Thüringer Allgemeine (Eichsfeld)

„Ich hatte zu viel Stress“

Norwegens Biathlon-legende Ole Einar Björndalen im Gespräch über seinen Abschied und Herzrhythm­us-störungen

- Von Dominik Loth

Gelsenkirc­hen.

Wenn das Traumpaar des Biathlon-sports seinen Abschied gibt, muss die Bühne groß sein, sehr groß. Am 29. Dezember gehen der 44-jährige Norweger Ole Einar Björndalen (achtmal Olympia-gold) und seine weißrussis­che Ehefrau Darja Domratsche­wa (viermal Olympia-gold) auf Schalke zum letzten Mal in die Loipe. Wie es dazu kam, darüber spricht der beste Biathlet der Geschichte.

Herr Björndalen, kennen Sie „Pommes-currywurst“?

Sicher, kenne ich das. Warum?

Weil die Menschen im Ruhrgebiet das gerne essen. Sie auch?

Ja, natürlich. Das esse ich auch gerne. Als aktiver Sportler musste ich auf so etwas verzichten. Aber nach meinem Abschiedsr­ennen auf Schalke werde ich mir eine „Pommes-currywurst“sicher gönnen.

Am 29. Dezember geben Sie ihren Abschied. Wie sind sie eigentlich auf die Schalke-idee gekommen?

Ich bin früher ja schon einige Male auf Schalke gestartet und kenne Herbert Fritzenwen­ger (Cheforgani­sator, d. Red.) seit vielen Jahren. Wir haben ein gutes Verhältnis. Er hat zu mir gesagt: ,Hör mal, wenn du aufhörst, kannst du bei uns auf Schalke deinen Abschied geben.‘ Da kann man natürlich nicht Nein sagen. Es ist das größte Biathlonsp­ortevent überhaupt.

2006 haben Sie in Gelsenkirc­hen ihren vierten und letzten Sieg geholt. Woran erinnern Sie sich noch?

Die Atmosphäre war großartig, das Rennen sehr spannend. Es gibt viele schöne Stadien in der Welt, speziell auch im Biathlon wie in Ruhpolding. Aber die Arena auf Schalke ist weltklasse. Die Zuschauer sind noch einmal näher dabei, gerade beim Schießen. Das ist ein fantastisc­hes Format.

Sie hätten aber auch in Norwegen oder in Weißrussla­nd ihren Abschied geben können.

Nach dem Wettkampf in Tjumen habe ich mich dazu entschiede­n, mit dem Biathlon aufzuhören. Dann habe ich in meiner Heimat in Simostrand­a meinen Rücktritt verkündet. Das war mir sehr wichtig. Weiter hatte ich nicht geplant.

Sie haben Ihren Rücktritt im April mit gesundheit­lichen Problemen, mit Herzrhythm­us-störungen, begründet. Beeinträch­tigt Sie das?

Das stört mich im Moment gar nicht. Die Vorbereitu­ng auf Olympia war sehr anstrengen­d, das war wirklich extrem. Die Belastung war so hoch, dass ich es nicht mehr ausgehalte­n habe. Nachts traten diese Herzrhythm­us-störungen auf. Ich habe mit Ärzten gesprochen und mich zurückgezo­gen. Im Endeffekt war der Stress das größte Problem. Ich hatte zu viel Stress.

Und jetzt?

Jetzt geht es mir gut. Ich habe wieder mehr Zeit für meine Familie. Ich mache noch immer regelmäßig Sport, trainiere aber nur mit einem Pensum von 30 Prozent im Vergleich zu früher und alles läuft gut.

Nach Ihrem Rücktritt wollten sie auch verreisen. Sind Sie schon dazu gekommen?

Nicht diese Art von verreisen. Ich bin sehr viel unterwegs, habe viele Termine. Aber ich hatte noch keine Zeit, mir Städte anzugucken. Das hole ich dann im Dezember in Gelsenkirc­hen nach.

Ihre Frau Darja Domratsche­wa wird mit Ihnen Abschied nehmen. War das so geplant?

Nein, das haben wir nicht geplant. Nachdem sie ihren Rücktritt erklärt hat, haben wir darüber gesprochen, und sie hat die Idee sehr gut gefunden. Sie ist auch schon einmal auf Schalke an den Start gegangen und fand die Stimmung super.

Wie sehen Sie Ihre Erfolgscha­ncen als Mixed-team?

(lacht) Das ist sehr schwierig zu sagen. Die Strecke der Biathlonwo­rld-team-challenge ist nicht so lang, obwohl sie mittlerwei­le internatio­nalen Anforderun­gen entspricht. Daher ist das Schießen auf Schalke wichtiger und wird entscheide­nd sein. In der Vorbereitu­ng werden wir auch mal gemeinsam trainieren. Das wird mein Höhepunkt in diesem Jahr.

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Das Biathlon-paar Darja Domratsche­wa und Ole Einar Björndalen verabschie­det sich am . Dezember auf Schalke. Foto: Martin Schutt/dpa

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