Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Carmen singt zwischen Schrottautos
Erfurter Domstufenfestspiele bieten zur 25. Auflage Bizet-oper am Rande der Großstadt
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Erfurt.
Knapp 60 Schrottautos türmen sich haushoch. Es werden Würstchen gebraten überm Feuer, das in verbeulten Ölfässern entfacht ist. Wäsche hängt neben den Wohnwagen, die auch schon bessere Zeiten gesehen haben. Beleuchtet von Autoscheinwerfern, bietet sich ein Blick auf den Rand der Gesellschaft. Mittendrin agiert eine freiheitsliebende Frau zwischen Blechgebirgen, Wrestlingkämpfern in Zeitlupe und zur Musik von Georges Bizet – alles findet seinen Platz auf den Domstufen, wo „Carmen“die Oper der 25. Jubiläumsfestspiele ist.
Im Tim-und-struppi-comic „Die Juwelen der Sängerin“des französischen Zeichners Hergé hat sich Guy Montavon, Generalintendant des Theaters Erfurt, Anregungen geholt fürs Bühnenbild. Dort wohnt das reisende Volk in einem Wohnwagenlager, ist nur geduldet am Rande der Großstadt, ohne Recht auf Bildung oder ärztliche Versorgung. „Als Hauptbeschäftigung schmieden sie Eisen. Da lag die Verbindung zum Schrottplatz nahe“, so Montavon. „Büchsen sammelnde Zigeuner“, auf die er am Osloer Hafen getroffen war, hätten diese Idee noch verstärkt, die Inszenierung auf die Müllhalde der Gesellschaft zu verlegen.
Noch sei die Suche nach geeigneten Karossen auf den Schrottplätzen im Erfurter Umland nicht abgeschlossen, sagte Ausstatter Hank Irvin Kittel. In der Theaterwerkstatt werden die Autoteile präpariert und zu Bühnenbildteilen zusammengeschweißt.
13 weitere Autos, neuere Modelle samt Chauffeur, will Montavon im vierten Akt mit Vollgas heranrasen lassen.
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Premiere ist am Freitag, . August.
Es gibt Vorstellungen.