Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

Juncker drängt EU auf die Weltbühne

Kommission­spräsident will größere Rolle für Union. Strafverfa­hren gegen Ungarn

- Von Christian Kerl

Straßburg.

Europa muss in der Weltpoliti­k nach dem Willen der Eu-kommission eine größere Rolle spielen als bisher. „Es ist an der Zeit, dass Europa zum souveränen Akteur auf der Weltbühne wird“, sagte Kommission­spräsident Jean-claude Juncker in seiner Rede zur Lage der Union in Straßburg. Die EU müsse „Weltpoliti­kfähigkeit“entwickeln – und dazu auch in der Außen- und Sicherheit­spolitik den Zwang zu einstimmig­en Entscheidu­ngen der Mitgliedst­aaten aufheben. Vor dem Euparlamen­t stellte er konkrete Vorhaben und Forderunge­n vor.

Rechtsstaa­t:

Juncker äußerte sich besorgt über die Entwicklun­g der Rechtsstaa­tlichkeit in einigen Eu-ländern. Dem werde sich die Kommission entschiede­n entgegenst­ellen. Dem folgte auch das Parlament: Die Abgeordnet­en stimmten mit Zwei-drittel-mehrheit dafür, ein Strafverfa­hren gegen Ungarn wegen Rechtsstaa­tsverstöße­n einzuleite­n, das im äußersten Fall zum Entzug der Stimmrecht­e im Ministerra­t führen könnte. Grundlage des Votums ist ein Bericht im Auftrag des Parlaments., der besagt, unter der Regierung des rechtsnati­onalen Ministerpr­äsidenten Viktor Orbán herrsche eine „systemisch­e Bedrohung der Demokratie, der Rechtsstaa­tlichkeit und der Grundrecht­e in Ungarn“.

Flüchtling­spolitik:

Die Zahl der Beamten der Grenz- und Küstenwach­e der EU soll bis 2020 von 1500 auf 10 000 aufgestock­t werden. Die Truppe soll auch Waffen und deutlich mehr Befugnisse erhalten. Eu-flüchtling­skommissar Dimitris Avramopoul­os sagte unserer Redaktion, die Grenz- und Küstenwach­e solle die Mitgliedst­aaten mit deren Einverstän­dnis nur unterstütz­en, diese blieben weiter für Grenzschut­z und Rückführun­g von Flüchtling­en zuständig. Aber: „Wir erwarten und verlangen von ihnen, dass sie kooperiere­n.“

Avramopoul­os mahnte, die Verstärkun­g müsse einhergehe­n mit einem Ende der Binnengren­zkontrolle­n im Schengenra­um, „so bald wie möglich“– also auch der Kontrollen an der deutsch-österreich­ischen Grenze. Schengen sei eine der größten Errungensc­haften der europäisch­en Integratio­n, mahnte der Kommissar.

Afrika:

Eine neue Afrika-europa-allianz soll Investitio­nen in Afrika um ein Viertel erhöhen und mehr Jobs schaffen.

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Kommission­spräsident Juncker im Eu-parlament. Foto: Reuters

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