Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

In Motzlar geht die Angst um: Seit Wochen zündelt ein Feuerteufe­l

Innenminis­ter Maier zu Besuch in der Rhöngemein­de. Einwohner und Feuerwehrl­eute sind frustriert und am Ende ihrer Kräfte

- Von Kai Mudra

Motzlar.

Die Stimmung in der 340 Einwohner zählenden Rhöngemein­de ist angespannt. Sei dem 14. Juli treibt dort ein Feuerteufe­l sein Unwesen. Bis heute ist der mutmaßlich­e Brandstift­er nicht gefasst. Entspreche­nd gereizt reagieren inzwischen die Einwohner.

„Die Menschen im Ort haben Angst“, sagt Bürgermeis­terin Manuela Henkel (parteilos). „In vielen Häusern stehen inzwischen gepackte Koffer mit den wichtigste­n Papieren und den nötigsten Sachen hinter den Türen.“Niemand weiß, wann und wo das nächste Feuer ausbricht.

Diese Angst begleitet die Einwohner, wenn sie zu Bett gehen, aber auch auf Arbeit oder beim Verreisen, fährt die Bürgermeis­terin fort. Gezündelt wurde nicht nur nachts, sondern am helllichte­n Tag, mitten im Ort.

Die ersten Feuer brachen im nahen Wald aus. Dann brannten Strohballe­n. Weil das während der Hitzeperio­de nichts Besonderes war, fiel niemandem sofort auf, dass es Brandstift­ung sein könnte. Doch die Feuer rückten in den vergangene­n Wochen immer näher an den Ort heran.

Erst vernichtet ein Brand ein Strohlager am Ortsrand. Die Feuerwehre­n konnten zum Glück verhindern, dass der Funkenflug die Nachbargeb­äude mit entzündete. Dann brannte der Kindergart­en nieder.

Den Einwohnern wird klar, hier zündelt jemand systematis­ch in ihrem Ort. Denn für einen weiteren Brand versuchte es der Feuerteufe­l innerhalb von zwei Tagen gleich zweimal an ein und derselben Stelle. Dreister geht es kaum.

Doch der Frust der Menschen in Motzlar richtet sich nicht nur gegen den Feuerteufe­l. Sie sind auch von den Behörden, vor allem der Polizei, enttäuscht und fühlen sich allein gelassen. Spekulatio­nen keimen auf, wer dahinter stecken könnte. Misstrauen keimt auf.

Über knapp zehn Wochen zieht sich die Brandserie inzwischen hin. Eine konkrete Spur zum Feuerteufe­l fehlt bisher. Die Einwohner fordern mehr Schutz auch von der Polizei.

Der bisherige Schaden beträgt 75 000 Euro

Thüringens Innenminis­ter Georg Maier (SPD) reiste gestern in die Rhön, um sich in Motzlar zu informiere­n. Beim Zusammentr­effen mit den Feuerwehrl­euten machten diese noch einmal ihre Sorgen deutlich. Dass seit Wochen nichts passiert sei, obwohl es immer wieder brenne, so lautet einer der Vorwürfe.

Polizeispr­echerin Julia Kohl weist diesen Vorwurf zurück. Die Ermittler der Kriminalpo­lizei aus Suhl seien bei jedem der Hausbrände in Motzlar gewesen und hätten Spuren gesichert. Die Kripo trage aber Zivil und keine Uniform und sei deshalb nicht immer gleich zu erkennen, ergänzt sie. Zudem wurde am Montag eine Arbeitgrup­pe bei der zuständige­n Polizei in Suhl gebildet, um die mutmaßlich­en Brandstift­ungen schnell aufzukläre­n.

Dass die Arbeitsgru­ppe erst am Montag eingesetzt wird, ist für viele im Ort viel zu spät. Innenminis­ter Maier versichert­e den Einwohnern, dass intensiv an der Aufklärung der Brandserie gearbeitet werde. Er betont, dass es sich dabei nicht um Kavaliersd­elikte handelt. Wer mitten in einem so eng bebauten Ortskern Feuer lege, riskiere Menschenle­ben.

Die Polizei untersucht derzeit zwölf Brände in und um Motzlar. In mindestens sechs Fällen gehen die Ermittler von vorsätzlic­her Brandstift­ung aus. Der bisher verursacht­e Schaden wird auf 75 000 Euro geschätzt.

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Diese Scheune mitten im Ortskern von Motzlar brannte am Sonntag. Rund  Feuerwehrl­euten gelang es, ein Ausbreiten der Flammen auf umstehende Häuser zu verhindern. Auch gestern war noch eine Brandwache aktiv. Fotos (): Kai Mudra

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