Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)
Besorgnis trotz gut gefüllter Auftragsbücher
Tag des Handwerks will Attraktivität des Berufsstandes zeigen
Die Wirtschaft boomt. Die Auftragsbücher der Handwerksunternehmen sind gut gefüllt. Und dennoch blickt Klaus Nützel auch besorgt in die Zukunft seines Berufsstandes. Der Präsident der Handwerkskammer für Ostthüringen denkt, dass der Fachkräftemangel mit Blick auf die kommenden Jahre eine der größten Herausforderungen sein werde. Für das neue Ausbildungsjahr habe das Ostthüringer Handwerk 700 neue Azubis gewinnen können. Um den Bedarf an künftigen Fachkräften zu decken, würden jedoch jedes Jahr 1000 Auszubildende gebraucht.
Rudolstadt.
Ein weiteres Problem: „Allein in den kommenden zehn Jahren stehen rund 1300 Handwerksunternehmen vor der Aufgabe, einen Nachfolger zu finden – das sind immerhin 13 Prozent aller Handwerksbetriebe in Ostthüringen“, sagt Nützel. Diese Entwicklung habe auch Auswirkungen auf Verbraucher. Wenn diese Betriebe nicht mehr existieren, würden die Wartezeiten auf Handwerker immer länger.
Deshalb sei es umso wichtiger, auf die Möglichkeiten aufmerksam zu machen, die eine berufliche Ausbildung im Handwerk bieten. Das soll am Samstag, 15. September, beim Tag des Handwerks gelingen. Ziel der Veranstaltung sei es, das Handwerk in ganz Thüringen in den besonderen Blickpunkt zu rücken. Außerdem sollen „Verbraucher sensibilisiert werden, lieber auf handwerkliche Produkte statt auf billige Massenware zu setzen“, betont Klaus Nützel.
Der Präsident der Handwerkskammer möchte den Tag auch nutzen, um mit politischen Entscheidungsträgern ins Gespräch zu kommen. Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) werden erwartet. „Wir werden auch die Themen Azubiticket, Akademisierungswahn in Deutschland und kostenfreie Meisterausbildung ansprechen“, so Klaus Nützel.
Es könne nicht sein, dass das Azubi-ticket nur im Verkehrsverbund Mittelthüringen seine volle Gültigkeit entfalte. Auch dem stärker werdenden Akademisierungswahn müsse entgegen gewirkt werden. „Wir brauchen nicht nur Wissenschaftler und Akademiker sondern auch junge Menschen, die Werte mit ihre Hände Arbeit schaffen“, sagt Nützel. Außerdem fordere die Handwerkskammer von der Politik die Meisterausbildung – analog dem Studium kostenfrei zu stellen.
Im Mittelpunkt stehe am Samstag jedoch das Fest, bei dem Handwerk und Verbraucher wieder näher zusammengebracht werden sollen.
Ziel: Verbraucher sensibilisieren