Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Schlechtes Erntejahr macht Thüringer Klöße teurer
Firma Ablig bezieht Knollen von Erzeugern aus der Region. Anbaufläche im Freistaat schrumpft drastisch
Die gute Nachricht zuerst: Trotz Trockenheit, Dürre und daraus resultierender Missernte müssen die Thüringer auch im kommenden Winterhalbjahr nicht auf ihre geliebten Klöße verzichten.
„Die 10 000 Tonnen, die wir für die Verarbeitung benötigen, werden wir bekommen“, versicherte Torsten Langbein von der Firma Ablig Feinfrost in Heichelheim im Weimarer Land gestern auf Anfrage. Das Unternehmen bietet unter anderem Kloßmasse und Fertig- sowie Tiefkühlklöße und Kartoffelpuffer an. Man beziehe die Knollen von Landwirten hier in Thüringen, so Langbein. Das sei auch eine Voraussetzung dafür, die Kriterien für das Siegel „Qualität aus Thüringen“zu erlangen.
Die Heichelheimer haben dafür einige Betriebe unter Vertrag genommen, darunter Landwirte aus Witterda, Trebra, Großengottern und dem ostthüringischen Niederpöllnitz. Allerdings
Heichelheim.
könne man zu deren Ertrag und der Qualität der Kartoffeln erst nach dem Abschluss der Ernte im Oktober etwas sagen.
Fest stehe allerdings bereits jetzt, dass sich die Verbraucher in diesem Jahr auf höhere Preise einstellen müssen, kündigte Langbein an. Schließlich seien Kartoffeln gegenwärtig bereits deutlich teurer als im Vorjahr.
„Wenn unsere Rohstoffpreise steigen, müssen wir das als Verarbeiter weitergeben“, so Langbein. Er erwartet spürbare Verteuerungen bei vielen Agrarerzeugnissen, selbst bei Milch und Butter, weil die Futterpreise durch die ausgefallene Ernte ebenfalls ansteigen.
Die Anbaufläche für Kartoffeln ist in den zurückliegenden Jahren in Thüringen dramatisch zusammengeschrumpft. Während die hiesigen Landwirte im Jahr 1991 noch auf fast 11 000 Hektar die Knollen angebaut haben, wuchsen die im zurückliegenden Jahr nur noch auf 1700 Hektar. Gleichzeitig schrumpfte die geerntete Menge im selben Zeitraum um mehr als zwei Drittel auf zuletzt 81700 Tonnen.
Das habe auch etwas damit zu tun, dass die Kartoffeln aus Thüringen durch die lehmhaltigen Böden im Land immer dunkler und schmutziger anmuteten als jene von Sandböden in Niedersachsen, sagt Langbein. „Daher sind die Thüringer Knollen im Netz im Einzelhandel schwerer absetzbar“, so Langbein.
„Kartoffeln haben wir in Thüringen nur noch auf gut tausend Hektar“, bestätigte auch der Präsident des Thüringer Bauernverbandes, Klaus Wagner, diesen Trend. Wenn die Anbaufläche aus wirtschaftlichen Gründen weiter derart stark zurückgehen, könne es für Anbieter von Thüringer Klößen schon problematisch werden, die benötigten Rohstoffe aus der Region zu beziehen, warnte Wagner.
Der Kartoffelpreis ist sehr großen Schwankungen unterlegen, im Vorjahr sei er sehr niedrig gewesen, in diesem Jahr gestiegen. Allerdings sei nicht klar, welcher Anteil der gestiegenen Verbraucherpreise letztlich auch bei den Erzeugern ankomme.
Deutschlandweit ist nach Angeben des Verbandes der verarbeitenden Industrie bis zu 40 Prozent der Kartoffelernte ausgefallen. In Thüringen liegt der erwartete Ernteausfall bei den Knollen sogar bei rund 60 Prozent. Fehlender Regen erschwert die Ernte zusätzlich.