassen – fleißig für ihre Aufführung „Die Regentrude“– ein Märchen mit Musik. Theodor Storm hat das Kunstmärchen 1863 in Heiligenstadt geschrieben, inspiriert vom Wasserfall der Geislede an der Scheuche im Park. Aus Anlass seines 200. Geburtstages im Jahr 2017 wollen sie im Rosengarten des Literaturmuseums „Theodor Storm“auftreten.
Das Klavier, an dem die Musikpädagogin die Kinder begleitet, wird dann durch ein Keyboard ersetzt werden. Kaum, dass der Erzähler begonnen hat, vom heißen Sommer vor einhundert Jahren zu berichten, unter dem Menschen und Tiere leiden, sitzt er auch schon auf dem Platz des reichen Wiesenbauern. „Nur heute, unser Wiesenbauer-darsteller ist krank geworden; der Erzähler übernimmt vorübergehend zusätzlich dessen Rolle“, erklärt Kerstin Saalfeld-koppe. Eine Gestalt in feuerrotem Umhang und mit ebensolcher Perücke lugt um die Ecke. „Stoß Dich beim Tanz ums Feuer nicht an den Stühlen“, ergeht der Hinweis Kerstin Saalfeld-koppe
der Lehrerin, und schon wirbelt der Feuermann herein. „Naturgeister, Ihr seid dran“, ertönt Kerstin Saalfeld-koppes Zuruf. Inzwischen haben sich Maren und Andrees auf den Weg zur schlafenden „Regentrude“ begeben. Die wohnt in ihrer märchenhaften Welt, in die man durch die große, ausgehöhlte Weide gelangt. Den uralten Spruch der Urahne, um die „Regentrude“aufzuwecken, haben sie gelernt: „Dunst ist die Welle. Staub ist die Quelle. Stumm sind die Wälder. Feuermann tanzet über die Felder…“
Das letzte Stück des Weges muss Maren allein gehen. Am Brunnen in Frau Trudes Reich haben sich die vier Jahreszeiten versammelt. Der Sommer hält den riesigen Schlüssel, mit dem der Wasserspender aufgeschlossen werden kann. Und dann ergießt sich endlich das lebensspendende Nass in Form einer riesigen blauen Stoffbahn über die Bühne. Ernsthaft gestalten die Akteure den „Wassertanz“. Nach Meinung der Lehrerin eigentlich etwas zu ernst. Es ist ein fröhlicher Anlass. „Macht ein freundliches Gesicht“, lautet ihr Hinweis. Was ist das? Eigentlich müsste sich der Feuermann jetzt beleidigt zurückziehen. Stattdessen tanzt er mit, hat einen großen Schirm in allen Farben des Regenbogens über sich aufgespannt. Zum Schluss kommen alle auf die Bühne, denn wenn Maren und Andrees Hochzeit feiern, sind nicht nur ihr Vater, seine Mutter und der Pfarrer dabei, sondern die gesamte Dorfbevölkerung. Wie im Flug sind 45 Minuten vergangen. Die Requisiten werden weggeräumt.
„Stoß Dich beim Tanz ums Feuer nicht an den Stühlen!“
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Aufführung am Sonnabend, . Juni, um Uhr im Rosengarten des Stormmuseums