Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Apples spätes Klangwunder
Jetzt ist der smarte Lautsprecher Homepod erhältlich. Kann er Amazon Echo und Google Home in den Schatten stellen?
Berlin.
Smarte Lautsprecher sind ein Stück weit normal geworden. Wohl fast jeder, der sich für die Technik interessiert, hat bereits einmal Kontakt mit Amazons Alexa oder dem Google Assistant gehabt, und nicht wenige haben sich auch bereits eines der Geräte zugelegt. Etwas verspätet stößt Apple nun mit seinem Homepod (349 Euro) dazu. Wie schlägt sich der kostspielige Herausforderer im Vergleich mit den Platzhirschen von Amazon und Google? Für wen lohnt sich der Kauf, für wen nicht? Die Ergebnisse unseres Vorabtests des Homepod: den Raumgegebenheiten entsprechend abzustrahlen.
Konkret bedeutet das, dass Homepod in den ersten 10 bis 15 Sekunden beim erstmaligen Musikabspielen analysiert, wie Wände und Möbel den Schall reflektieren. Steht der Lautsprecher vor einer hohen Wand, zerlegt die Software die Musik in Hauptanteile, also etwa die Hauptgesangsstimme und wichtige Instrumente, und in weniger direkte Anteile, etwa den Hintergrundgesang. Die wesentlichen Klänge werden direkt in den Raum, die anderen eher rückwärtig gegen die Wand abgestrahlt. Durch diese Schallreflexionen bekommt Musik einen sehr viel räumlicheren Klang, ohne dabei ihren Charakter zu verändern. All diese Einstellungen erfolgen automatisch – und zwar jedes Mal, wenn die Box bewegt wird –, dafür sorgt ein Beschleunigungssensor.
Zudem sind Höhen, Mitten und Bässe wirklich sehr transparent und gut aufeinander abgestimmt, was im Ergebnis zu einem Klang führt, der in einer gänzlich anderen Liga spielt als Amazons Echo oder Google Home. Auch die eigentlich sehr ordentlich klingende Sonos One (230 Euro) kommt im direkten Vergleich nicht an den Homepod heran.
Kurz vor dem Deutschlandstart des Homepod hat Apple endlich Airplay 2 (siehe Kasten) freigegeben. Damit lassen sich zwei Homepods zu einem Stereopaar verbinden. Hier müssen die beiden Boxen ihre Raumund Schallberechnungen also auch noch aufeinander abstimmen. Dieser technisch sehr komplexe Prozess wird mit einem echten Hörerlebnis belohnt. Im Stereopaar klingt Musik raumfüllend und nahezu dreidimensional. Winkeln oder größerer Entfernung zu verstehen. Überhaupt ist das Sprachverständnis gut – französische Namen können aber eine Herausforderung sein: Statt Chopin spielte Siri beharrlich Musik von Jean Paul.
Anfragen zum Wetter, zur Umrechnung von Maßeinheiten, zu den Öffnungszeiten des nächsten Supermarkts oder zum kommenden Wm-spiel beantwortet Siri so souverän wie die Konkurrenz – insbesondere an den erschreckend smarten Google Assistant kommt Siri aber nicht heran, auch Alexa beherrscht dank Tausender Skills einige Tricks mehr.
Auf einen wichtigen Unterschied sei hingewiesen: Während Amazon und Google alle Anfragen gemeinsam mit dem Nutzernamen speichern, werden Siri-anfragen laut Unternehmensangaben stets nur anonymisiert an Apple verschickt und dort nur kurz gespeichert.
In Sachen Musik ist man derzeit auf Apple Music beschränkt, Spotify und Co. werden nicht direkt unterstützt, können aber auf Umwegen über das Smartphone oder Tablet via Airplay genutzt werden. Auch bei Radiosendern gibt es derzeit nur zwei Optionen: den Appleeigenen Sender Beats 1 oder den Deutschlandlandfunk. Andere Sender sind ebenfalls nur via App und Airplay empfangbar.