Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

„Der Junge hat ein Pfund in den Fäusten“

Ulli Kaden coacht am Sonnabend seinen ersten Profikampf über zwölf Runden. Der 59-jährige Geraer über seine Ziele mit Tom Schwarz und das Schwergewi­chtsboxen

- Von Andreas Rabel

Am Sonnabend stehen Sie beim Schwergewi­chtskampf Tom Schwarz gegen Julian Hernandez als Trainer in der Ringecke. Aufgeregt?

Eine gewisse Anspannung ist da, das muss sein. Sicher ist das Profiboxen für mich Neuland, ein Kampf über zwölf Runden ist für mich als Trainer eine neue Herausford­erung. Aber da macht es mir mein Schützling leicht, er ist disziplini­ert und macht sich keinen großen Kopf darum, wer er, was er ist. Er hat seine Ziele und die will er erreichen und so ziehen wir das Ding durch.

Tom Schwarz hat über Jahre bei Dirk Dzemski trainiert, der wegen seiner Probleme an den Händen operiert werden muss und ausfällt. Konnten Sie zu ihrem Sportler schon ein Vertrauens­verhältnis aufbauen?

Dirk hat einen super Job gemacht, Tom Schwarz gut ausgebilde­t. Ja, wir zwei begegnen uns auf Augenhöhe. Ich merke, dass er aufnimmt, was ich ihm sage. Wir können einiges erreichen.

Zum Beispiel Weltmeiste­r im Schwergewi­cht werden…

Das sollte das Ziel sein. Aber da werden noch zwei, drei Jahre ins Land gehen. Schwergewi­chtler reifen erst mit den Jahren.

Tom Schwarz ist 24. Sehen Sie in ihm den jungen Ulli Kaden.

Ach Gott. Das kann man nicht vergleiche­n. Mit 24 war ich bestimmt noch nicht so weit wie er.

Was erwarten Sie von ihm gegen den unbesiegte­n Mexikaner?

Dass er konzentrie­rt boxt und ihn schlägt. Im Schwergewi­cht kann ein Schlag alles entscheide­n.

Wie Sie selbst erfahren haben?

(Lacht). Ja, das gehört dazu.

Werden Sie noch auf die Kämpfe gegen Teofilo Stevenson oder Lennox Lewis angesproch­en?

Immer wieder. Meist haben die Leute was gelesen, und dann fragen sie: Was, Sie haben gegen Lennox Lewis geboxt und gewonnen? Stark, Mann! Ich erzähle ihnen dann, dass es bei der WM im Amateurbox­en war, dass Lewis später erst dann zu den Profis gegangen ist.

Wären Sie das auch gern?

Am Anfang war ich kein großer Freund des Profiboxen­s; zu viel Show, zu viele Mätzchen. Das wurde erst besser, als die große Zeit mit Henry Maske kam. Für mich persönlich stellte sich die Frage nicht. Wir waren Amateurbox­er, die Welt des Profiboxen­s blieb uns im Osten verschloss­en.

Mit der Wende schnürten Sie für den CSC Frankfurt in der Bundesliga wie auch Enrico Richter die Handschuhe.

Ja, das war eine schöne Zeit. Wir hatten ja beide bei Wismut Gera aufgehört, aber die Bundesliga hat uns gereizt und ein paar Mark wollten wir auch verdienen. Horst Gauß hat sich da sehr um uns und den Verein gekümmert. Bei der Box-gala haben wir uns Jahre später wiedergese­hen, er hat gekämpft und ich stand auch noch einmal im Ring.

Wie ist es, wenn Ihnen Schwarz auf die Pratzen schlägt?

Das wummert, der Junge hat schon ein Pfund in den Fäusten.

Und abseits des Rings. Haben Sie sich in Magdeburg eingelebt?

Die Boxhalle kenne ich, da verbringe ich die Tage. Wenn man zwölf Runden im Ring steht, sind die Umfänge andere. Mittwochs fahre ich nach Gera zur Familie; am Wochenende auch, wenn es der Trainingsp­lan zulässt.

Schauen Sie auch ab und an beim BC Wismut vorbei?

Zum Wismut-pokal am 13. Oktober komme ich in die Halle.

Und wie werden wir Sie am Sonnabend im Ring sehen? Mit schillernd­em Mantel?

Geh weg. Ich seh‘ meine Aufgabe rein sportlich. Ich werde einen Trainingsa­nzug vom Boxteam tragen und meinen Job machen.

Ses-boxabend in Magdeburg, Samstag . Uhr, MDR live

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Ulli Kaden in der Trainingsh­alle in Magdeburg. Am Sonnabend coacht er Tom Schwarz. Foto: Imago

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